Im Dissens über die Ausrichtung des Stadtwerks gibt der Aufsichtsrat Roland Harsch seinen Sitz ab.

Ditzingen - Wie müssen sich junge Stadtwerke inhaltlich aufstellen, um sich am Markt etablieren und behaupten zu können? Das ist die Grundsatzfrage, um die sich alles dreht. Roland Harsch hat dazu eine dezidierte Meinung. Weil er sich damit im Aufsichtsrat der Stadtwerke Ditzingen aber allein wähnte, hat er die Konsequenzen gezogen und um die Entbindung von seinen Aufgaben als Aufsichtsratsmitglied gebeten. Harsch wird Ende August aus dem Gremium ausscheiden.

 

Der Aufsichtsratschef des städtischen Tochterunternehmens, der Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath, bestätigt den Eingang eines entsprechenden Schreibens und verweist auf die darin angeführten „zutiefst privaten“ Gründe für das Ausscheiden. „Herr Harsch war von Anfang an dabei. Ich bedaure, dass er sich zurückziehen will“, sagt Makurath. Doch zugleich bekräftigt er den Weg, den die Gesellschaft eingeschlagen hat: „Es gibt keine Alternative zur Verfahrensweise.“

Keine Mehrheit für „Leuchtturmprojekte“

In der Tat sind private Gründe der Anlass, die Harsch bewogen haben, aus dem Aufsichtsrat auszuscheiden. Aber die Ursache für diesen Schritt liegt in der Erkenntnis, die Stadtwerke nicht in seinem Sinn mitgestalten zu können. Er verfolgte die Idee, sie nicht nur aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten heraus zukunftsfähig auszurichten. Kleine, zudem junge Stadtwerke sollten es nicht dabei belassen, einfach nur „ohnehin produzierten Strom einzukaufen und zu verkaufen“, sagt Harsch.

Eigene Stadtwerke müssten etwas Besonderes bieten, müssten innovativ sein, damit sich die Kunden damit identifizierten. „Warum soll ein Kunde heute den Energieversorger wechseln?“ Darauf müsse es doch über den Preisvergleich hinaus eine Antwort geben, meint er. Harsch denkt verstärkt an Projekte mit regenerativen Energien, etwa solarthermische Anlagen. Doch von diesen „Leuchtturmprojekten“ sei in den Ditzinger Stadtwerken keine Spur. Möglichkeiten hätte es gegeben, ist er überzeugt. Das Nahwärmenetz im Baugebiet Ob dem Korntaler Weg etwa hätte mit Hackschnitzeln oder Pellets betrieben werden können statt mit fossilem Brennstoff. Es wird mit Gas versorgt.

SPD hat das Vorschlagsrecht

Der Aufsichtsratschef Makurath weiß, dass Harsch seinen Schwerpunkt bei regenerativen Energien setzt. Diese könnten „in der Aufbauphase aber nicht den Schwerpunkt der Tätigkeit“ bilden. Das Gasnetz sei erworben, in Bezug auf das Stromnetz sei man in den „finalen Verhandlungen“. Beides seien „wesentliche Eckpfeiler für einen erfolgreichen Geschäftsbetrieb“, sagt Makurath.

Er stellt nicht in Abrede, dass für die eigenen Stadtwerke grundsätzlich „viel vorstellbar“ sei. Aber in einer Gründungs- und Aufbauphase müsse das Augenmerk auf die wirtschaftliche Basis gelegt werden. Die jüngste Vergangenheit gibt ihm seines Erachtens recht, die Stadtwerke kämpften nicht mehr ums Überleben. Der Aufsichtsratschef gibt zu bedenken, dass man „mit nichts begonnen“ habe. Vor diesem Hintergrund hätten die Stadtwerke eine „hervorragende Entwicklung“ genommen. Die Erwartungen seien eingelöst, wenn nicht gar übertroffen. Als Beispiel führt er den Auftrag von Trumpf an, für die Verlegung der Versorgungsleitung quer durch den Ort. Die Ditzinger setzten sich gegen die Netze BW durch.

Die SPD, für die Roland Harsch im Aufsichtsrat saß, hat nun das Recht, einen Nachfolger zu benennen. Bestellt wird das neue Mitglied letztlich vom Gemeinderat.