Im Wald zwischen Degerloch und dem Stuttgarter Süden soll eine legale Strecke realisiert werden. Die jungen Sportler gehen auf ihre Kritiker zu.

Stuttgart - Eine Arbeitsgruppe von Downhillern aus Stuttgart und der Region treibt ihr Ziel, eine legalen Strecke im Wald zwischen Degerloch und dem Süden der Innenstadt zu realisieren, weiter voran. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen luden jetzt skeptische Anwohner zum Dialog ein. Doch in der Planung sind noch viele Fragen offen. Konkrete Ergebnisse, so heißt es aus der Verwaltung, werde man dem Gemeinderat erst nach der Sommerpause vorlegen können.

 

Schätzungen von Szenekennern zufolge toben sich zurzeit 400 bis 600 Fahrer regelmäßig auf etwa 15 illegalen Strecken im Stadtgebiet aus und sorgen nicht selten für mulmige Gefühle bei Spaziergängern und Anwohnern - auch, weil diese durch vereinzelte Unfälle mit Verletzten sensibilisiert sind. Zur Kanalisierung der Szene bemühten sich Fahrer mit Unterstützung des Jugendrats Anfang 2011 darum, vier Jahre alte Pläne wiederzubeleben; diese waren einst unter anderem am Widerstand der Bewohner im Eiernest an der Karl-Kloß-Straße gescheitert. Nahe der Siedlung sollte der Ausgang der Strecke sein.

Waldgebiete müssen geschützt werden

In Verwaltung und Politik hat man das nicht vergessen. Um den Bedenken von damals Rechnung zu tragen, wurde bei einer Begehung mit den Sportlern vor zwei Monaten als alternatives Ziel die Kelterstraße nahe der Anlage der Gartenfreunde Heslach in Augenschein genommen. "Die Lösung ist nicht ideal, wäre aber vorstellbar", sagt der Bezirksvorsteher im Süden, Rupert Kellermann. Im federführenden Sportamt der Stadt sind diese Überlegungen aber noch nicht konkretisiert worden. Das Planungsbüro Outdoor Concepts aus Reutlingen, unter anderem verantwortlich für Deutschlands größten Mountainbikepark am Wurmberg im Harz, sei mit der Konzeptionierung beauftragt worden, heißt es.

Da die avisierte Strecke durch ein Landschaftsschutzgebiet läuft, wäre zudem eine Befreiung durch das Stuttgarter Amt für Umweltschutz nötig. Die Bereitschaft dazu ist vorhanden, so waren zumindest die Signale nach der Begehung im Mai. Voraussetzung sei aber, dass es tatsächlich gelänge, den Betrieb zu kanalisieren und andere Waldgebiete zu schützen. Doch auch im Amt für Umweltschutz wartet man die endgültigen Pläne ab, schon allein aus formalrechtlichen Gründen. "Ob es eine Befreiung gibt oder nicht, hängt von dem Antrag ab. Und der ist noch nicht gestellt", sagt der Abteilungsleiter Hubert Ott.

Die Skeptiker müssen überzeugt werden

Näher am Ziel ist das Sportamt bei der Frage, wer die Trägerschaft und Haftung für die Strecke übernehmen würde. Angedacht ist die Gründung eines eigenen Vereins durch die Downhiller. Ein Mitarbeiter des Amtes berichtet von "positiven Gesprächen", spruchreif ist jedoch noch nichts. Der mündliche Bericht, den das Garten-, Friedhofs- und Forstamt noch vor den Sommerferien im Ausschuss für Umwelt und Technik des Stuttgarter Gemeinderats angekündigt hat, wird daher sehr allgemein bleiben. CDU und Grüne hatten im April um Aufklärung gebeten, viele Fraktionen stehen der Downhillstrecke grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber.

Überzeugen müssen die Initiatoren in erster Linie ihre Skeptiker. "Wir wollen erklären, warum die Strecke unserer Meinung nach die beste Lösung für alle Seiten ist", sagt Andreas Stahl, der die Gruppe organisatorisch unterstützt. Außerdem gelte es zu zeigen, wer die Sportler in den Lederkluften und mit den schweren Helmen seien, deren Ruf als rücksichtslose Rüpel er als falsch ansieht. Auch nach dem Grillfest im Jugendhaus Degerloch an der Oberen Weinsteige bleibt für die Downhiller jedoch Überzeugungsarbeit zu leisten. Eine Sorge der Kritiker betrifft den Vorstellwagen der Zahnradbahn für Fahrräder, dessen Leistungsfähigkeit an sonnigen Tagen bereits jetzt an Grenzen stoßt - auch ohne eine Downhillstrecke, die eine große Anziehungskraft ausüben könnte.