Der Kämmerer der Gemeinde Kaisersbach, Dieter Zimmermann, radelt 1400 Kilometer am Stück und ist zum Schluss völlig am Ende. Einmal Venedig und retour – für einen guten Zwecke. Bis dato sind rund 5000 Euro Spendengelder auf dem Konto der Hospizstiftung.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Kaisersbach/Venedig - Er hat es tatsächlich geschafft. Dieter Zimmermann, der 61-jährige Kämmerer der Gemeinde Kaisersbach, ist nonstop gut 1400 Kilometer weit geradelt – bis hinunter ans Mittelmeer und gleich wieder zurück nach Hause. Insgesamt war er rund 90 Stunden lang unterwegs, abgesehen von ein paar kurzen Pausen ständig im Sattel.

 

Die erste Hälfte der Strecke – hinunter bis nach Venedig – sei planmäßig und nahezu optimal verlaufen, erzählt er. Aber der Rückweg über die Alpen sei dann „zur Hammer-Tour“ geworden, man könnte auch sagen zur Hammer-Tortur. Nach zwei Nächten im Sattel sei das Weiterfahren „zur reinen Kopfsache“ geworden.

„Ein paar Minuten voller Freude“

Zimmermann hatte nur einen winzig kleinen Rucksack mit dem aller nötigsten Gepäck darinnen auf dem Buckel. Er war völlig auf sich allein gestellt, hatte kein Begleitfahrzeug. Unmittelbar vor der Abfahrt habe er einen großen Schlag Spaghetti Bolognese vertilgt. Gegen 6 Uhr am Morgen sei er dann von seiner Frau, ein paar Kumpels und von der Kaisersbacher Bürgermeisterin verabschiedet worden. Zimmermann ist geradelt und geradelt, den ganzen Tag lang und die erste Nacht. Gegessen habe er meistens Sportler-Riegel. Am zweiten Tag hat er gegen 13 Uhr die Lagunenstadt erreicht, „ein paar Minuten voller Freude“.

Dann begann die weniger erfreuliche Rückfahrt. Das Navigationsgerät stellt den Dienst ein, Zimmermann verfuhr sich mehrmals. Die zweite Nacht im Sattel „gab mir den Rest“. Auf einer Wiese nickte er kurz ein, danach „fühlte ich mich wieder etwas besser“. Was er zu diesem Zeitpunkt nicht wusste oder verdrängte: die eingeplante Fahrzeit von 70 Stunden würde nicht ausreichen. Er verbrachte eine dritte Nacht und einen weiteren Tag im Sattel.

Ein lauter Knall: der Reifenmantel platzt

Am zweiten Morgen ein lauter Knall: ein geplatzter Reifenmandel, „der Super-Gau“. Mehrmals wurde das Hinterrad notdürftig geflickt. Später fand der Biker aus dem Schwäbischen Wald in Italien einen Radladen. Als die dritte Nacht unmittelbar bevorstand, fing es auch noch an zu regnen. Gegen 21 Uhr erreichte Zimmermann den Brenner, und „eine Pizzeria zog mich magisch an“. Er musste aber immer noch 350 Kilometer schaffen.

Ich „war nüchtern und wach, unterhielt mich aber mit einer nicht anwesenden Person“. In diesem Dämmerzustand fuhr der austrainierte Finanzfachmann einfach weiter, immer weiter. Er konnte zeitweise seinen Kopf kaum mehr halten, „aber die Beine verrichten anstandslos ihren Dienst“. Das Hirn habe immer signalisiert: nicht aufgeben. Der linke Handballen schmerzte, Taubheitsgefühl in den kleinen Fingern – Zimmermann fuhr über Mindelheim nach Krumbach in Richtung Ulm.

Bis dato sind 5000 Euro Spendengelder auf dem Konto

„Ulm bedeutete für mich plötzlich Heimatnähe, das gab einen kurzen Energieschub.“ Jetzt war sich der Ausnahmebiker sicher: „Ich schaffe es.“ Gegen 22.30 Uhr – die vierte Nacht begann – ging es vorbei an Lorch und dann die aller letzten Kilometer bis nach Hause. In der Garageneinfahrt wurde Zimmermann von seiner Frau in Empfang genommen. Jetzt sagt er: „Ich glaube, ich habe ihr sehr viele Sorgen bereitet, das ist das einzige, was ich bereue.“