Zwei Straßen in Remseck sollen für Lastwagen gesperrt werden. Dass damit keiner wirklich glücklich ist, zeigt sich bei einer Info-Veranstaltung.

Remseck - Am Anfang war das Messgerät und am Ende steht der Unmut: Rund 120 Remsecker sind am Montagabend zur Infoveranstaltung über den neuen Luftreinhalteplan in die Neckargröninger Gemeindehalle gekommen, und wenn man nach einem Fazit des Abends suchen würde – es könnte kaum anders lauten.

 

Denn zufrieden mit den aktuellen Plänen des Regierungspräsidiums Stuttgart (RP), nach denen zwei wichtige Straßen für große Lastwagen gesperrt werden sollen, ist keiner: Nicht die Bürger aus verschiedenen Stadtteilen, die sich am Montag zu Wort meldeten, nicht die Verwaltung, die einige Änderungen an dem bisherigen Entwurf verlangt und auch nicht die Kommunen rund um Remseck, wie Fellbach, Waiblingen und Ludwigsburg, die den Plan allesamt ablehnen.

In mehreren Stadtteilen gärt es

Zuletzt hatten bereits die Einwohner des kleinsten Remsecker Stadtteils, Hochdorf, ihrem Ärger Luft gemacht, befürchten sie doch mehr Lastwagen auf ihren Straßen, sollten wie geplant die Hauptstraße in Hochberg und die Remstalstraße in Neckarrems für Brummis gesperrt werden. Am Montag wurde klar: Auch andernorts in Remseck gärt es. Dietrich Schreiner, Sprecher einer Bürgerinitiative aus Neckarrems sagte: „Der Plan bedeutet Lärm und Schmutz für den Schlossberg.“ Ein weiterer Anwohner des gehobenen Wohngebiets in Neckarrems nannte das Vorhaben des RP einen „Murks“ und kündigte an, dass bei einer Mehrbelastung für den Schlossberg dort ein „Aufstand“ drohe.

Gerd Kuhnle, der als Anwohner der Remstalstraße eigentlich von der Sperre profitieren würde, zog den Vergleich zu anderen Kommunen, die in der Vergangenheit Umfahrungen gebaut und Tempo-30-Limits eingeführt hätten: „Doch Remseck bekommt so etwas einfach nicht hin“, sagte Kuhnle. Er richtete einen dringenden Appell an den Gemeinderat und die anwesende Verwaltungsspitze: „Wir brauchen die Nord-Ost-Umfahrung“ – ein Gedanke, für den er viel Applaus erhielt.

Dass die Reaktionen nicht überraschen können, zeigt schon der Verlauf, den die Pläne im RP genommen haben: Im Jahr 2013 stellten Experten an zwei Stellen in Remseck fest, dass du Luft zu stark mit Abgasen verschmutzt ist. Die Behörde war daraufhin in der Pflicht und beauftragte Modus Consult, ein Büro für Verkehrsplanung in Karlsruhe. Die Experten erstellten Prognosen, berechneten Schadstoffwerte und lieferten Vorschläge, wie die Luft in Remseck sauberer werden könnte – etwa durch ein unbefristetes Verbot für Lkw über 3,5 Tonnen in zwei Stadtteilen. Doch die angrenzenden Kommunen, namentlich vor allem Waiblingen und Fellbach, befürchteten daraufhin mehr Lärm und Dreck auf eigener Gemarkung, vor allem in den Waiblinger Stadtteilen Neustadt und Hohenacker und in der Fellbacher Höhenstraße.

Stadt will unbefristetes Durchfahrverbot

Wieder holten die Experten ihre Tabellen und Modelle aus der Tasche, nun wurde mit einem Verbot für Lkws über 7,5 Tonnen gerechnet. Auch hierbei zeigte sich: Die Grenzwerte in Remseck würden unterschritten, worauf die Verantwortlichen im RP zu dieser Lösung tendierten.

Doch auch diese Version gefiel offenbar nicht allen Beteiligten, weitere Fragen und Anmerkungen riefen im Frühjahr dieses Jahres erneut Modus Consult auf den Plan. Im März wurde daher der Verkehr in Remseck gezählt, ein neues Modell aufgestellt und schließlich bestimmte das RP: ein befristetes Lkw-Verbot in Neckarrems würde ausreichen, die Schadstoffe in den kommenden Jahren unter die Grenzwerte zu drücken. Warum das geht, erklärte Frank Gericke von Modus Cosult am Montag damit, dass immer mehr neue Autos auf den Straßen unterwegs seien, die immer weniger Abgase produzierten. Dies würde zu einem Rückgang der Schadstoffe in der Luft führen – selbst, wenn ab 1. Januar 2018 wieder Brummis durch Neckarrems fahren dürften. Eine Aussage, mit der sich Anwohner wie auch die Stadtverwaltung wohl nicht zufriedengeben werden.

Im Rathaus will man sich für ein unbefristetes Verbot und ein Tempo-30-Limit in Teilen der Stadt einsetzen.