Die Produktionserweiterung des Maschinenbauers macht eine Versorgung mit einer stärkeren Stromleitung notwendig. Ende nächsten Jahres soll die drei Kilometer lange Trasse fertig sein.

Ditzingen - Dick wie ein Unterschenkel ist das Stromkabel, das in den kommenden Monaten quer durch die Kernstadt verlegt wird. Die Stadtwerke Ditzingen haben den Zuschlag für den Neubau einer 15 Megavoltampere-Stromleitung erhalten. Damit soll die Firma Trumpf zusätzlich zu den bestehenden Stromanschlüssen mit einer höheren Leistung versorgt werden können. Notwendig wird der singuläre Anschluss durch die geplante Produktionserweiterung der Firma am Standort im Gewerbegebiet. „Das vorhandene Mittelspannungsnetz im Stadtgebiet kann diese Kapazität nicht mehr leisten“, sagt der Geschäftsführer der Stadtwerke, Frank Feil. Er spricht von einem „Leuchtturmprojekt für die Stadtwerke“. Die rund drei Kilometer lange Leitung hat eine Kapazität von der Hälfte der Stromversorgung ganz Ditzingens. Mit ihrer Verlegung soll im Februar 2016 begonnen werden. „Wir wollen den Hebel im November, Dezember 2016 umlegen“, sagt Feil über den Zeitpunkt der Fertigstellung.

 

Doppelt so starke Stromleitung erforderlich

Trumpf benötigt eine doppelt so starke Stromversorgung wie bisher aufgrund der geplanten Produktionserweiterung. Der Maschinenbauer investiert in den nächsten zwei Jahren an seinem Stammsitz mehr als 70 Millionen Euro. Geplant ist der Bau einer mehrgeschossigen Halle, die unter anderem Versuchsräume enthält. In einem angrenzenden Bürokomplex soll Raum für 270 Arbeitsplätze entstehen. Das Unternehmen wolle so nach eigenen Angaben die Bedingungen für ein Hightech-Verfahren zur Mikrochipherstellung schaffen. Hauptnutzer ist eine neu gegründete Tochtergesellschaft, die sich demnach ausschließlich um die Herstellung und Weiterentwicklung firmeneigener, so genannter Laser Amplifier und deren Komponenten befasst. Für diese Verstärkersysteme werden nach Unternehmensangaben vier Hochleistungslaser in Reihe geschaltet, um extrem starke Laserpulse zu erzeugen.

Diese treffen in einem Vakuum auf Zinntröpfchen, wodurch sehr kurzwelliges extremes Ultraviolett (EUV)-Licht entsteht. „Damit lassen sich in einem speziellen Belichtungsprozess Strukturen auf Mikrochips erschaffen, die mit unter zehn Nanometern nicht einmal so groß seien wie ein Grippevirus, teilte das Unternehmen im Juni anlässlich der Bekanntgabe der Produktionserweiterung mit. Auf diese Weise passten künftig mehr als zehn Milliarden Transistoren auf einen einzigen Mikrochip, was unter anderem Smartphones leistungsfähiger mache.

„Die neue stromtechnische Anbindung von Trumpf ist für den Wirtschaftsstandort Ditzingen ein wichtiges Infrastrukturprojekt“, sagt Feil. Dank der Stadtwerke sei es möglich, die Umsetzung des Vorhabens in der Stadt zu behalten. Bauherr des 1,5 Millionen Euro teuren Projekts sind die Stadtwerke. Diese stellen dem Nutzer wiederum die Betriebsführung sowie Netzentgelte in Rechnung. Die Stadtwerke hatten sich ihr zufolge bei der Ausschreibung für dieses Leitungsbauprojekt unter anderem gegen die Netze BW durchgesetzt.

Die Trasse verläuft vom Umspannwerk im Norden Ditzingens quer durch den Ort zum Trumpf im Gewerbegebiet. Neben dem Trassenbau sind in dieser Zeit andere Infrastrukturmaßnahmen vorgesehen, etwa die Erweiterung von Wasserleitungen. „Es wird nicht reibungslos vonstatten gehen“, weist Feil die Bevölkerung schon jetzt auf absehbare Einschränkungen hin. Gleichwohl beteuert der Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath, man werde „versuchen, im Gehwegbereich zu bleiben“. Allerdings sei „nicht völlig auszuschließen“, auch in den fließenden Verkehr eingreifen zu müssen, fügte er hinzu.

Akzeptanz bei Bürgern sicherstellen

Eben weil es zu Beeinträchtigungen kommen werde, sei es wichtig, „bei diesem Vorhaben eine hohe Akzeptanz bei den Bürgern sicherzustellen“, so Feil. Das soll mittels Verkehrskonzept, Trassenbegehung sowie einer Informationsveranstaltung gelinge. Auf der Internetseite der Stadtwerke sollen sich die Bürger ebenso informieren können.

Noch dieses Jahr werden die ersten Arbeiten für den Neubau der 20 Kilovolt-Leitung ausgeschrieben werden; mit der Spülbohrung werde im Februar begonnen.