Ein Asteroid könnte die Dinosaurier ausgelöscht haben. Aber hat er das auch? Forscher waren sich lange uneins, weil die Dinosaurier womöglich schon vor dem Einschlag ausgestorben sind. Eine neue Studie schafft nun Klarheit.

Stuttgart - Also doch: vor 66 Millionen Jahren donnerte ein riesiger Asteroid dort auf die Erde, wo heute der Golf von Mexiko und die Yucatán-Halbinsel liegen. Praktisch gleichzeitig mit diesem Volltreffer löschte ein Massensterben viele verschiedene Arten aus, darunter auch die Dinosaurier, die etliche Jahrmillionen lang das Leben auf der Erde geprägt hatten. Paul Renne vom gemeinnützigen Forschungsinstitut Berkeley Geochronology Center in Kalifornien und seine Kollegen schließen das im Fachmagazin „Science“ aus einer akribischen Analyse beider Ereignisse.

 

„Mit der Analyse beenden sie auch die immer wieder aufflammende Debatte, ob ein Asteroideneinschlag und das Massensterben am Ende der Kreidezeit tatsächlich zur gleichen Zeit geschahen“, kommentiert Heiko Pälike vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften (Marum) an der Universität Bremen im gleichen Magazin. So hatten verschiedene Studien vermuten lassen, dass die unmittelbar während des Asteroideneinschlags gebildeten kleinen Glaspartikel erst rund 180.000 Jahre nach dem Massensterben entstanden seien. Zum gegenteiligen Ergebnis kamen andere Forscher, die nach einer Analyse der jeweiligen Gesteinsschichten den kosmischen Treffer auf einige hunderttausend Jahre vor dem Ende der Dinosaurier datierten.

Das Alter der Steine wird nun auf 0,1 Prozent genau bestimmt

„Solche Altersbestimmungen enthielten aber früher eine Ungenauigkeit, die bei etwa einem Prozent des gemessenen Alters lag“, erklärt Pälike. Das Alter der Glaspartikel wird zum Beispiel anhand von Argon-40-Atomen bestimmt, die im Lauf der Jahrmillionen aus dem in den Glaspartikeln enthaltenem Kalium-40 entstehen. Da Geoforscher wissen, wie schnell sich Argon aus Kalium bildet, können sie aus dem in unmittelbar benachbarten Ablagerungen eines Vulkanausbruchs enthaltenen Edelgas ausrechnen, wie viel Zeit seit dem Erstarren des ausgeworfenen Materials und damit seit dem Einschlag vergangen ist. Die Unsicherheit liegt bei einem Prozent – bei einem Treffer vor 66 Millionen Jahren also bei 660.000 Jahren, was die widersprüchlichen Zeitangaben erklären kann.

„Mit verschiedenen Methoden haben Wissenschaftler wie Paul Renne den Fehlerbereich der Methode auf rund 0,1 Prozent verringert“, berichtet Pälike. Als Renne und seine Kollegen daher in den Bergen des US-Bundesstaats Montana Glaspartikel vom Einschlag des Asteroiden analysierten, konnten sie Ereignis auf rund 66,038 Millionen Jahre festlegen. In der gleichen Gegend und auf Haiti analysierten sie auch Gesteinsschichten aus der Zeit des Massensterbens. Sie sind 66,043 Millionen Jahren alt und fallen damit in die gleiche Zeit wie der Asteroid. „Damit ist es sehr wahrscheinlich, dass beide Ereignisse etwas miteinander zu tun haben“, sagt Pälike.

Allerdings donnerte der Asteroid keineswegs in eine heile Dinosaurierwelt. So wurde das recht warme Klima in der letzten Million Jahre vor dem Massensterben mehrmals von kälteren Perioden unterbrochen. Einmal sank die Durchschnittstemperatur dort sogar um sechs bis acht Grad. Paul Renne und seine Kollegen vermuten, dass die Eruptionswolken starker Vulkanausbrüche in Indien damals einen Teil der Sonnenstrahlung abgefangen und so das Klima verändert haben könnten. Renne vermutet daher: „Durch solche Eruptionen ausgelöste Abkühlungen könnten die an gleichbleibende Wärme angepassten Ökosysteme so gestresst haben, dass der Einschlag des Asteroiden und die folgende drastische Abkühlung ihnen den Rest gegeben haben.“ Er schlägt deshalb vor, nun auch die einzelnen Phasen der Vulkanausbrüche in Indien genau zu datieren.