Anlässlich der geplanten Erweiterung des Maschinenbauers Trumpf und der Ansiedlung des französischen Technologiekonzerns Thales stärkt der Gemeinderat den Bus- und Bahnverkehr. Die Stadt hat keine andere Wahl: Schon heute gibt es täglich lange Blechlawinen auf dem Weg von und zur Autobahn.

Ditzingen - Es ist ein Mammutprojekt, das die Ditzinger stemmen müssen, aber so richtig bewusst ist das der Bevölkerung offensichtlich nicht. Denn nur rund 30 Personen waren Ende April zu der öffentlichen Veranstaltung gekommen, bei der das Stadtentwicklungskonzept vorgestellt worden war. Der SPD-Stadtrat Heinz Lienow machte deshalb aus seiner Enttäuschung keinen Hehl, als im Technischen Ausschuss das Projekt maßgeblich Gestalt annahm. „Den meisten dürfte nicht klar sein, was sich dahinter verbirgt.“

 

Der Gemeinderat wird sich heute im Bürgersaal des Rathauses von 19 Uhr an deshalb abschließend unter anderem auch mit der Frage befassen, wie auf den bereits überlasteten Hauptverkehrsstraßen im Berufsverkehr 1800 Menschen zusätzlich aufgenommen werden können, die von 2014 bei Thales arbeiten werden. Innerhalb eines Verkehrsentwicklungskonzeptes wird ein Parkkonzept beschlossen, außerdem werden Maßnahmen initiiert, um den Öffentlichen Personennahverkehr zu stärken. Allein für die Planungen wird die Stadt mit 76 000 Euro zur Kasse gebeten.

Der Gesamtförderrahmen für die Stadtentwicklung liegt bei rund 8,5 Millionen Euro. Die Stadt trägt 40 Prozent davon, das Land finanziert 60 Prozent. Das gesamte Stadtentwicklungskonzept enthält ebenso die konkreten Pläne zur Umgestaltung des Bahnhofsareals und des sich daran anschließenden Gewerbegebiets Süd. Gleichwohl aber zeigt es Perspektiven auf, wie sich das Gewerbegebiet Ditzingen langfristig entwickeln kann: Es soll adäquat umgestaltet werden, damit es den Weltunternehmen Trumpf und Thales entspricht. Dafür müssen aber gewachsene Strukturen geordnet werden, kleinere mittelständische Unternehmen langfristig möglicherweise auch umgesiedelt werden. Gleichwohl stellte der Bürgermeister Ulrich Bahmer im Technischen Ausschuss dar, dass es sich insgesamt um einen „sehr großen Plan“ handle, der weit mehr als die bisher entwickelten Areale umfasse und als Diskussionsgrundlage diene solle.

Neben diesem Stadtentwicklungskonzept gibt es den weniger visionären, vielmehr konkreten Verkehrsentwicklungsplan. Im Ergebnis enthält er drei Veränderungen zum bestehenden, öffentlichen Personennahverkehr. Zum einen wird die Buslinie 98 verstärkt, weil sie außerhalb der Hauptverkehrszeiten die Gewerbebetriebe an der neuen Dieselstraße in Richtung Thales anfährt. Zudem wird die Stadtbuslinie ausgebaut: zu den Hauptverkehrszeiten wird die Linie 624 in das Gewerbegebiet Süd verlängert. Außerdem soll eine völlig neue Buslinie eingerichtet werden. Morgens zwischen 6.15 Uhr und 9 Uhr werden dort sowohl ein Gelenkbus als auch ein Standardbus eingesetzt. „Durch den Einsatz eines zweiten Stadtbusses von 2014 an werden zu den Hauptverkehrszeiten zwei Linien gefahren, die jeweils Anschluss von und zu den S-Bahnen herstellen“, so die Verwaltung. Auf diese Weise wird der innerstädtische Verkehr insofern gestärkt werden, um auch das geplante Baugebiet „Ob dem Korntaler Weg“ anzubinden. Weil die Linie – um Zeit zu sparen – die überlastete Zubringerstraße von und zur Autobahn 81 umfahren soll, wird der Bus nördlich des Knotens Dieselstraße/Gerlinger Straße nach Westen auf die Dornierstraße geleitet. Das ist bisher nicht möglich. Allein der dafür nötige Durchstich schlägt mit Baukosten in Höhe von rund 350 000 Euro zu Buche – unabhängig von dem dafür notwendigen Flächenerwerb. Bis alle Baumaßnahmen umgesetzt sind – unter anderem wird auch eine Rampe notwendig – wird der Bus einen provisorischen Linienverlauf haben. Allein die Pläne dafür kosten 15 000 Euro.

Ausgangspunkt
Der Technologiekonzern will die drei Unternehmensstandorte Stuttgart, Pforzheim und Korntal zusammenlegen. Gemeinsam mit dem Regionalverband wird an der A 81 in Ditzingen ein Standort für die neue Deutschlandzentrale gefunden. 2014 sollen 1800 Mitarbeiter dort arbeiten.

Alte Pläne, neue Überlegung
Die Hauptzufahrtswege von und zur A 81 sind bereits mit knapp 26 000 Fahrzeugen täglich überlastet. Die Ditzinger bekräftigen deshalb – im Zusammenhang mit der Thales-Ansiedlung und der Trumpf-Erweiterung – ihre Forderung nach dem zweiten Autobahnanschluss. Gleichwohl wissen sie, dass sie damit nicht nur bei ihren Gerlinger Nachbarn, sondern auch im Land und im Bund auf Granit beißen. Der Bund ist für die Finanzierung zuständig.

Fortentwicklung
Zunächst wird das Parkkonzept modernisiert, der Stadtbus erweitert, der Bahnhof umgestaltet.