Um den Autoverkehr zu reduzieren, will die Stadt den öffentlichen Personennahverkehr stärken. Sie diskutiert deshalb die Beteiligung an einem Radverleihsystem. Der Gemeinderat hat nächste Woche das letzte Wort, sein Fachausschuss positionierte sich eindeutig.

Ditzingen - Der Gemeinderat hat sich derzeit mit einigen Großprojekten zu beschäftigen: Umbau der Schule, Neubau der Sporthalle, Modernisierung des Bahnhofareals. Doch emotional wird es regelmäßig dann, wenn die Räte über Alltägliches reden, den Autoverkehr innerorts. Zu den Stoßzeiten seien zu viele und dann auch noch zu schnell in der Marktstraße unterwegs. Man könne die Straße nur noch rennend überqueren, klagen sie.

 

Mit der Marktstraße wollen sich die Räte gesondert befassen. Doch die Situation in der Ortsmitte führt den Räten regelmäßig vor Augen, warum sie einst beschlossen hatten, den öffentlichen Personennahverkehr im allgemeinen und den Radverkehr im besonderen zu stärken. Vor diesem Hintergrund ist auch das jüngste Zweiradprojekt der Stadt zu sehen. Folgt der Gemeinderat der Empfehlung seines Ausschusses für Technik und Umwelt wird er kommende Woche für den Beitritt der Stadt zum Radverleihsystem „Regio Rad Stuttgart“.

Zwei Verleihsysteme – das soll Vergangenheit sein

Bisher gab es zwei unterschiedliche Verleihsystem für Räder und Pedelecs, eines in der Stadt Stuttgart, eines in der Region. Weil der Vertrag, den die Landeshauptstadt abgeschlossen hatte, ausläuft, wurde neu ausgeschrieben und die Verleihsysteme zusammengelegt. Fortan verantwortlich ist die Bahngesellschaft DB Connect.

Folgt der Gemeinderat der Empfehlung des Fachausschusses, werden Verleihstationen von Beginn an – also im Frühjahr nächsten Jahres – sowohl in der Kernstadt als auch in allen anderen Stadtteilen eingerichtet. Die Verwaltung wollte zunächst mit Standorten in Heimerdingen und Ditzingen beginnen. An jedem sollten sowohl Fahrräder als auch Pedelecs stehen. Der Schöckinger Ortsvorsteher und Freie Wähler-Stadtrat Michael Schmid hatte sich für die umfassende Lösung ausgesprochen.

Die Nutzer müssen die Räder nicht an den Ausgangspunkt zurückbringen. Die Organisatoren würden darauf achten, dass sich überall Räder befinden: „Ein Standort wird binnen sechs Stunden aufgefüllt“, sagte Oliver Ullrich, der Leiter des Stadtbauamts. Pendler seien eine Nutzgergruppe, so Ullrich. Eine andere Zielgruppe könnten Touristen sein. Doch „deren Zahl ist relativ schwierig abzuschätzen“.

Der Gemeinderat entscheidet

Stimmt der Rat für die Empfehlung des Ausschusses, wird das die Stadt jährlich 57 000 Euro kosten. Der Nutzer bezahlt im Minuten- oder Halbstundentakt, außerdem gibt es Tagestarife. Die Tarife werden abhängig von der Zahl der beteiligten Kommunen ausgestaltet. Diese ist noch offen.

Insgesamt hatten sich 80 Kommunen an der notwendig gewordenen Ausschreibung beteiligt, unter anderem die Städte Bietigheim-Bissingen, Schwieberdingen, Ludwigsburg und Remseck am Neckar. Weitere 60 Kommunen sicherten sich wie die Ditzinger die Option, sich gleich oder zu einem späteren Zeitpunkt am Verleihsystem zu beteiligen.

Ein öffentliches Verleihsystem

Ausgangspunkt
In der Landeshauptstadt Stuttgart und 13 weiteren Kommunen gibt es ein öffentliches Fahrrad- und Pedelecverleihsystem. In Stuttgart verantwortet dies die Bahngesellschaft DB Connect beziehungsweise die Firma nextbike. Das Verleihsystem in Stuttgart wurde mit Forschungsmitteln des Bundes erprobt. Das System in 13 Kommunen der Region hingegen ist das Ergebnis des vom Regionalverband und des Landes geförderten Projekts „Namoreg“. Die Abkürzung steht für „Nachhaltige mobile Region Stuttgart“.

Situation
In der Landeshauptstadt gibt es derzeit 45 Stationen mit 400 Fahrrädern und hundert Pedelecs. Unter dem Dach des Namoreg-Projekts befinden sich 14 Stationen mit 135 Pedelecs. Weil der Vertrag zwischen der Stadt Stuttgart und der Bahn auslief, musste die Leistung neu ausgeschrieben werden. Zukünftiger Betreiber des dann regionsweiten und interkommunalen Fahrradverleihsystem Regio Rad Stuttgart wird die DB Connect sein.