Nach einem schrecklichen Oktober finden die Wild Wings aus Schwenningen in der Weihnachtszeit aus der Krise.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Schwenningen - Manchmal gehen Pat Cortina die deutschen Vokabeln aus, dann schaltet er (manche würde sagen: Er switcht) um auf Englisch. „Wir haben sehr diszipliniert gespielt, und ich bin wirklich happy, dass die Mannschaft sich hat rewarded for the effort on the ice“, analysierte der kanadische Trainer der Schwenninger Wild Wings nach dem 2:1-Erfolg über die Eisbären Berlin. Der Coach war froh darüber, dass sich sein Team vor 3880 Zuschauern dafür belohnt hatte, dass es sich gegen den Rekordmeister der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) richtig ins Zeug gelegt, trotz Rückstandes nicht aufgegeben und den dritten Sieg in Folge eingefahren hatte.

 

Kein Wunder war der Trainer aufgewühlt, schließlich waren seine Wild Wings lange Zeit der Hüter der Roten Laterne in der DEL. Zwischen dem 14. Oktober und dem 22. November gelang den Schwarzwäldern nur ein Sieg, sowohl Cortina als auch Sportdirektor Jürgen Rumrich mussten viel Kritik einstecken und sich unangenehmen Fragen stellen. Doch mit dem Advent hat der Erfolg wieder Einzug in die Helios-Arena gehalten – seit dem 4. Dezember haben die Schwenninger von 18 möglichen Punkten 13 eingesammelt, die Wild Wings sind auf Tabellenplatz 12 nach oben geflattert. Goldener Advent. Drei Siege in Folge sind dem Traditionsclub in dieser Saison noch nie gelungen. „Ich hoffe“, sagte Cortina, „dass die kleine Serie uns das nötige Selbstvertrauen gibt.“

Die Führungsspieler fallen aus

Siege können befreiend wirken, jeder Sportler weiß das. Aber dieser ungewohnte Höhenflug kommt ein wenig überraschend. Just in einer Situation, in der die junge Mannschaft der Wild Wings auf routinierte Führungsspieler verzichten muss, starten die Schwäne durch. Uli Maurer (32), vor der Saison von Meister Red Bull München gekommen, war gegen die Eisbären nach einer Verletzungspause zwar wieder auf dem Eis, doch Sascha Goc (37/Handbruch) und der Tscheche Jiri Hunkes (32) fallen noch einige Zeit aus. „Bis jetzt konnten wir die Ausfälle noch kompensieren“, sagte Manager Rumrich, „aber wenn die Belastung steigt, dann steigt auch das Risiko, dass uns irgendwann die Luft ausgeht.“ Diese Gefahr ist nicht wegzudiskutieren. Bis zum 7. Januar, wenn Schwenningen im Winter-Game in der Hoffenheimer Fußball-Arena auf Adler Mannheim trifft, müssen die Männer von Coach Cortina fünf Spiele in zwölf Tagen absolvieren – und es ist bekannt, dass Eishockey ein intensives Spiel darstellt, bei dem auch die Knochen harte Checks wegstecken müssen.

Hatten die Wild Wings im Oktober einen Engpass in der Offensive, so hat sich die Personalnot nun nach hinten verlagert: Nur fünf einsatzfähige Verteidiger stehen derzeit im Kader. Reichlich wenig für das anspruchsvolle Programm in der DEL. Daher ist Manager Jürgen Rumrich längst auf der Suche nach einem passenden Profi. „Natürlich würden wir einen Verteidiger verpflichten“, sagte der Ex-Nationalspieler, „aber wir benötigen einen Profi mit Perspektive und machen deshalb keinen Schnellschuss.“

Verteidiger übernehmen das Tore-Schießen

Die verbliebenen Abwehrspieler verrichten ihre Arbeit allerdings vorzüglich. Nicht nur, dass sie gemeinsam mit dem starken Goalie Dustin Strahlmeier (früher Bietigheim Steelers) den eigenen Kasten weitgehend besenrein halten, sie schießen auch noch Tore. Tim Bender hat das entscheidende 2:1 gegen die Eisbären erzielt und auch schon davor gegen Bremerhaven eingenetzt. „Wie im Oktober vieles gegen uns gelaufen ist, so läuft es jetzt eben für uns“, sagte der 21-Jährige, „das ist gut fürs Selbstvertrauen, und nach einem Sieg spürt man gar nicht, wie schwer die Beine wirklich sind.“ Pat Cortina wünscht sich die Fortsetzung des Höhenflugs bis Weihnachten und darüber hinaus. Am Freitag fahren die Wild Wings nach Nürnberg, am zweiten Weihnachtstag kommt Wolfsburg an den Neckar. „Hopefully“, sagte der Trainer, „es geht so weiter.“