Donald Trump hat auf einer Pressekonferenz gezeigt, dass er jedes Maß verloren hat. Das Schlimme daran: die offenkundigen Lügen des US-Präsidenten werden nicht von jedem erkannt. Dieses Phänomen kann die USA in Existenznot bringen, kommentiert Politik-Redakteur Christian Gottschalk.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Washington - Das in diesen Zeiten an Skurrilitäten so reichen Amerika ist um eine Absonderlichkeit reicher, und es wäre einen herzhaften Lacher wert, wenn es nicht so ernst wäre. Die Pressekonferenz, die US-Präsident Donald Trump am Donnerstag gegeben hat lässt die Welt jedenfalls sprachlos zurück, und nicht nur einmal taucht die Frage auf, ob die Nummer eins der freien Welt noch alle Sinne beisammen hat.

 

Trump lobte sich und seine Arbeit der ersten Wochen über den grünen Klee. Nun ist es nicht unüblich, dass Politiker ihre eigenen Leistungen würdigen, auch nicht, dass sie dabei strittige Punkte sehr wohlwollend zu eigenen Gunsten auslegen. Das macht nahezu jeder. Die Schamlosigkeit, mit der Trump offenkundige Unwahrheiten als Tatsachen zu verkaufen versuchte, ist allerdings kaum zu überbieten. Wobei diese Redewendung eher eine Hoffnung ausdrückt: noch ist die Amtszeit jung und das Steigerungspotenzial auf dem Feld der sogenannten „Fake News“ ist noch beträchtlich. Wie Stuttgarter Trumps erste Wochen im Amt erleben, sehen Sie in unserer Video-Umfrage.

Viele Anhänger des Präsidenten jubeln

Das ist schlimm. Fast noch schlimmer ist aber, dass der Aufschrei der Empörung nicht das ganze Land erfasst. Viele von Trumps Anhängern sehen sich bestärkt in ihrer Wahl, jubeln darüber, wie ihr Präsident die Flaggschiffe des seriösen Journalismus beschimpft, wie er die nachweisbare Wahrheiten als „Fake News“ abqualifiziert und eigene Lügen zur Tatsache erhebt.

Der Präsident lebt in einer Nebenwelt. Das gefährliche daran ist, dass er dort nicht alleine ist – und dass in diesem von Twitter dominierten Bereich selbst die Grundlagen von Anstand, Ehre und Würde nicht mehr gelten. Wenn es nicht schnell gelingt, sich wenigstens darauf zu einigen, was wahr ist und was falsch, dann ist den USA nicht mehr zu helfen. Häme wäre völlig verfehlt: die Folgen davon können die ganze Welt in den Abgrund reißen.