Der Standort des Technologiekonzerns ist offiziell seiner Bestimmung übergeben worden. Der französische Botschafter betont dabei die grenzübergreifende Kooperation.

Ditzingen - Peter Obermark, der Chef von Thales Deutschland, nennt die offizielle Inbetriebnahme der Deutschlandzentrale von Thales einen „denkwürdigen Tag“, der Konzernchef Jean-Bernard Lévy spricht von einer langfristigen Investition „in die Zukunft des ganzen Unternehmens“ und der Finanz- und Wirtschaftsminister des Landes, Nils Schmid (SPD), von einem „schönen Bekenntnis zum Land“, angesichts der großen Eigenleistung des Unternehmens bei Entwicklung und Produktion.

 

Rund 130 Gäste aus Politik und Wirtschaft waren am Montag anlässlich der Fertigstellung der neuen Deutschlandzentrale nach Ditzingen gekommen. Der französische Technologiekonzern ist nach eigenen Angaben weltweit führend in den Märkten Verteidigung und Sicherheit, Luft- und Raumfahrt und Transport. Der neue Gebäudekomplex war in rund zweijähriger Bauzeit erstellt worden. Mittelfristig arbeiten dort 1800 Beschäftigte. „Wir versprechen uns durch diesen Schritt als Industrieunternehmen starke Synergien, Standortvorteile im Hinblick auf unsere langfristige Wettbewerbsfähigkeit und Planungssicherheit für unsere zukünftige Unternehmensentwicklung“, benannte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Peter Obermark, die Ziele des deutschen Ablegers.

Der Konzernchef Jean-Bernard Lévy erklärte dessen Stellenwert für das Gesamtunternehmen: „Deutschland ist nach Frankreich und Großbritannien nicht nur die drittgrößte nationale Organisation im Konzern, es ist vielmehr wegen seiner technologischen Kompetenz für uns sehr wichtig für unsere globale Strategie.“ Der stellvertretende Ministerpräsident des Landes, Nils Schmid, betonte die Bedeutung der Firma für das Land: „Mit jährlich mehreren hundert neuen Patenten, einem hohen Wertschöpfungsanteil und hochqualifizierten Arbeitnehmern passt Thales gut in das Land der Tüftler und Denker.“ Der französische Botschafter in Berlin, Philippe Etienne, hob den Blick über die nationalen Grenzen hinaus. Die Firma trage maßgeblich zu einer engen Zusammenarbeit bei. Sie habe eine „Brücke zwischen den Ländern und den unterschiedlichen Wirtschaftskulturen geschlagen“.

Der Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath erinnerte an die „bewusste Entscheidung“ von Verwaltung und Gemeinderat für die Ansiedlung des Unternehmens an einem bereits verdichteten, gleichermaßen landwirtschaftlich hochwertigen Standort. Er lobte die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten, zumal „ein Projekt dieser Größe nicht ohne Friktionen realisiert werden“ könne. Er warb erneut für den zweiten Autobahnanschluss, „um attraktiv zu bleiben“. Eine Spitze gegen den Nachbarn und erklärten Projektgegner Gerlingen konnte er sich freilich nicht verkneifen. Thales liegt im Gewann Gerlinger Höhe. „Dafür kann ich nichts“, so der OB, „es ist aber auf Ditzinger Gemarkung.“

Die deutsche Landesorganisation des französischen Technologiekonzerns bündelt drei ihrer bisher zehn Standorte in Deutschland, nämlich Stuttgart, Pforzheim und Korntal-Münchingen in Ditzingen. In Korntal-Münchingen wurde etwa der ADS-B-Transponder entwickelt, mit dem Fluglotsen den Flugverkehr überwachen, in Stuttgart ein Zugsicherungssystem, das für einen barrierefreien Schienenverkehr über Nationalgrenzen hinweg sorgen soll. Und in Pforzheim wurde ein Bodenüberwachungsradar für militärische Anwendungen entwickelt und gebaut.

Für den Bau der neuen Zentrale in Ditzingen wurden 85 000 Kubikmeter Erde bewegt und 35 000 Kubikmeter Beton verarbeitet. Der Bauherr ist der Projektentwickler Fom Real Estate, Thales hat sich langfristig eingemietet.