Nur wenige Monate ist die Downhill-Strecke in Betrieb. Degerlocher fürchten sich an der Einleitung der Strecke um ihre Sicherheit und beklagen Schäden an Rasenflächen. In einem Schreiben fordern sie die Stadt auf, für Ordnung zu sorgen.

Degerloch - Karl Gerok fühlt sich nicht mehr sicher, wenn er vor die Haustür tritt. Der 88-jährige Degerlocher wohnt an der Josefstraße. Er muss nur durch die Unterführung an der Stadtbahnhaltestelle, um zur Epplestraße zu gelangen. Doch nachdem die Stadt die Downhill-Strecke Ende Oktober vergangenen Jahres eröffnet hat, muss er immer öfter mit Gegenverkehr rechnen. Und der legt nach Aussage Geroks ein ziemlich hohes Tempo an den Tag. „Die Downhill-Fahrer kommen mit so einer hohen Geschwindigkeit durch die Unterführung geschossen, dass mir bange wird. Ältere Leute sind ja manchmal nicht so stabil in ihren Bewegungen. Ich glaube nicht, dass die Downhiller, so schnell wie sie sind, darauf reagieren können“, sagt Gerok. Problematisch sei, dass sich die Verkehrsteilnehmer die Straße an diesem kurzen Abschnitt teilen müssen, da es keinen Gehweg gibt. „Da fühle ich mich als Fußgänger gefährdet, wenn andere so rasen“, so Gerok.

 

Der Degerlocher hat gemeinsam mit Nachbarn ein Schreiben an die Stadt aufgesetzt. Darin fordern sie die Behörden auf, für Ordnung an der Downhill-Strecke zu sorgen. Wie jüngst nach dem Ärger mit Anwohnern am Ende der Route – an der Eierstraße – müsse auch an deren Beginn sichergestellt werden, dass die Radsportler die vorgesehenen Wege benutzen. Die offizielle Streckenführung über die Löffel- und Rubensstraße soll deshalb ausgeschildert und eine Zufahrt über die Unterführung an der Stadtbahnhaltestelle ausdrücklich verboten werden, fordern sie.

Sorge um Kinder aus dem Asylheim

Die Unterzeichner fürchten zudem, dass nicht nur ihre Sicherheit berührt ist: 160 Asylbewerber sollen künftig an der Helene-Pfleiderer-Straße wohnen. „Die Kinder aus dem Heim werden ja sicher auf der Straße spielen. Wenn da dann die Downhill-Fahrer unterwegs sind, ist das doch gefährlich“, sagt eine Anwohnerin.

Die Hausverwaltung des IKB-Gebäudes an der Löffelstraße ärgert sich darüber, dass die Downhill-Fahrer über eine Grasfläche fahren, die zu ihrem Privatgelände gehört. Die Mitarbeiterin Gabriele Merkle kündigt an, dass die Fläche künftig mit Steinen geschützt werden soll. „Von Absperrbändern lassen sich die Downhiller nicht beeindrucken. Die fahren da einfach durch“, sagt Merkle.

Mitarbeiter fühlen sich gestört

Nicht nur der Rasen auf dem IKB-Gelände habe darunter gelitten, betont Merkle. „Für die Mitarbeiter im ersten Stock war es eine Belästigung, dass sie ständig die Fahrgeräusche gehört haben. Wie soll das erst werden, wenn im Frühling und Sommer die Fenster geöffnet werden müssen?“, sagt Merkle. Auch sie sieht ein Sicherheitsrisiko für die IKB-Mitarbeiter durch die Downhill-Sportler, die, wie sie sagt, mit „Karacho“ vor dem Eingang des Gebäudes unterwegs seien.

Jannick Henzler von der Arbeitsgemeinschaft Downhill bietet den Anwohnern das Gespräch an. „Uns liegt viel an einem guten Miteinander. Wenn es Probleme gibt, sollen sich die Leute bei uns melden“, sagt er. Henzler spricht von einer Minderheit, die sich nicht an die Regeln halte, die beispielsweise in den Internetforen der Arbeitsgemeinschaft kommuniziert würden. „Wir ärgern uns auch, dass manche im Moment die Sperrung der Downhill-Strecke ignorieren“, sagt er.

Downhill-Fahrer in Wut

In diesen Tagen nimmt die Stadt Wartungsarbeiten an der Strecke vor. Einige Sportler seien dennoch auf ihr unterwegs und würden dabei in Kauf nehmen, dass sie Schäden anrichten, sagt Henzler. Er spricht aber von wenigen, die beispielsweise Privatgelände nicht respektierten oder sich sonst rücksichtlos verhielten. „Die verderben dann aber den Ruf aller Downhill-Fahrer. Das macht mich wütend“, sagt Henzler.

Gegen eine Ausschilderung der offiziellen Streckenführung, wie sie von den Anwohnern gefordert wird, spricht aus seiner Sicht nichts. Er gibt aber zu, dass er nicht weiß, wie alle Sportler zur Räson gebracht werden können. „Wenn ich eine Lösung wüsste, hätten wir sie schon umgesetzt“, sagt Henzler.