Am sechsten Verhandlungstag im Strafprozess gegen den Radprofi Stefan Schumacher galt es neben der Verlesung einer Aussage des Dopingsünders und Ex-Teamkollegen Bernhard Kohl vor allem darum, neue Ansetzungen zu finden.

Stuttgart - Es war der Vormittag der Terminkalender. Am sechsten Verhandlungstag im Strafprozess gegen den Radprofi Stefan Schumacher galt es in der gut einstündigen Sitzung neben der Verlesung einer Aussage des Dopingsünders und Ex-Teamkollegen Bernhard Kohl vor allem darum, neue Ansetzungen zu finden.

 

Nach den ursprünglichen Plänen sollte das Verfahren am Dienstag enden. Die Verteidigung signalisierte am Montag zwar, nachdem das Gericht Termine bis in den August festsetzte, dass aus ihrer Sicht nichts gegen eine Verkürzung des Prozesses spreche, doch ob es auch so kommt, lässt sich derzeit nicht vorhersagen. Schumacher wird vorgeworfen, sich Gehalt in Höhe von 150 000 Euro erschlichen zu haben. Sein damaliger Teamchef Hans-Michael Holczer habe von seinem Doping gewusst, behauptet Schumacher. Holczer bestreitet das. Fortgesetzt wird der Prozess am nächsten Dienstag (9.15 Uhr). Und der folgende Termin am 24. Juni wird wohl auch stattfinden.

Im Radsport sollen zwei oder drei Prozent nicht gedopt sein

An diesem Tag sollen die Österreicher Walter Mayr und Stefan Matschiner als Zeugen der Verteidigung aussagen. Letzterer versorgte Bernhard Kohl mit Dopingmitteln, der frühere Langlauftrainer Mayer wiederum gilt als eine der großen Figuren der österreichischen Dopingszene und hatte Schumachers ehemaligen Teamchef Holczer indirekt belastet. Mayer wurde 2011 wegen Verstößen gegen das Antidopinggesetz zu 15 Monaten Haft verurteilt.

Am Montag wurde vom Gericht das Protokoll einer Vernehmung von Kohl durch die Weltantidopingagentur im Jahr 2008 vorgelesen. Kohl beschrieb darin unter anderem, wie er von Matschiner in seiner Gerolsteiner-Zeit mit Dopingmitteln versorgt wurde und welche Dosen er genommen habe. Viel Neues erfuhr man nicht, allerdings untermauerte Kohl in der Aussagen die Argumentation der Verteidigung, wonach der Radsport ein verseuchtes System gewesen sei, in dem praktisch jeder davon ausgegangen sein müsse, dass der andere dope. Im Radsport, so Kohl seien vielleicht zwei oder drei Prozent nicht gedopt gewesen. Zudem glaube er, so Kohl, dass es grundsätzlich kaum einen Spitzensportler gebe, der nicht mit Doping zu tun gehabt habe.

Kohl sprach sich übrigens zudem für einen Straftatbestand Doping aus. Dies sei neben Prävention seiner Meinung nach der einzige Weg im Antidopingkampf. Der deutsche Sport wehrt sich vehement gegen ein solches Instrument, entsprechend aufmerksam wird in den Spitzen des Sports der Prozess in Stuttgart verfolgt.