Immer wieder kommt es auf der Downhill-Strecke in Stuttgart-Degerloch zu Unfällen. Ein Bericht unserer Zeitung sorgt in den sozialen Netzwerken und auf unserer Homepage nun für viele Diskussionen.

Stuttgart - Unser Bericht über Unfälle auf der Downhill-Strecke in Stuttgart-Degerloch hat in den sozialen Medien und auf unserer Homepage ein breites Echo ausgelöst. Auslöser waren Klagen des Deutschen Roten Kreuzes Stuttgart und des Marienhospitals über die Zusatzbelastung durch verletzte Mountainbiker in den Sommermonaten.

 

In den Kommentaren auf der Homepage der Stuttgarter Zeitung äußern Leser ihr Unverständnis für die Downhiller: "Verbieten muss man diesen fragwürdigen Spaß für Hazardeure, für so einen Mist hat die Stadt Stuttgart Geld!!!", empört sich etwa Ragnar.Kjetil Tripps.

Von einem Verbot halten andere hingegen gar nichts: "Verbieten? Was soll diese Bevormundung? Dann müsste man alles an sportlichen Aktivitäten auf den spießbürgerlichen Prüfstand stellen. ... Mein persönlicher Appell an die "Downhill-Gladiatoren" lautet: Kopf benutzen ... dann klappt es auch mit der Abfahrt, unfallfrei!", schreibt Hannes Schinder. So sieht das auch Barbara Schüler: "Fangnetze: schützen nicht vor Selbstüberschätzung. Ich glaube, viele dieser "Sportler" rasen diese Strecke runter, obwohl sie sie nicht oder nicht gut kennen. Da sollte man vielleicht mal an die Vernunft appellieren, sofern Verstand vorhanden...."

"Wer diesen Sport betreibt, muss damit rechnen, dass was passiert. Natürlich kann man Fangnetze aufbauen. Man kann die Bäume auch mit Watte polstern. Man kann viel machen, aber warum? Die Jungs und Mädls wissen, was passieren kann und müssen eben damit leben", findet Franziska Theissen.

Downhill muss man lernen

Joseph Ott spricht sich für die Sportart aus. "Downhill muss auch gelernt sein. ...Es stimmt, manche wissen nicht genau wie sie sich auf der Strecke verhalten müssen, um Verletzungen zu vermeiden, auch manche Erfahrenen ignorieren die Risiken. Aber erstens ist dies ganz schnell "das eigene Bier" und somit einem Lernprozess unterworfen und zweitens sind diese Leute in der absoluten Minderheit. Drittens braucht jeder Zeit und Erfahrung, um Sicherheit in diesem Sport zu bekommen, den es zu 100 % nur beim Schach gibt. ... Natürlich ist dieser Sport schneller einer Verletzung ausgesetzt, als andere Sportarten. Man kann ihn aber ebenso wenig verbieten, wie schlechtes Wetter. ... Das Problem ist nur, dass es insgesamt zu wenig qualifizerte Ausbildungsangebote und Übungsmöglichkeiten gibt. Downhill ist im Moment leider noch zu viel Einzelkämpfersport. Hier sind die Radfahrverbände in der Pflicht. Bitte nicht wegen gebrochenen Beinen die wichtige Strecke in Stuttgart dem Sommerloch opfern."

Ganz anders sieht das Claus Maier. Er schreibt: "Darwin rules! Sie wollen extrem, sie bekommen extrem, so what? Was soll das Geheule, lasst sie im Gebüsch liegen! Insbesondere, weil die Moutain-Biker hier regelmässig die Straßenbahn mit ihren Rädern zumüllen/verbarrikadieren, sodaß nicht selten Mütter mit Kinderwagen große Mühe haben, zuzusteigen. Mountain-Biker und deren Gebaren in der Öffentlichkeit treffen auf meine uneingeschränkte Mißbilligung, ja Verachtung. Martialisch auf Krieger gestylt, ausstaffiert mit Helm, Knieschoner etc. pp., haben sie doch nicht die Eier, bergauf zu radeln wie ein Mann! Ich gelange an die Grenzen meiner Selbstbeherrschung, wenn ich diese Typen in der Straßenbahn sehe."

Unverständnis für die sich beklagenden Anwohner äußert hingegen Andrea K.: "Die Kommentatoren verkennen das Problem: Die Anwohner beklagen nicht die Verletzungen, sie leiden unter der Belastung durch Rettungswagen. Wahnsinn, durch was sich Menschen in ihrer Blase gestört fühlen können!"

Keine verlässlichen Zahlen

Oliver Kramer vermisst die Ausgewogenheit im Artikel: "Downhill: Welch ein toller Bericht in der StZ, der meines Erachtens dies nur einseitig betrachtet und von Verletzungen auf der Downhill- Strecke berichtet, aber außer Acht lässt, ob sich die gleiche Anzahl an Verletzten nicht auch schon zuvor (im Stadtgebiet) gezeigt hatte, als die Mountainbiker noch ohne offizielle Strecke im Wald unterwegs waren. Das nenne ich Qualitätsjournalismus, der gleich die Meinung vorgibt, die der Leser zu übernehmen hat. Wo im Bericht finden sich ggf. auch positive Einflüsse aufgrund der Tatsache, dass Biker und Wanderer nun voneinander getrennte Wege haben? Einen Zuspruch findet die Berichterstattung anscheinend bei den Lesern, die von der Materie, wie mir scheint, wenig Ahnung haben, aber fleißig mitdiskutieren."

Bernd Supper stört sich daran, dass es an belastbaren Zahlen fehlt: "Leider ist der Text schlecht recherchiert. Es werden keinerlei genaue Zahlen genannt, sondern nur Mutmaßungen. Auch fehlen Vergleiche mit anderen, richtigen Bikeparks. Die Strecke in Stuttgart ist ja eher Flowtrail und weniger Downhill, also eher mit Flowtrailparks zu vergleichen. Aber wie auch immer. Große Bikeparks in Deutschland oder Österreich werden wesentlich stärker frequentiert und haben deutlich geringere Verletzungsraten, trotz zum Teil richtiger Downhillstrecken. Hier muss also angesetzt werden. Warum gibt es in Stuttgart so viele Verletzte, trotz recht einfacher Strecke?"

Kommentare auf Facebook: "Dann sollte man Skifahren auch verbieten"

Aus Sicht der Leser auf Facebook ist die Lage auf der Downhillstrecke offenbar nicht so schlimm. Georgy MacKenzie schreibt, die Anzahl der Fälle, von denen Rettungskräfte und Marienhospital berichten, sei doch wohl eher gering. Zudem gebe es keine verlässlichen, statistisch erfassten Zahlen. Die Beschwerden von Rettungsdienstmitarbeitern und Anwohnern halten viele User daher für übertrieben.

Außerdem sei der Rettungsdienst häufiger wegen anderer Dinge im Einsatz:

Auch damit, dass Mountainbiken im Artikel als "Extremsport" bezeichnet wird, sind viele Leser nicht einverstanden. So schreibt etwa Eric Spindler:

Andere Sportarten, wie beispielsweise Skifahren, seien schließlich nicht weniger gefährlich:

Spaß auf Kosten der Allgemeinheit?

Dennoch ernten auch die Mountainbiker von einigen Facebook-Usern harsche Kritik: Vielen von ihnen seien rücksichtslos und allein auf Spaß aus, während die Allgemeinheit die Konsequenzen - wie etwa Behandlungskosten nach Unfällen -  zu tragen habe.

Mit einem Augenzwinkern betrachtet hingegen Michael Wagner die Situation: