Michael Makurath fordert das Land auf, für seine Aufgaben auch aufzukommen.

Ditzingen - Inhaltlich dafür, aber aus Prinzip dagegen: So lässt sich die Haltung des Ditzinger Oberbürgermeisters zu einem SPD-Antrag zusammenfassen. Die ihm parteipolitisch nahen Sozialdemokraten hatten in den Haushaltsberatungen am Montag zwei Stellen für des Freiwilligendienst beantragt, je eine für das Schulzentrum und die Theodor-Heuglin-Schule (THS). Doch der Rathauschef verweigerte in der Aussprache seine Zustimmung. „Die Stelle mag pädagogisch noch begründet sein, aber es ist keine kommunale Aufgabe. Sonst können wir demnächst auch Lehrer einstellen, dafür sind wir nicht zuständig.“ Es käme immer noch etwas dazu. „Deshalb wächst in mir die Ungeduld und das Unverständnis.“ Deshalb gehe er auch so zögerlich mit dem Thema um, erklärte er im Ausschuss für Finanzen, Kultur und Soziales.

 

Letzlich enthält sich der OB

Tatsächlich ist das Thema nicht neu, doch bisher hatte sich der Rathauschef stets dagegen ausgesprochen. Sein Abstimmungsverhalten war letztlich ambivalent: Er enthielt sich der Stimme, als er sah, dass der Antrag andernfalls abgelehnt worden wäre. Letztlich beschloss der Ausschuss für Finanzen, Kultur und Soziales, mit sechs zu fünf Stimmen und drei Enthaltungen, die FSJ-Stellen zu genehmigen. Der Beschluss hat allerdings nur empfehlenden Charakter. Theoretisch ist es möglich, dass der Gemeinderat den Beschluss noch kassiert.

Obwohl inhaltlich davon überzeugt, fasse er das Thema zögerlich an, so der OB. Schließlich nehme man damiteine pädagogische Aufgabe wahr, für die originär das Land zuständig sei. Das Land fasse das Thema allerdings mit noch spitzeren Fingern an. „Das ist seine sehr ärgerliche Haltung, wohl wissend, dass der Kelch nicht an uns vorübergeht“, so der OB. Etwas salopper, aber nicht minder ernst fügte er an: „Im Prinzip ist es ein Elend. Inklusion ist eine schöne Idee, aber mit dem Problem lässt man uns ziemlich allein.“ Doch „zurücklehnen und sagen, das geht uns nichts an, das machen wir nicht“.

Bisher von der Haldenwang-Schule überlassen

Schon jetzt bringe die Kommune im Einzelfall 10 000 Euro für einen Inklusionsschüler auf, ein FSJler kostet die Stadt weitere 8000 Euro. Die Grünen-Rätin Ulrike Sautter bekräftigte ihn zwar in seiner Kritik, legte allerdings Wert auf die Feststellung, dass dies auch schon in der vergangenen Legislaturperioden der Fall gewesen sei. Der OB stellte dies nicht in Abrede. „Ich will das nicht parteipolitisch verstanden wissen. Das ist Tradition.“ Jeder Regierung falle etwas Neues ein, letztlich treffe es eben die Kommunen. Denn „hinter uns kommt nichts mehr“. Er hätte des deshalb lieber grundsätzlich darüber diskutiert. „Ich würde es nicht so leichtfertig durchwinken.“ Das letzte Wort hat nächste Woche der Gemeinderat.

Folgt der Gemeinderat der Empfehlung, erhält die THS eine zweite FSJ-Stelle. Ein FSJler ist in der Vorbereitungsklasse tätig, in der auch Flüchtlingskinder lernen. Die zweite Stelle soll die Pädagogen im Inklusionsbereich unterstützen. Diese war bis vor zwei Jahren besetzt. Die Karl-Georg Haldenwang-Schule, eine Schule des Kreises Böblingen für Geistigbehinderte, die den Altkreis Leonberg abdeckt, stellte die Stelle der Heuglin-Schule zur Verfügung, als diese eine Kooperationsklasse der Haldenwangschule einrichtete. Weil die Heuglin-Schule aber keine Schule des Kreises ist sondern von der Kommune getragen wird, bezahlt er auch den FSJler nicht mehr.