Lange haben sich die Bürger wenig Gedanken um den Schutz ihrer Daten im Netz gemacht. Der Dokumentarfilm „Democracy – Im Rausch der Daten“ zeigt, wie in Brüssel um europäische Gesetze gerungen wird, die den Sammeleifer beispielsweise von Facebook eindämmen sollen.

Stuttgart - Mit wilden Locken und abgerocktem Jackett entspricht Jan Philipp Albrecht so gar nicht dem typischen Juristenbild. Neben seinen geschniegelten Kollegen im EU-Parlament wirkt er wie ein Student im Praktikum, der den Großen bei der Arbeit zuschaut. Doch weit gefehlt, der Grünen-Politiker soll als Berichterstatter die Gesetzesvorlage zum Datenschutz im Internet ausarbeiten. Was nach sturer Paragrafenreiterei klingt, ist in Wirklichkeit ein brisantes Projekt, das die Sicherheit aller Bürger in den Blick nimmt. Das führt der Dokumentarfilmer David Bernet in „Democracy – Im Rausch der Daten“ spannend vor Augen.

 

Was Facebook und Google so treiben

„Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts“, heißt es zu Beginn des Films. Genau das ist Albrechts Problem. Er muss gegen Lobbyisten antreten, die durch eine Verschärfung des Datenschutzes globale Wirtschaftsbeziehungen bedroht sehen. Denn bisher verdienten Internetriesen wie Google und Facebook mit den Daten ihrer Nutzer viel Geld – bis zu den Enthüllungen von Edward Snowden machte sich kaum jemand Gedanken darüber, dass die eigenen Spuren im Internet von Dritten gesammelt, kategorisiert und ausgewertet werden.

Bernet verfolgt die Vorgänge, nimmt aber auch Partei. Albrecht und sein Büroleiter sind Sympathieträger in einem System zermürbend langsam mahlender Gesetzesmühlen. Wie glatt und undurchdringlich der Komplex Brüssel manchmal wirkt, lässt Bernet in ästhetischen Schwarz-Weiß-Bildern aufscheinen, arbeitet jedoch mit dynamischer Montage starrer Langeweile entgegen. Zwar zeigt der Film nur die Seite der Gesetzgebenden und blickt nicht in die Zentralen der Konzerne und Geheimdienste, ein Bild politischer Prozesse liefert er dennoch.

Democracy – Im Rausch der Daten. Deutschland 2015. Regie: David Bernet. Dokumentarfilm. 105 Minuten. Ohne Altersbeschränkung.