Stuttgart bekommt voraussichtlich eine repräsentative Moschee. Das Bauvorhaben im Klein-Istanbul genannten Viertel in Feuerbach soll rund 20 Millionen Euro kosten. Die Bauzeit wird aktuell auf rund zwei Jahre geschätzt.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Die Pläne der Ditib-Gemeinde in Feuerbach für den Neubau einer großen, repräsentativen Moschee nehmen Gestalt an. Nachdem verschiedene Gremien der Gemeinde die Konzepte von fünf Büros geprüft haben, darunter auch eine Moschee im traditionellen Stil, haben sich die Pläne der Architekten von SL Rasch aus Leinfelden-Echterdingen durchgesetzt. Diese sehen eine moderne Moscheegestaltung mit großen, filigranen Fensterbögen, einer Glaskuppel und zwei Minaretten vor. Der eigentliche Gebetsraum, der 1500 bis 2000 Menschen Platz bieten soll, ist als Einheit geplant mit einem dreigeschossigen Gebäude, das Sozialräume und die Gemeindeverwaltung aufnehmen wird und das einen Innenhof einfasst. Die Kosten werden mit etwa 20 Millionen Euro veranschlagt. Wenn alles nach Plan läuft, könnte das Bauvorhaben in etwa drei Jahren fertig sein.

 

„Wir wollen eine moderne Moschee bauen, die sich gut in die Umgebung einpasst“, sagt Ismail Cakir, der Vorsitzende der Moscheegemeinde. Dies sei auch die Meinung der Mehrzahl der Mitglieder. Man habe die Alternativpläne etwa der Frauen- und der Jugendabteilung vorgelegt. „Die haben zu 99 Prozent erklärt, die wollen wir“, sagt Cakir über die favorisierten Pläne von SL Rasch. In den nächsten Wochen soll die Entscheidung im neunköpfigen Vorstand der Gemeinde fallen.

Büro mit Erfahrungen in Saudi-Arabien

Bei SL Rasch handelt es sich um ein renommiertes Architekturbüro aus Leinfelden-Echterdingen, das seinen Schwerpunkt im Leichtbau und in Spezialkonstruktionen hat und seit Langem in arabischen Ländern wie Saudi-Arabien tätig ist (dazu der Beitrag unten).

Die Moschee mit ihrer etwa 30 Meter hohen Kuppel und den beiden Minaretten, deren Höhe noch nicht festgelegt ist, schließt an den Innenhof an, von dem aus Waschräume und der Versammlungsbereich betreten werden können. Dieser Teil des Komplexes an der Ecke Mauserstraße und Albrechtstraße soll Räume etwa für Jugend- und Frauengruppen enthalten und für Angebote, die von der Hausaufgabenbetreuung bis zum Folkloretanzkurs reichen. Auch eine Tiefgarage ist vorgesehen.

In drei Jahren könnte das Projekt fertig sein

Im nächsten Schritt wolle man in der Gemeinde eine Kommission mit Fachleuten bilden, die das anspruchsvolle Projekt begleiten sollen, sagt Ismail Cakir. Der Vorsitzende der größten Moscheegemeinde Stuttgarts schätzt, dass die weitere Detailplanung in etwa acht Monaten abgeschlossen sein könnte. Bis dahin, hofft Cakir, könnte die Genehmigung der Stadt vorliegen. Die Bauzeit soll zwei Jahre betragen.

Eine erste Abstimmung, allerdings noch ohne konkreten Entwurf, hat es mit dem Planungsamt der Stadt vor geraumer Zeit gegeben. Damals hat man der Gemeinde signalisiert, dass ein Moscheeneubau im „Klein-Istanbul“ genannten Gebiet, wo es neben der alten Moschee Läden und Restaurants gibt, möglich sei. Eine Irritation war allerdings entstanden, als der Ditib-Landesverband Württemberg mit der Forderung an die Öffentlichkeit getreten war, Moscheeneubauten sollten näher an der Innenstadt und nicht in Gewerbegebieten wie in Feuerbach errichtet werden. Für die Feuerbacher Gemeinde selbst war dies aber keine Option.

Schon jetzt läuft die Spendenaktion

Was die Finanzierung des Projekts angeht, ist Ismail Cakir zuversichtlich, trotz der hohen Kosten. Es ist nicht lange her, da war man von Baukosten von sechs bis sieben und nicht von 20 Millionen Euro ausgegangen. Dabei will die Gemeinde einen nicht unbeträchtlichen Teil der Investition durch Spenden decken, die Aktion hat man bereits gestartet. Bei der Feier zum Auftakt des Fastenmonats Ramadan Anfang Juni haben man schon „über 10 000 Euro“ gesammelt. Und die Mitgliederzahl wachse. Vor wenigen Jahren waren es noch 600, jetzt seien es 1200. Wenn man einen Schritt weiter sei und den Menschen richtig zeigen könne, was man plane, „dann werden die auch spenden“, sagt Cakir. „Der Verein wird wachsen.“ Und dafür infrage kämen nicht nur Muslime aus Stuttgart, sondern auch Menschen aus der Region und von noch weiter her.