Das Klärwerk in Ditzingen wird für 23 Millionen Euro saniert. Die Gebührenzahler in Stuttgart, Ditzingen und Gerlingen bezahlen die Modernisierung. Sie war notwendig geworden, weil die rund fünf Jahrzehnte alte Anlage in die Jahre gekommen ist. Der Streit, den vor allem Ditzingen und Stuttgart zuvor ausgetragen hatten, ist beigelegt.

Ditzingen - Der lange geplante Spatenstich ist gestern erst einmal verschoben worden: Weil es doch noch sehr stark regnete, zogen es die Amtsträger aus Gerlingen, Ditzingen und Stuttgart vor, im trockenen Zelt zunächst gemeinsam eine Mahlzeit zu sich zu nehmen. Denn der Ärger, den es bei der Planung zur Sanierung des Ditzinger Klärwerks gegeben hatte, ist ausgeräumt. Deshalb wären die Vertreter der drei Kommunen gestern tatsächlich in entspannter Atmosphäre zum Spatenstich der 23 Millionen Euro teuren Modernisierung zusammengekommen – wären da eben nicht die dunklen Wolken gewesen.

 

„Der Zahn der Zeit hat an der Anlage genagt“, nannte der Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath einen Grund für die Modernisierung des 46 Jahre alten Klärwerks. Das war tags zuvor noch – ganz so, wie es von ihm erwartet wird – problemlos mit wenigen Litern Öl fertig geworden, das irgendwo im Industriegebiet in die Kanalisation gelangt war. Die Glems – in die das geklärte Wasser eingeleitet wird – sei inzwischen zwar in einem guten Zustand, so der OB. Makurath weiter, lebe doch dort sogar die Bachforelle. Gleichwohl müsse die Anlage zukunftssicher gemacht werden, verwies Makurath auf die Notwendigkeit der Modernisierung. Auch eine verschärfte Abwasserverordnung hatte den Betreiber, die Stadtentwässerung Stuttgart (SES), zum Handeln gezwungen.

Über das Wie habe es zunächst unterschiedliche Ansichten gegeben, verhehlte der OB gestern nicht. Das Klärwerk ist eine Gemeinschaftseinrichtung von Stuttgart und Ditzingen; außerdem ist Gerlingen angeschlossen. Stuttgart wollte ursprünglich das Klärwerk für 40 Millionen Euro quasi neu bauen. Damit wäre der Standard der Anlage dem der anderen Stuttgarter Anlagen angeglichen worden. Das hätte der Stadtentwässerung Stuttgart Vorteile in der Betriebsführung gebracht. Die Landeshauptstadt hätte zudem ihren Teil der Investitionskosten komplett mit der Abwasserabgabe an das Land verrechnen können. Ditzingen wären aber nur zehn Prozent der Investitionen erstattet worden. Was die Stuttgarter also zum Nulltarif bekommen hätten, hätten Ditzinger und Gerlinger teuer bezahlt: Bei weiter sinkendem Wasserverbrauch hätten die Ditzinger statt heute 2,17 Euro künftig 3,68 Euro pro Kubikmeter bezahlt. „Das hätte uns ein gewisses Akzeptanzproblem verschafft“, meinte Makurath deshalb gestern zum Ursprungsplan, ohne näher darauf einzugehen. Der Leiter des Stuttgarter Eigenbetriebs Stadtentwässerung, Wolfgang Schanz, sagte nur, „gemeinsam einen guten Weg gefunden zu haben“. Die Ditzinger hatten schließlich ein eigenes Gutachten über Alternativen zum Neubau beauftragt – letztlich mit dem Ergebnis der nun begonnen Modernisierung im Bestand. Vor allem die Technik wird bis 2018 erneuert. Die Abwasserpreise werden in Ditzingen wohl um 80 Cent, in Gerlingen um 30 Cent je Kubikmeter steigen. Ursprünglich hätte schon 2012 begonnen werden sollen. Nicht zuletzt das Hochwasser verzögerte aber den Start.