Eine Genossenschaft könnte das Fortbestehen des Supermarktes in Gebersheim sicher stellen.

Leonberg - Etwa 450 Bürger, vorwiegend aus dem Ort, wollen mit 152 000 Euro den Dorfladen in Gebersheim in Form einer Bürgergenossenschaft retten. Somit setzen sich mehr als die Hälfte der Gebersheimer Haushalte – in dem Leonberger Teilort wohnen gegenwärtig 2442 Einwohner – für ihre Nahversorgung ein.

 

Für einen übergangslosen Weiterbetrieb des gegenwärtigen „Gebers Landmarkt“ von Irmgard und Martin Epple ist nach heutiger Schätzung jedoch ein Gesamtbetrag von etwa 180 000 Euro erforderlich. Dieser Betrag beinhaltet die Übernahme des Ladens und der Geschäftsausstattung (70 000 Euro), des Warenbestandes (80 000 Euro) sowie eine Liquiditätsreserve für die Löhne, den Wareneinkauf, die Betriebskosten, die Miete und das Marketing (30 000 Euro).

Das Angebot des künftigen Marktes soll weiter dem eines Vollsortimenters entsprechen, aber auch stärker regionale Produkte anbieten. Mit der Betriebsübergabe an die zu gründende Genossenschaft werden nach jetzigem Stand alle acht gegenwärtigen Arbeitsplätze erhalten.

Zukunft des Marktes ist gefährdet

Für die Finanzierungslücke von 30 000 Euro gerade stehen will nun die Stadt, indem sie entsprechende Genossenschaftsanteile zeichnet. Ein Anteil liegt bei 250 Euro. Dieses Vorgehen hat der Ortschaftsrat am Mittwochabend einstimmig gebilligt. Der Vorschlag von Ortschaftsrat Jürgen Sienel (SPD), den städtischen Beitrag auf 60 000 Euro zu verdoppeln, hat im Gremium keine Mehrheit gefunden. Die Zukunft des Supermarkts „Gebers Landmarkt“ ist durch die 2016 gescheiterte Übergabe an einen Nachfolger nicht mehr gesichert. Die Eigentümerfamilie sucht bis Ende des Jahres nach einer Lösung, um die Nahversorgung im Ort zu sichern. Auf einer Informationsveranstaltung Ende Juni wurde den Bürgern ein Dorfladen-Modell auf Basis einer Bürgergenossenschaft als mögliche Lösung vorgestellt.

Mit der Unterstützung der Ortschaftsverwaltung sowie der städtischen Wirtschaftsförderung wurden bis Mitte September alle Haushalte abgefragt. Etwa 450 haben die Absicht bekundet, Anteile an einer Genossenschaft zu zeichnen. Die Genossenschaft bietet einen verbindlichen Rahmen, in dem alle Partner gleichberechtigt sind. Ebenso ist die persönliche Haftung für den Einzelnen auf den Mitgliedsbeitrag begrenzt. Die Nachschusspflicht wird ausgeschlossen. Um eine professionelle Leitungsstruktur zu ermöglichen, ist ein Aufsichtsrat vorgesehen.

Stadt soll auch in den Aufsichtsrat

Einen Platz darin soll die Stadt übernehmen. „Das ist eine Möglichkeit der Einflussnahme auf die Genossenschaft. Denn neben dem öffentlichen Zweck, der gegeben ist, muss diese auch gesichert sein, damit die Kommune sich finanziell beteiligen kann“, erläuterte der städtische Wirtschaftsförderer Benjamin Schweizer.

Anhand der betriebswirtschaftlichen Daten des Lebensmittelmarktes von 2016 hat die örtliche Steuerkanzlei Girrbach errechnet, dass je nach Betriebsmodell – mit oder ohne Bedienungstheke – die Genossenschaft in einem, höchstens zwei Jahren Gewinn machen könnte. In der kommenden Woche werden erste Gespräche geführt über die Zusammensetzung des Aufsichtsrates. Auch der Genossenschaftsverband wird einbezogen. Zudem soll eine Satzung festgelegt werden, sodass Ende Oktober die Gründungsversammlung der Genossenschaft stattfinden kann.

„Ein wenig Geduld am Anfang aufbringen und vor allem im Ort einkaufen, ist das Beste, um den Markt zu sichern“, gab der Ortsvorsteher Wolfgang Kühnle den Ortschaftsräten und den interessierten Zuhörern mit auf den Nachhauseweg. Nun hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am 10. Oktober das letzte Wort in der Sache.

Große und kleine Versorger

Aktuell verfügt Leonberg über 82 Betriebe im Bereich Nahrungs- und Genussmittel mit einer Gesamtverkaufsfläche von etwa 17 000 Quadratmetern. Darunter fallen die marktführenden Supermärkte und Discounter ebenso wie Bäckereien und Metzgereien. Die größten Anbieter sind Kaufland, Edeka im Leo-Center, Rewe in der Römerstraße sowie Lidl und Edeka in Höfingen. Im Ramtel angesiedelt sind Lidl und Aldi, in der Gartenstadt Aldi und in Warmbronn „nah und gut“.

In Gerbersheim existiert seit 1928 eine Lebensmittelnahversorgung. Seit 1996 befindet sich der Vollsortimenter „Epple Markt“ in zentraler Lage. Durch einen Lieferantenwechsel heißt das Geschäft seit 2016 „Gebers Landmarkt“. Es ist der einzigen Nahversorger, der zudem eine Postagentur, eine Toto-Lotto- und Textilreinigungsannahmestelle und eine Verkaufsstelle für Messekarten integriert hat. Das Geschäft hat 380 Quadratmeter Verkaufsfläche, sowie Lagerräume, Sozial- und Büroflächen mit 245 Quadratmetern.