Alljährlich treffen sich unter dem Ramsberg Modellbahner, um ihre ellenlange Züge fahren zu lassen. Die Brüder Roland und Wilfried Gaugele bauen dafür eine Strecke auf ihrem Wochenendgrundstück auf.

Donzdorf - Es ist ein Kreuz mit der Eisenbahn-Sammelleidenschaft. Die kleine Spur Z ist zwar vorteilhaft, weil sich damit auf engstem Raum ganze Landschaften nachbauen lassen, doch die mikroskopischen Details der naturgetreuen Modelle verschwimmen mit zunehmenden Alter vor den Augen des stolzen Besitzers. Ein eingefleischter Märklinfan wie Wilfried Gaugele nennt deshalb nicht nur Schränke voller Märklin-Miniclub-Lokomotiven sein Eigen, sondern auch mehrere Dutzend der ganz großen Spur 1-Modelle. „Da erkennt man jedes Detail. Die Loks sind auf Fotos für Laien nicht von Originalen zu unterscheiden“, erklärt Wilfried Gaugele.

 

Modellbahnen sind zum Spielen da

Jedoch: Spaß macht nicht nur das Anschauen. Züge habe man doch, um damit auch ein bisschen zu spielen. „Das geht auch in einem Regal. Da kann man hin und her rangieren“, erklärt Wilfrieds Bruder Roland, einst Chef der Märklinwelt und Pressesprecher des Göppinger Traditionsunternehmens und jetzt selbstständiger Auktionator. Er räumt jedoch ein, dass dem Fahrspaß zu Hause räumliche Grenzen gesetzt sind.

70 Meter Gleise auf der Wiese

Deshalb gehen die Gaugeles jedes Jahr einmal für einige Tage ins Freie. Seit 25 Jahren bauen sie auf ihrer Wiese bei Donzdorf eine Spur 1-Bahn für sich und Gleichgesinnte auf. Einträchtig dampfen dann Steaks und Würstchen am Grill mit den Modelllokomotiven auf der Strecke um die Wette. Was mal mit einem Schienenkreis am Boden ums Lagerfeuer begann, ist mittlerweile eine Aktion, für die Wilfried Gaugele seinen Jahresurlaub opfert. Zelte werden aufgebaut, Generatoren betankt, eine Bierzapfanlage und Kühlschränke organisiert. Für bis zu 100 Modellbahner wird eine dreispurige Schleife auf einer mehr als 30 Quadratmeter großen Platte montiert, rund 70 Meter Gleise. „Da kann man auch die langen Züge mit Personen- oder Güterwaggons anhängen“, sagt Roland Gaugele und schwärmt von dem Spektakel einer Spur 1-Lok in Aktion. Viele der wertvollen Modelle sind heutzutage digital gesteuert, inklusive Geräuschkulisse vom funkenden Zugführer bis zur kratzenden Kohleschaufel des Heizers.

Dampfrösser müssen draußen bleiben

Es gibt aber auch echte Dampfrösser im großen Miniaturformat, die mit Wasser und Dampföl befüllt und mit Spiritus beheizt werden. Während die elektrische Anlage unter Zeltdächern steht, wird für die Echtdampflokomotiven ein Schienenstrang im Freien aufgebaut. So hoffen die Gaugeles auf trockenes Wetter. „Wir haben aber in den letzten 25 Jahren oft Regen gehabt. Einmal war es so nass, dass die Grillstelle wie eine Insel mitten umgeben von Wasser war“, erinnert sich Roland Gaugele.

Das Treffen ist der Höhepunkt im Jahreslauf

Das schreckt die Fans nicht ab. 50 bis 100 Teilnehmer aus dem ganzen deutschsprachigen Raum erwarten die Gaugeles zum Spur-1-Fahren auf ihrer Wiese. „Es sind schon viele Freundschaften hier entstanden“, so Gaugele. Und es hält auch die Familie zusammen. „Meine erwachsenen Söhne würden das Treffen vermissen. Es ist auch für sie ein Highlight im Jahr“, so Wilfried Gaugele. Dabei gibt es noch ein zweites Treffen dieser Art. „Zwischen Weihnachten und Neujahr räumt ein Bekannter sein komplettes Kellergeschoss dafür aus. Da wird dann auch mal das Essen am Tisch mit einer Spur 1-Lok herangefahren“, berichtet Roland Gaugele.

Dass jemand seine Lok einfach nur in die Vitrine stellt, nein, das versteht er nicht.