Das Dorotheen-Quartier soll Stuttgarts neue Luxus-Adresse werden – doch bei der Eröffnung des 200 Millionen Euro teuren Prestigeobjekts ist das noch nicht ganz zu spüren. Den ersten Kunden bot sich am Dienstagvormittag Shopping mit Baustellen-Charme.

Digital Desk: Jonas Schöll (jo)

Stuttgart - Es soll der Inbegriff von Lifestyle in Stuttgart werden: Am Dienstag hat Breuninger sein 200 Millionen Euro teures Prestigeobjekt, das Dorotheen-Quartier, eröffnet. Viele Stuttgarter waren gespannt, was die neue Luxus-Einkaufswelt im Herzen der Stadt zu bieten hat. Doch statt Luxus-Ambiente und Lifestyle bot sich den ersten Besuchern des neuen Einkaufsparadieses am Dienstagvormittag zunächst noch in Teilen das Bild einer Baustelle.

 

Punkt 10 Uhr war es soweit. Das von Breuninger erbaute Dorotheen-Quartier öffnet seine Pforten. Es gibt keinen roten Teppich, keine Stargäste, keine offiziellen Ansprachen und auch kein rotes Band wird durchschnitten. Im Breuninger-Deutsch heißt das „stille Eröffnung“.

Lärm statt Luxus

Doch so ganz still geht es an diesem Dienstagmorgen nicht zu. Mancherorts rollen noch Bagger, Walzen und mobile Kräne umher, von den Steinsägen und Presslufthämmer der Bauarbeiter ertönt ohrenbetäubender Lärm.

Dennoch füllt sich das Dorotheen-Quartier im Laufe des Vormittags immer mehr. Zwar bilden sich vor den Eingängen der Boutiquen und Restaurants nicht auf Anhieb lange Warteschlangen, wie man es von anderen Kaufhaus-Eröffnungen gewöhnt ist. Doch immer mehr Shoppingfreunde finden den Weg in das neue Areal. Die Geschäfte bieten Sekt, Eröffnungsangebote und Gewinnspiele.

Mitten im Dorotheen-Quartier steht Breuninger-Chef Willy Oergel. Der Macher der Luxus-Einkaufswelt gibt sich an diesem Tag hellauf zufrieden. „Ich freue mich sehr, dass wir das Dorotheen-Quartier heute bei Sonnenschein eröffnen dürfen. Es ist ein Meilenstein für unser Unternehmen. Darauf sind wir sehr stolz.“

Kritik am noch vorherrschenden Baustellen-Charakter bei der Eröffnung lässt er an sich abprallen. „Das finde ich überhaupt nicht schlimm. Das ist wie, wenn Sie zuhause ihre Wohnung umbauen. Dann ziehen Sie doch auch ein, wo noch nicht alles ganz fertig ist. Die meisten Geschäfte sind offen. Und die Restarbeiten, die noch gemacht werden müssen, finde ich überhaupt nicht schlimm.“

200 Millionen Euro investiert

Man habe sich sehr bewusst für solch eine stille Eröffnung entschieden, im September soll dann ein gebührender Festakt folgen. „Jetzt wollen wir das Dorotheen-Quartier den Stuttgartern übergeben.“

Lesen Sie hier: Das sind die Luxusmarken im Dorotheen-Quartier.

Gut 200 Millionen Euro hat der Kaufhauskonzern Breuninger nach eigenen Angaben in das Dorotheen-Quartier investiert. Neben Büroräumen und Wohnungen wartet die Anlage vor allem mit Markenshops auf, wo zum Beispiel teure Handtaschen und hochpreisige Mode zu kaufen sind. Man setzt auf Kunden mit dickem Portemonnaie.

Die Verkaufsfläche der Boutiquen und eines Supermarktes im Dorotheen-Quartier soll mehr als 10.000 Quadratmeter groß sein. Damit steigt die Verkaufsfläche in der Stuttgarter Innenstadt auf 432.000 Quadratmeter – rund 70 Prozent mehr als 1993.

Trend zu Shoppingzentren

Lesen Sie hier: Die Geschichte des Dorotheen-Quartiers.

Mit dem Dorotheen-Quartier setzt sich der Trend im Einzelhandel hin zu großen Shoppingzentren fort. Einer Analyse des Kölner Handelsinstituts Ehi zufolge entstehen bis 2019 in Baden-Württemberg noch sechs Malls. Seit 2014 lockt Mall-Shopping ohnehin schon viele Besucher in das Stuttgarter Zentrum – damals eröffneten gleich zwei solcher Anlagen: nördlich vom Stuttgarter Hauptbahnhof das Milaneo und am südlichen Rand der Innenstadt das Gerber.

So ganz vergleichbar ist das Dorotheen-Quartier allerdings nicht: Ist das Milaneo eine riesige Mall, so ist das Quartier auf drei Gebäude verteilt, die Geschäfte sind auch von der Straße aus zugänglich.

Lesen Sie hier: So wird das Dorotheen-Quartier die Stadt verändern.

Hier sehen Sie die Eröffnung des Dorotheen-Quartiers im Video: