Breuninger will 2013/14 mit den Bauarbeiten am Karlsplatz beginnen. Nach zum Teil massiver Kritik an der Gestaltung des neuen Dorotheen-Quartiers hat Architekt Behnisch seine Entwürfe überarbeitet – doch manche Aspekte bereiten einigen Stadträten nach wie vor Bauchschmerzen.

Stuttgart - Die Firma Breuninger will mit ihrem großen Bauvorhaben am Karlsplatz, dem neuen Dorotheen-Quartier, Ende 2013/Anfang 2014 beginnen. Diesen Zeitplan nannte der neue Breuninger- Geschäftsführer Willy Oergel am Rande der Sitzung des Technikausschusses des Gemeinderats am Dienstag. Vor dem geplanten Abriss des vom Land erworbenen Baus des Innenministeriums soll es eine hauseigene Zwischennutzung von Teilen dieses Gebäudes geben. „Wir werden unsere Verwaltung dorthin auslagern, während wir bei uns sanieren“, sagte Oergel.

 

Zuvor hatte Baubürgermeister Matthias Hahn in der Ausschusssitzung erklärt, dass der Stadt ausreichend Zeit für die Erstellung des neuen Bebauungsplanes für das Dorotheen-Quartier bleibe, auch wenn sich dessen Auslegungsbeschluss, der ursprünglich für Anfang Oktober geplant war, wegen weiterer Nachbesserungswünsche des Gemeinderats etwas verzögert.

„Das Innenministerium zieht dieses Jahr nicht mehr in seinen Neubau an der Willy-Brandt-Straße um“, so Hahn. Der Abriss des großen Ministeriumbaus an der Dorotheenstraße sei also vor der zweiten Jahreshälfte 2013 kein Thema. Der Auslegungsbeschluss im laufenden Bebauungsplanverfahren wird von ihm nunmehr für den Advent angestrebt.

Nach Kritik wird bei den Dachlandschaften nachgebessert

Der Baubürgermeister betonte, dass die vielen Details, die nach der öffentlichen Kritik insbesondere an der Dominanz und den gläsernen Dachlandschaften des Entwurfs für die drei geplanten Neubauten am Karlsplatz nachgebessert werden sollen, nur in einem städtebaulichen Vertrag festgehalten werden könnten. Dieser müsse dann im zeitigen Frühjahr mit der Satzung des Bebauungsplanes beschlossen werden.

Die großen Kritikpunkte, das wurde in der Debatte deutlich, vermochte der Architekt Stefan Behnisch inzwischen mit Nachbesserungen an seinen ersten Entwurfszeichnungen weitgehend auszuräumen. Er gab am Dienstag einen weiteren Zwischenbericht zum Stand der Planung. Behnisch zeigte nachgebesserte Skizzen mit einem deutlichen Rücksprung des Baus gegenüber der Markthalle, deren Erker somit sichtbar bleibt, und einer verbreiterten alten Karlstraße mit Blick auf die Glaskuppel der Karls-Passage. Der Architekt erntete dafür allenthalben die Ermutigung, nunmehr auf dem richtigen Weg zu sein.

Gestaltung bereitet Stadträten Bauchschmerzen

Allerdings wurde auch deutlich, dass die Debatte über das 200 Millionen Euro teure Bauprojekt mit Läden, Büros und Wohnungen noch nicht beendet ist. Denn die mehrgeschossige, mit Gärten und Terrassen aufgelockerte Dachlandschaft aus (Sonnenschutz-) Glas, die sich wie eine Haut über die Büros und Wohnungen in den obersten Etagen stülpt, bereitet einigen Stadträten nach wie vor Bauchschmerzen – auch wenn sie jetzt mehr Richtung Breuninger verschoben wurde und der Architekt die kleinteilige Wirkung betonte. „Wir haben bedrucktes Glas gewählt, weil es das Licht unterschiedlich reflektiert und somit facettenhaft erscheint“, sagte Behnisch und zeigte Fotos von Projekten in den USA

„Die Qualität des Entwurfs ist gestiegen, aber am Dach muss man noch etwas arbeite“, betonte Peter Pätzold von den Grünen und verwies darauf, dass man sich nicht noch einmal die Finger verbrennen wolle wie am Schlossplatz. „Die große Butterdose am Königsbau passt in die Dachlandschaft nicht so richtig rein.“ Für Roswitha Blind von der SPD stellt sich weiterhin die Frage, „ob die Dachlandschaft nicht doch zu massiv ist“. Blind forderte zudem, den Bau an der Holzstraße etwas zurückzunehmen und die drei Neubauten nicht alle mit der gleichen Steinfassade auszustatten. „Sie sollen nicht wie Drillinge, sondern wie drei Geschwister ausschauen“, sagte Blind.

„Münzstraße ist kein Wohlfühlort“

Diese Formulierung gefiel auch SÖS/Linke-Stadtrat Gangolf Stocker gut, der die Planung weiterhin mit gemischten Gefühlen betrachtet. „Ich schwanke zwischen hässlich und es könnte doch was werden“, bekannte er. CDU-Fraktionschef Alexander Kotz begrüßte insbesondere die Durchlässigkeit des Quartiers und forderte, dass man sich über die Gestaltung der Münzstraße noch Gedanken machen müsse. „Das ist kein Wohlfühlort.“ Jürgen Zeeb von den Freien Wählern plädierte dafür, zu überdenken, ob es des geplanten Sporerplatzes überhaupt bedürfe, fand dafür aber keine Unterstützer. FDP-Stadtrat Günter Stübel drückte als einziger aufs Tempo und sieht die Zeit für gekommen, an die Planung „endlich einen Knopf zu machen“.