Nicht nur bei Amtseinsetzung und Verabschiedung machen der jetzige Salacher Bürgermeister Julian Stipp und sein Vorgänger Bernd Lutz gemeinsame Sache.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Salach - Sie duzen sich. Sie lachen und scherzen. Und sie klopfen sich auch mal gegenseitig auf die Schulter. Wer das Bürgermeisterbüro der Göppinger Kreisgemeinde Salach betritt, spürt dass hier zwei Männer miteinander können. Das ist gut so, aber keineswegs selbstverständlich. Schließlich sitzen hier der Ex und der Neue beisammen. Okay, der frühere Schultes Bernd Lutz hat seinen Posten aus freien Stücken zur Verfügung gestellt, um sich beruflich noch einmal anderweitig zu orientieren, und sein Nachfolger Julian Stipp ist keiner, der meint das Amt neu erfinden zu müssen und alles in Frage zu stellen.

 

Die Chemie zwischen den beiden stimmt also, was einen Übergang ohne Leerlauf möglich macht und gewiss zum Wohl der 8000-Seelen-Gemeinde ist. „Weil wir eine echte Vertrauensbasis haben, kann ich jederzeit anrufen. Das passt also,“ sagt Stipp. Und Lutz ergänzt: „Der Austausch läuft. Von Zeit zu Zeit treffen wir uns auch, so dass nix verloren geht.“ Das sei im Übrigen ganz in seinem eigenen Interesse, fügt der 48-Jährige hinzu. „Ich habe hier 16 Jahre meines Berufslebens verbracht. Da will ich natürlich wissen, wie es mit Salach weitergeht.“

Der Start von Lutz war nicht einfach

Dass es in geordneten Bahnen weitergehen kann, ist nicht zuletzt dem Lutz’schen Schaffen in diesen 16 Jahren zu verdanken. Keine Frage, der Start verlief holprig. Zwei Großprojekte, der Bau der Stauferlandhalle und das Sanierungsgebiet Kaffeegasse, fielen dem damaligen Amtsnovizen gleich finanziell auf die Füße. Schnell wurde deshalb Kritik laut: im Ort, im Gemeinderat und auch im Rathaus. Um die kommunale Kasse nicht über Gebühr zu strapazieren, mussten andere Projekte aufgeschoben werden. Hinzu kamen unvorhersehbare Ereignisse, wie etwa die Insolvenz der Salacher Papierfabrik. Von einem Tag auf den anderen gab es eine neue „Baustelle“.

Dass es Unstimmigkeiten gegeben hat, räumt Lutz ein. Einige seien der Situation geschuldet gewesen, so dass die Kritik berechtigterweise nicht habe ausbleiben können. In anderen Fällen habe er sich indes ungerecht behandelt gefühlt, etwa in Sachen Rasenspielfeld. So war der alte TSG-Platz für das Wohngebiet Brühl geopfert worden. Das versprochene neue Feld bei der Stauferlandhalle wurde des fehlenden Geldes wegen nicht angelegt. „Man hat mir vorgeworfen, den 1,8 Millionen Euro teuren Platz nicht bauen zu wollen“, erklärt Lutz. „Dabei bin ich von Kindesbeinen an Fußballer und hatte vollstes Verständnis für das Anliegen unserer Kicker, aber eben auch Verantwortung für den Rest der Bevölkerung“, macht er das Dilemma deutlich.

Stipp: Salach ist auf einem sehr hohen Niveau

Inzwischen ist jedoch auch dieses Problem gelöst, ebenso wie das ehemalige Papierfabrik-Areal saniert und für eine industrielle Nachnutzung vorbereitet ist. Auch sonst befinde sich Salach für eine Gemeinde dieser Größe mit knapp 8000 Einwohnern „auf einem sehr hohen Niveau“, sagt nicht Bernd Lutz, sondern Julian Stipp. Im Bildungs-, im Betreuungs- und auch im Freizeitbereich sei man mit dem Staufeneckzentrum sehr gut aufgestellt. Das Projekt „Neue Ortsmitte“ sei angelaufen und werde vorangetrieben. „Und mit der Schulsanierung, der weiteren Wohn- und Gewerbeflächenentwicklung oder dem Ausbau des schnellen Internets stehen weitere Herausforderungen an“, blickt der gerade 30-jährige Stipp nach vorn.

Dass sich dabei in etlichen Bereichen eine Kooperation mit den benachbarten Städten und Gemeinden anbietet, betonen Lutz und Stipp unisono. Es sei deshalb ein großer Erfolg, wenn die Flächennutzungspläne nicht mehr einzeln, sondern, wie geplant, innerhalb des Verwaltungsverbands fortgeschrieben würden. Dass in den vergangenen Jahren viel passiert ist, dass Salach gut dasteht, dass aber auch noch einiges zu tun bleibt, unterstreichen beide. „Erst jetzt beim Rückblick ist mir das so richtig bewusst geworden“, sagt Lutz. Da wünsche man sich schon ab und an ein Innehalten und ein Besinnen darauf, dass nicht jedes Großprojekt wie selbstverständlich umgesetzt werden kann.