Der Stadtfriedhof in Gerlingen wird gerade saniert. Der Gemeinderat soll über ein Detail entscheiden. Doch darauf wird eine Grundsatzdebatte. Rolls Royce und Mercedes dienen als Vergleich des Standards.

Gerlingen - Der Boden auf dem Gerlinger Stadtfriedhof „schafft“, wie man im hiesigen Dialekt sagt: Die Erde senkt sich. Vor allem, wenn ein Mensch frisch bestattet worden ist. Das ist der Grund dafür, dass die Natursteinplatten, mit denen die Wege zwischen den Gräbern ausgelegt sind, nicht so liegen bleiben, wie sie verlegt worden sind. Sie verschieben sich und sinken ein. Das sieht unschön aus, hie und da steht auch mal eine Platte über, Stolpergefahr droht. Diese Phänomene sind der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat wohl bekannt – erst Anfang des Monats hat sich der Technische Ausschuss des Gemeinderats (TA) ein Bild vor Ort verschafft. Nun ging es darum, wie die weitere Sanierung des Friedhofs vonstatten gehen soll.

 

Die Grundsatzfragen dabei hießen: Machen wir weiter wie bisher – mit Natursteinplatten und ohne Grabeinfassungen? Benutzen wir dazu weiter Stahlprofilschienen oder nicht? Der TA hatte diese Frage nicht entschieden, sondern an den Gemeinderat verwiesen. Ohne die Schienen wird’s um zehn Prozent billiger, mit den Schienen gehen die Arbeiten schneller. Das sind die Alternativen. Der Gemeinderat habe vor vielen Jahren entschieden, erinnerte der Bürgermeister Georg Brenner, dass einzelne Gräber keine Einfassung haben sollen. Diese bilde der Weg aus Platten zwischen den Gräbern.

Frage nach den Kosten

Das Problem sei ein konstruktives, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Christian Haag, der Architekt ist. Wenn die Platten verrutschten, „stehen die Bürger auf der Matte“. Die Wege müssten ordentlich sein, sagte der SPD-Stadtrat Frank Moll. „Ist es aber angebracht, so viel Geld dafür auszugeben?“ Einen solchen „Friedhof der Luxusklasse“ habe niemand in der Umgebung. Müsse man bei der 2009 getroffenen Entscheidung bleiben? Oder gebe es eine billigere Lösung? Dabei sehe er wohl, dass dann ein „Zwei-Klassen-Friedhof“ entstehe. Denn die Alternative zu Naturstein ist Teer. Zuvor schon hatte Martin Maisch für die Freien Wähler betont, seine Fraktion könne „ohne die Schienen leben“ – wenn nach den Wegen geschaut werde.

Im TA, so Brenner, sei man sich einig gewesen, an der Art der Wegegestaltung nichts ändern zu wollen. „Jetzt aber haben wir eine halbe oder fast schon eine ganze Grundsatzdiskussion.“ Dieses Thema sei in der Öffentlichkeit sehr schwierig zu diskutieren, es werde sehr differenziert betrachtet, und es habe eine Vorgeschichte. „Ich bin bei Ihnen“, sagte er zu Moll, „wenn wir die Kostensituation im Blick behalten.“ Ein Friedhof mit hochwertigen Grabfeldern und solchen mit Abstrichen käme in der Öffentlichkeit aber sicher nicht gut an.

In klammen Zeiten billiges Einstreu verarbeitet

In finanzschwachen Zeiten habe man auch mit einer Einstreudecke gearbeitet, sei aber wieder zum alten System zurückgekehrt. Der Gerlinger Friedhof sei anders als andere – den finanziellen Aspekt dabei mit zu berücksichtigen, sei bei diesem kritischen Thema nicht ganz einfach. Nino Niechziol von den Jungen Gerlingern brachte „Rolls Royce“ und „Mercedes“ ins Spiel, und Brenner meinte: „Zu dem Mercedes auf dem Friedhof sind wir gestanden. Aus einem Oberklassefahrzeug kann man nicht so leicht einen Opel Rekord machen, wenn man sich treu bleiben will.“ Die Kehrtwende sei nicht möglich. Worauf Niechziol konterte: „Nur weil wir es immer so gemacht haben, ist das kein Grund, es weiter so zu tun.“ „Wir sollten aus Fehlern lernen und auf dem aufbauen, was wir gemacht haben“, sagte Peter Zydel (FDP). Es stecke schon viel Geld drin. Und die Grünen schlugen vor, die Diskussion zu beenden und den Friedhof so zu richten, „dass er den Menschen gerecht wird“.

Schließlich machte Brenner einen Vorschlag zur Abstimmung: Grundsätzlich werden weiter Natursteinplatten verlegt, ohne Schienen. Die werden nur dort eingesetzt, wo es nötig ist. Dafür war dann schließlich die große Mehrheit.