Der neue DLV-Chef Jürgen Kessing will eine Traummarke bei den Mitgliederzahlen erreichen – und hat eine klare Meinung zum Umgang mit russischen Athleten.

Bietigheim-Bissingen - Jürgen Kessing ist am 18. November zum neuen Präsidenten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) gewählt worden. Er fordert nun den Ausschluss russischer Sportler von den Olympischen Winterspielen. „Die Systematik des Dopingbetrugs in Russland“, sagt der Oberbürgermeister von Bietigheim-Bissingen, „darf nicht ohne Konsequenzen bleiben.“

 
Herr Kessing, an diesem Dienstag fällt das Internationale Olympische Komitee sein Urteil im russischen Dopingskandal. Wie würden Sie entscheiden?
Die Forderung kann nur lauten, die russische Mannschaft von den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang auszuschließen und wie bei der Leichtathletik-WM 2017 in London lediglich die russischen Athleten unter neutraler Flagge antreten zu lassen, die nachweisen können, dass sie sauber sind und nicht Teil des staatlich gelenkten Dopingsystems waren.
Das wäre Ihr Vorschlag für die Winterspiele?
Ja. Die Systematik des Dopingbetrugs in Russland, nicht zuletzt bei Olympia 2014 in Sotschi, darf natürlich nicht ohne Konsequenzen bleiben.
Der Leichtathletik-Weltverband hat erst vergangene Woche die Aussperrung Russlands auf unbestimmte Zeit verlängert. Was müsste geschehen, damit dieser Bann aufgehoben werden kann?
Ganz einfach: Russische Athleten müssten nachweislich sauber sein. Dazu müsste in Russland gelten, was auch bei uns gilt – dass Sportler jederzeit von einer unabhängigen Agentur getestet werden können. Und Russland müsste zugeben, dass es ein flächendeckendes Dopingsystem gab. Dafür wäre nur ein Satz von Staatsführer Putin nötig.
Wie sauber ist die deutsche Leichtathletik?
Unsere Athleten stehen und kämpfen für einen dopingfreien Sport. Sie gehören weltweit zu den am meisten kontrollierten und am intensivsten überwachten Sportlern. Und der DLV ist, vor allem dank der Arbeit meines Vorgängers Clemens Prokop, im Kampf gegen Doping die Speerspitze des deutschen Sports.
Sie befürchten als DLV-Präsident also keine unliebsamen Überraschungen?
Dazu gibt es keine Veranlassung.