Autobauer und Politiker können die Prämien für den Austausch von Dieselautos als Erfolg verkaufen, meint unser Autoexperte Harry Pretzlaff.

Stuttgart - Nein, untereinander abgesprochen haben die unter Kartellverdacht stehenden deutschen Autobauer dieses Mal wohl wirklich nichts. Anders kann man die großen Unterschiede bei der Ankündigung von Tauschprämien für alte Dieselautos kaum interpretieren. Während BMW schon einen präzisen Plan präsentiert, spricht Daimler vage von einem vierstelligen Bonus, und VW vertröstet, dass bald Details genannt werden können. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob diese Prämie erst bei den Verhandlungen zwischen Politik und Wirtschaft beschlossen worden sei.

 

Große Inszenierung mit bescheidenem Ergebnis

Das wäre jedoch überraschend, denn vermutlich lag die Abschlusserklärung schon vor Beginn des Berliner Spitzentreffens in der Schublade. Der Dieselgipfel war ebenso wie der Stuttgarter Autogipfel im Frühjahr eine große Inszenierung mit einem nur sehr bescheidenen Ergebnis, bei dem der Eindruck eines harten Ringens erzeugt werden sollte. Damit sollte der Vorwurf der Kumpanei zwischen Autobossen und Regierenden entkräftet werden.

Der Verdacht eines abgekarteten Spiels zwischen Politik und Wirtschaft ist indes bei der Dieselprämie nicht ganz von der Hand zu weisen. Beide Seiten profitieren davon. Die Politiker können als Erfolg verkaufen, dass es keine staatlichen Gelder für eine Kaufprämie geben wird und nicht der Steuerzahler für das aufkommen muss, was die Autobauer verbockt haben. Vielmehr müssen die Unternehmen dafür in die eigene Kasse greifen.

Die Ursache der Misere ist nicht vom Tisch

Die deutschen Autobauer wiederum können darauf verweisen, dass sie ja selbst anpacken, um die Probleme zu beseitigen. Doch die wirkliche Ursache der Misere, nämlich die drohenden Fahrverbote, sind damit nicht vom Tisch. Unter dem Strich ist die Prämie für die Konzerne eine recht günstige Lösung, die teurer aussieht, als sie tatsächlich ist. Denn die Unternehmen können den Bonus zumindest teilweise mit Rabatten verrechnen, die sie bisher schon gewährt haben. Ohnehin schwimmen die meisten von ihnen im Geld, so dass sie die zusätzlichen Ausgaben für die Prämien gut verkraften können.