Fünf Berufskriminelle haben den Auftrag, einen Edelstein stehlen, der für zwei afrikanische Staaten von unschätzbarem Wert ist. Doch dann geht etwas schief. Und dann noch etwas. Und dann noch etwas. Donald E. Westlakes „Fünf schräge Vögel“ ist der munterste Mythos von Sisyphos, den man sich nur denken kann.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Irgendwie kommt einem das doch bekannt vor: eine fiktive Region im postkolonialem Afrika, in der zwei Ethnien um einen Wertgegenschaft von existenzieller Bedeutung streiten. Dieser Gegenstadt wird gerade in einem US-amerikanischen Museum ausgestellt. Das Ding wird gestohlen - und schon haben wir den schönsten Kladderadatsch. So im „Messingdeal“ von Ross Thomas, 1969 unter dem Titel „The Brass Go-Between“ erschienen. Und ein Jahr später auch in „The Hot Rock“ von Donald E. Westlake, den der Atrium Verlag Zürich jetzt unter dem Titel „Fünf schräge Vögel“ neu übersetzt und erstmals unverstümmelt auf den deutschsprachigen Markt bringt.

 

Ein Name wie ein Bier

Doch ehe jetzt einer „Plagiat! Plagiat!“ schreit: die beiden Krimi-Großmeister haben zwei völlig unterschiedliche Bücher vorgelegt, nicht nur, weil es beim einen um einen Schild (Thomas) und beim andern um einen Edelstein (Westlake) geht. Diesen Edelstein soll John Dortmunder für seinen schwarzen Auftraggeber stehlen, weil der sich von seinem Besitz Vorteile für sein Volk verspricht. Denn Dortmunder ist von seinem geistigen Vater nicht nur nach einem Bier benannt (in einer Bar sah Westlake eine Werbetafel mit der Aufschrift „DAB - Dortmunder Actien-Brauerei“), sondern auch ein Profi vor dem Herrn, wenn es darum geht, komplizierte Berechnungen der Höheren Kriminalität anzustellen.

Dortmunder engagiert vier Kumpane, und tatsächlich gelingt es ihnen, des Edelsteins habhaft zu werden. Aber von diesem Moment an beginnen auch die Schwierigkeiten. Ausgerechnet derjenige Komplize, der die Beute hat, wird geschnappt. Und so muss die Bande wieder einen Coup planen. Und dann noch einmal. Und dann noch einmal.

Aberwitzige Methoden

Mit immer aberwitzigeren Methoden versucht Dortmunder, an das gute Stück zu kommen. Und immer geht im letzten Moment was schief – sei es beim Überfall auf ein Gefängnis, sei es beim gewaltsamen Eindringen in eine geschlossene Psychiatrie, für die sich die fünf Männer sogar einer Lokomotive bedienen. Wem auch das bekannt vorkommen sollte: der Plot wurde mit Robert Redford unter dem Titel „Vier schräge Vögel“ verfilmt, wobei eine der handelnden Personen dem Drehbuchautor zum Opfer fiel.

So strickt Westlake - der unter dem Pseudonym Richard Stark in den Parker-Romanen ungleich grimmiger daherkommt - einen munteren Mythos von Sisyphos, bei dem bis zum Schluss unklar ist, ob der Stein - bildhaft gesprochen - oben bleibt oder nicht.

Donald E. Westlake: Fünf schräge Vögel. Roman. Aus dem Englischen von Tim Jung. Atrium Verlag, Zürich 2016. 288 Seiten, 19,99 Euro. Auch als E-Book, 14,99 Euro.