In Schweizer Cafés ist Kaffeesahne mit Hitler- und Mussolini-Motiven in Umlauf geraten. Die Supermarktkette Migros versucht, die kleinen Dosen wieder aus dem Verkehr zu ziehen.

Zürich - Dass ein Gast seinen Kaffee fotografiert, kommt schon einmal vor, daran sind die Verkäuferinnen im Snack Stop Moser im schweizerischen Baden inzwischen gewöhnt. Dass ein Gast immer wieder die Kaffeerahm-Dosen ablichtet, ist dagegen etwas ungewöhnlicher. Doch auch die Dose, die der Gast diese Tage zum Kaffee bekam, war außergewöhnlich. Statt Blumen, Tieren oder Früchten, die sonst auf den kleinen Kaffeesahnen abgebildet sind, prangte dort ein historisches Porträt: Das Konterfei von Adolf Hitler.

 

Und, um ganz sicher zu sein, wen man da vor sich hatte, stand es noch einmal groß daneben: „Hitler“. Keine 48 Stunden brauchte es, bis es das Handyfoto in die Zeitung geschafft hatte. Die Schlagzeile „Brauner Rahm – Migros-Tochter serviert Kafi Hitler!“, stilecht in brauner Sütterlin-Schrift, verbreitet sich schließlich hervorragend. Bei dem schweizerischen Einzelhandelsunternehmen Migros, das die Kaffee-Deckel mit den historischen Bildchen ausgegeben hatte, gibt man sich unterdessen tief zerknirscht. Die Tochterfirma ELSA habe einen Auftrag eines Unternehmens namens Karo Versand GmbH erhalten, die Kaffeerahm-Deckel „für Sammler“ vertreibt. 300 weitere Schachteln wurden an gastronomische Betriebe in der Schweiz versandt – auch an Mosers Snack Stop im Bahnhof Baden. Migros spricht nun von einer „unverzeihlichen Fehlleistung“ und internen Kontrollen, die nicht funktioniert hätten. Man werde die Kontrollen nun „drastisch verschärfen“. Mit einer Rückruf-Aktionen versucht das Unternehmen die Deckel möglichst schnell wieder zurück zu bekommen.

Auch Guido Moser, Geschäftsführer von Moser’s Backparadies, zu dem der Snack Stop gehört, distanziert sich von den Bildchen. Das Backwarenunternehmen hatte eine Schachtel mit 200 Kaffeerahmdeckeln bestellt – dass auf einer davon Adolf Hitler abgebildet war, sei niemandem aufgefallen. Er habe nun alle Beschäftigen angewiesen, nach weiteren Hitler-Bildern zu suchen, sagt Moser. Dabei sei dem Personal ein weiterer Diktator-Deckel aufgefallen: Benito Mussolini. Die Kaffeerahm-Dosen mit den Konterfeis wanderten daraufhin in den Müll. Im Snack Stop in Baden gibt es nun wieder Deckel mit Wildpflanzen darauf.