In der schweren diplomatischen Krise zwischen Ankara und Washington hat die Türkei die USA zum Einlenken aufgefordert. Es geht um die Vergabe von Visa.

Istanbul - Die türkische Regierung hat die USA aufgefordert, den Stopp der Visavergabe in den diplomatischen Vertretungen in der Türkei wieder aufzuheben. Der Geschäftsträger der US-Botschaft in Ankara, Philip Kosnett, sei am Montag ins Außenministerium einbestellt worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf diplomatische Quellen. Dort sei dem amerikanischen Diplomaten die Erwartung der Regierung in Ankara übermittelt worden, dass die USA den Entschluss zurücknähmen, der eine „unnötige Eskalation“ und „Ungerechtigkeit“ darstelle.

 

Visavergabe ausgesetzt

Die USA hatten am Sonntagabend mitgeteilt, die Vergabe von Visa in ihren Vertretungen in der Türkei werde auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Hintergrund ist die Inhaftierung eines türkischen Mitarbeiters des US-Generalkonsulats in Istanbul. Ihm werden Verbindungen zur Bewegung des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen vorgeworfen, den die türkische Regierung für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich macht. Die türkische Regierung reagierte, indem sie die Visavergabe an US-Staatsbürger aussetzte.

Die Türkei stoppte auch die Vergabe von elektronischen Visa an Amerikaner, die im Internet beantragt werden können. Auf der E-Visa-Internetseite der Türkei wurden Antragsteller mit einem US-Reisepass am Montag zu einer Seite weitergeleitet, auf der es hieß: „Leider kann für die Staatsbürger des von Ihnen ausgewählten Landes kein E-Visum ausgestellt werden. Bitte wenden Sie sich für einen Visa-Antrag an die nächste türkische Auslandsvertretung.“ Die türkische Botschaft in Washington teilte allerdings mit, dass alle Visadienste für US-Staatsbürger ausgesetzt worden seien.