Manuel Andrack, Gülcan Kamps und Heide Simonis spielen in der ZDF-Neo-Soap die "Promi-Pauker". Eine lockere, ernsthafte Dokumentation.

Mainz - Das Leben, frei nach Forrest Gump, ist wie eine Pralinenschachtel: man weiß nie, was man bekommt. Diese Erfahrung musste kürzlich der zwölfjährige Justin machen, der total darauf gehofft hatte, demnächst für zwei Wochen von der blondierten Plaudertasche Gülcan Kamps unterrichtet zu werden, und stattdessen mit einer ihm bis dahin gänzlich unbekannten Heide Simonis vorliebnehmen musste.

Fast hätte der Gesamtschüler vor Enttäuschung angefangen zu heulen, aber dann spielte er doch mit bei der ZDF-Neo-Dokusoap "Die Promi-Pauker". An den kommenden fünf Donnerstagen wird gezeigt, wie drei Menschen, die seit Jahren erfolgreich "in der Öffentlichkeit stehen", wie man so gerne sagt, von den Anforderungen des deutschen Schulbetriebes ganz schön gebeutelt werden können.

Lehrer sein ist harte Arbeit


Manuel Andrack zum Beispiel, der ehemalige Redaktionsleiter und Sidekick von Harald Schmidt sowie Verfasser von Wander- und Fußballbüchern, muss tatsächlich schon kurz nach Beginn der Kennenlernstunde mit der ihm zugeteilten fünften Klasse auf eine Phrase zurückgreifen, die er im Vorgespräch eigentlich kategorisch ausgeschlossen hatte: "Für welchen Verein seid ihr denn so?" hilft ihm denn auch nur kurz und nur bei den Jungs aus dem Horror Vacui, der einen packen kann, wenn viele erwartungsvolle Kinderaugen sechzig Minuten lang auf einen gerichtet sind, und 62 Ohren sowie 31 Gehirne unterhalten und beschäftigt sein wollen.

Auch weil er "immer schon etwas Streberhaftes hatte" wird der Germanist in den kommenden Tagen und Folgen natürlich hart daran arbei-ten, sich vor den anspruchsvollen Schülern, seinen Lehrercoachs und natürlich auch vor dem Fernsehpublikum nicht vollends zur Wurst zu machen.

Und auch Heide Simonis ("Geduld ist nicht gerade meine Stärke") und die Viva-Moderatorin Gülcan Kamps ("Für mich ist das hier wie eine riesengroße Autogrammstunde") zeigen sich vor ihrer sechsten beziehungsweise achten Klasse durchaus lern- und kritikfähig. Simonis merkt immerhin, dass die detaillierte Nachzeichnung ihrer Politkarriere angehende Teenies langweilt, Kamps, die das Ganze zu Beginn wie eine Privatfernsehshow anpackt - "Wir sehen uns nach der Pause!" - begreift irgendwann, dass man sich vor Vierzehnjährigen keinen Respekt verschafft, indem man ihre Hormone in Wallung bringt.

Hauptdarsteller wirken manchmal wenig seriös


Überhaupt ist das ganze Promi-Pauker-Projekt von der Redaktion zwar locker, aber sehr ernsthaft angelegt. Die drei Hobbypädagogen arbeiten an der Gesamtschule im Rhein-Erft-Kreis nach einwöchiger Vorbereitung unter Anleitung erfahrener Lehrkräfte, sie dürfen keine Egoshow abfahren, sondern müssen nach Lehrplan Deutsch und Kunst, Arbeits- und Soziallehre, Biologie und Werken unterrichten.

Wie schwer es ihnen dabei anscheinend teilweise fällt, nicht sich selbst, sondern ihre Schüler in den Vordergrund des Geschehens zu stellen, erzählt vielleicht mehr über die Weltsicht von Medienfiguren und die Anforderungen des wirklichen Lebens als manche kritische Analyse. Dass Andrack, Kamps und Simonis dadurch im Gegensatz zu den sie coachenden Lehrern oft wenig souverän wirken, dürfte durchaus im Kalkül der Sendung liegen.

Denn vor allem, so die Redaktionsleiterin Simone Emmelius, wolle man mit dem Format dem gesellschaftlichen Vorurteil auf den Grund gehen, dass ein guter Lehrer zu sein nicht so schwer sein könne. Man werbe also für gegenseitiges Verständnis zwischen Elternhäusern und Schule und versuche zu zeigen, wie fordernd und im positiven Falle für alle Seiten befriedigend es sein könne, sehr unterschiedlich ausgestatteten Schülern informativen und spannenden Unterricht zu geben.

Schon deren muntere Unbefangenheit vor der Kamera macht das pädagogische Experiment für den Zuschauer unterhaltsam. Köstlich, wie ein Mädchen die ehemalige Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein höflich bittet, künftig sauberer an die Tafel anzuschreiben. Und in ihrer Ehrlichkeit leicht gruselig, wie eine Gruppe Halbwüchsiger vor dem Unterricht ankündigt: "Wir werden uns nicht verstellen."

ZDF-Neo, 19.30