In der dritten Staffel von "Doctor's Diary" geht es künftig deutlich deftiger zu, wie der Pilotfilm zeigt.

Berlin - Im schnelllebigen Fernsehgeschäft ist der Erfolg von gestern im besten Fall eine Trophäe, die man sich daheim ins Regal stellen kann. Schlimmstenfalls gab es allerdings gar keinen Preis, sondern bloß gute Marktanteile. Damit hat man bei der Bewerbung um ein Folgeprojekt zwar ganz gute Karten hat, muss aber trotzdem immer wieder bei null anfangen. Das gilt wohl sogar für Bora Dagtekin, und trotzdem wird der Drehbuchautor einen Vorsprung haben: Ihm ist etwas gelungen, was selbst der hartgesottenen Führungsriege eines Privatsenders Respekt abnötigt: Er hat RTL mit der komischen Serie "Doctor's Diary" Topquoten beschert, alle nur verfügbaren Preise abgeräumt - und deshalb nun ein echtes Problem.

Der Auftakt zur dritten Staffel zeigt das Dilemma: Einerseits dürfte Dagtekin keine Lust haben, ständig die Geschichte der drallen Jungärztin zu wiederholen, die eigentlich schon seit Schulzeiten den schnöseligen Marc Meier liebt, sich aber regelmäßig mit anderen Männern tröstet. Andererseits hat exakt diese personelle Konstellation "Doctor's Diary" so erfolgreich gemacht. Schon Dagtekins vom Publikum zwar verschmähte, aber vielfach prämierte Schöpfung "Türkisch für Anfänger" litt in der dritten Staffel unter vergleichbaren Verschleißerscheinungen, auch wenn man fairerweise anmerken muss, dass Dagtekins Drehbücher selbst dann noch herausragen, wenn es Déjà-vu-Effekte gibt.

Eine abenteuerliche Handlung


Hier wie dort und vor allem im spielfilmlangen Auftakt zur neuen "Doctor's Diary"-Staffel aber steckt das Personal in einer für solche Serien typischen Zwickmühle: Ähnlich wie bei Sitcomfiguren ist ihr Entwicklungsspielraum begrenzt. Deshalb wird Heldin Gretchen Haase für immer anders handeln, als sie denkt, und daher muss Marc Meier selbst dann noch stänkern, wenn er eigentlich ein netter Kerl sein möchte. Um das zu kaschieren, hat sich Dagtekin eine abenteuerliche Handlung einfallen lassen.

Schon sein Drehbuch zur kürzlich gezeigten Komödie "Undercover Love" hat das große Talent des Autors bewiesen, traumwandlerisch sicher auf dem schmalen Grat zwischen Thriller und Klamotte zu balancieren. Auch in dem mit dem Titel "Skandal! Hochzeitsnacht zu dritt" unter Wert verkauften Film gelingt es ihm immer wieder, die Regeln eines Genres auf komische Weise zu konterkarieren. So wie "Undercover Love" bei leicht veränderter Erzählweise ein packender Agentenfilm geworden wäre, erzählt Dagtekin nun mit dem Pilotfilm einen Virenthriller: Ausgerechnet bei Gretchens Hochzeit bricht ein lebensbedrohlicher Virus aus. Die Festgäste kommen zur Quarantäne ins Elisabeth-Krankenhaus, wo es zum fröhlichen Kompetenzgerangel zwischen dem Oberarzt Meier (Florian David Fitz) und dem Gynäkologen Dr. Kaan (Kai Schumann) kommt. Allein Gretchen (Diana Amft) behält den Überblick: Weil beim ersten Opfer ein Affenhaar gefunden wurde, macht sie sich auf die Suche nach dem Wirt des Virus, um ein Antiserum herstellen zu können.