Die Vorwürfe sexueller Belästigung gegen mächtige Männer lassen auch den Capitol Hill nicht aus: Senatskandidat Roy Moore wird von republikanischen Parteikollegen aufgefordert, seinen Wahlkampf zu beenden. Präsident Trump tut die Anschuldigen gegen Moore jedoch ab.

Washington - US-Präsident Donald Trump hat die Anschuldigungen gegen den republikanischen Senatskandidaten Roy Moore heruntergespielt und dessen demokratischen Gegenkandidaten Doug Jones kritisiert. „Wir brauchen nicht jemanden, der mit Kriminalität so sanft umgeht wie Jones“, sagte Trump am Dienstag (Ortszeit) zu Reportern im Weißen Haus, bevor zu seinem Thanksgiving-Aufenthalt in Florida aufbrach. Er werde in der kommenden Woche bekanntgeben, ob er die Kampagne Moores unterstütze.

 

„Roy Moore dementiert es, das ist alles, was ich sagen kann“, sagte Trump. „Er dementiert es.“ Er merkte zudem an, dass die Vorwürfe gegen Moore, er habe Ende der 1970er Jahre zwei noch Minderjährige sexuell belästigt, schon lange her seien. „40 Jahre sind eine lange Zeit“, so Trump. Zuvor hatte das Weiße Haus lediglich betont, die Bevölkerung von Alabama sollte die Entscheidung fällen, wer der nächste Senator werden solle.

Unterstützung entzogen

Mehrere republikanische Politiker, darunter auch der Mehrheitsführer des Senats, Mitch McConnell, und der Sprecher des Abgeordnetenhauses, Paul Ryan, hatten Moores Ausscheiden aus dem Rennen um den Senatsposten gefordert. Das nationale Organisationsgremium der Republikaner entzog Moore seine Unterstützung. Alabama soll am 12. Dezember entscheiden, wer den freigewordenen Senatssitz von Justizminister Jeff Sessions besetzen soll.

Eine der betroffenen Frauen beteuerte, für ihre Aussagen gegen Moore kein Geld von den Medien erhalten zu haben. Leigh Corfman erklärte am Montag, ihr Bankkonto sei nicht angewachsen: „Wenn überhaupt, dann ist es jetzt weniger, weil ich nicht arbeite“, sagte sie dem Sender NBC. Corfman hatte erklärt, Moore habe sexuellen Kontakt zu ihr aufgenommen, als sie 14 Jahre alt gewesen sei. Anhänger des Politikers hatten daraufhin behauptet, Reporter hätten Frauen Tausende Dollar für Anschuldigungen gegen ihn angeboten. Beweise dafür legten sie nicht vor.

Untersuchungen eingeleitet

Corfman erklärte, wegen Moores gehobener Stellung als Staatsanwalt habe sie damals nicht öffentlich über die Tat gesprochen. Sie habe sich erst geäußert, als die „Washington Post“ ihr versichert habe, sie sei nicht die einzige, die Anschuldigungen gegen Moore erheben würde.

Die Vorsitzenden des Ethik-Ausschusses des Repräsentantenhauses kündigten am Dienstag an, Untersuchungen gegen den demokratischen Abgeordneten John Conyers wegen sexueller Belästigung einzuleiten. Dieser habe einer Frau rund 27 000 Dollar gezahlt, um eine Beschwerde gegen ihn einzustellen, laut der er sie aus seinem Team gefeuert habe, nachdem sie seine Annäherungsversuche abgelehnte, berichtete die Website „Buzzfeed“. Conyers erklärte, er werde bei den Untersuchungen kooperieren.