Bei ingesamt drei Leihgaben besitzt der VfB Stuttgart zwei Kaufoptionen. Dahinter steckt ein ganz bestimmter Gedanke von Manager Jan Schindelmeiser: Denn der VfB könnte seine Talente veredeln und versilbern.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Das Geschäft läuft gut an. Trotz Brummschädels. Doch Josip Brekalo hat sich sein Hochgefühl auch nach der Bekanntschaft mit der Heidenheimer Härte bewahrt. Nach seinem Traumtor war es, als der FCH-Verteidiger Ronny Philp die Offensivkraft des VfB Stuttgart auf die Hörner nahm – und dieser auf den Kopf fiel. Seine Sinne hat sich Brekalo durch den Sturz ebenso nicht trüben lassen. Das 18-jährige Talent ist nach wie vor der Meinung, mit dem Gang in die Zweite Fußball-Bundesliga keinen Rückschritt vollzogen zu haben, sondern neuerdings auf einem Sprungbrett zu tänzeln.

 

Damit hält sich der Kroate jedenfalls an seinen Teil der besprochenen Vereinbarung mit dem VfB: Klar, er will spielen. Aber er will auch besser werden. Und gelingen ihm noch ein paar so fulminante Treffer wie das 2:1 im Derby auf der Ostalb, dann werden auch bald schon die schriftlich fixierten Konditionen des Leihvertrags mit dem VfL Wolfsburg zum Tragen kommen.

Keine Leihgebühr bezahlen die Stuttgarter für den Stürmer und müssen nur das reduzierte Gehalt überweisen. Sollte der VfB aufsteigen, dann würde sich zunächst nur eines ändern: Brekalo würde etwas mehr verdienen. Das ist so ein guter Deal, denken die Urschwaben in der Mercedesstraße, dass sie unter dem roten Dach geneigt sind, das Nordlicht Jan Schindelmeiser in den Stand des Cleverles zu hieven.

Leihgeschäfte sind aktuell Grundlage der VfB-Transferpolitik

Allerdings gibt es da noch diese Kaufoption im Vertragswerk, die der Manager zu verantworten hat. Sie bewegt sich in einer Größenordnung zwischen 15 und 20 Millionen Euro. Das ist der marktübliche Preis auf einem eskalierenden Markt. Das ist aber auch eine knackige Ablösesumme für einen Spieler, der bisher vor allem nachgewiesen hat, dass er im Juniorenbereich zu den Ausnahmen zählt. Aus dieser Prognose für den Perspektivspieler speist sich offenbar der stattliche Betrag, den die Wolfsburger haben festschreiben lassen.

„Ohne Leihgeschäfte hätten wir im Augenblick keine Chance, Spieler mit hoher Qualität zu bekommen“, sagt Schindelmeiser. Er handelt deshalb mit Preisen, die sich der VfB eigentlich gar nicht leisten kann. Will er auch gar nicht. Allerdings wollen die Schwaben natürlich die Hand auf der potenziellen Rakete halten, die sie da auf die Rampe schieben. Also hat der Finanzchef Stefan Heim nicht das Geld auf dem Festgeldkonto gezählt. Vielmehr hat der VfB im Vorstand Risiken und Chancen abgewogen – und sich für ein neues Geschäftsmodell entschieden.

Bestätigen will das so keiner im Verein. Aber: Leihspieler, die in Stuttgart sportlich veredelt werden und durchstarten, könnten so mit einer Zwischenfinanzierung versilbert werden. Oder anders gerechnet: die Kaufoption ziehen, die Millionen vorstrecken und das Talent an einen anderen Club weiterverkaufen, der bereit ist, eine außerordentliche Summe zu bezahlen. Das war auch schon der Gedanke hinter der Verpflichtung von Carlos Mané. Auf 15 Millionen Euro beläuft sich die Kaufoption des Flügelflitzers von Sporting Lissabon. Nur bei der dritten Leihgabe verfügt der VfB über keine Kaufoption. Dafür ist der schnelle Japaner zu günstigen Bedingungen vom FC Arsenal für zwei Jahre geleast.

Schindelmeiser denkt weiter

Abspringen können den Stuttgartern im Sommer jedoch alle drei Spieler. Im Falle einer zweiten Saison in der zweiten Liga sowieso, aber auch weil sich die Stammvereine ein Zugriffsrecht gesichert haben. Deshalb denkt Schindelmeiser weiter. Zum einen hat er Julian Green für 300 000 Euro fest vom FC Bayern verpflichtet, um das Team zu verstärken, aber ebenso um in der nächsten Transferperiode keine Leerstelle auf außen entstehen zu lassen. Zum anderen gedenkt der Sportchef, nicht mehr als vier Leihspieler in den Kader zu holen.

Zu groß ist Schindelmeiser die Einsturzgefahr einer Mannschaft, die sich auf zu viele Unbekannte stützt. Und als Glück ist wohl zu bezeichnen, dass Mané, Asano und Brekalo sich schnell integriert haben und nicht den Eindruck vermitteln, als würden sie in Stuttgart aus dem Koffer leben. „Wir hoffen, dass die Zusammenarbeit mit dem VfB eineinhalb Jahre geht, mindestens“, sagt Jurica Vranjes, Brekalos Berater. Er vertraut wie sein Schützling auf das Händchen von Trainer Hannes Wolf. „Es ist unsere Aufgabe, die Talente weiterzuentwickeln und so Werte zu schaffen“, sagt Schindelmeiser. Sportliche, von denen der VfB auf dem Platz profitiert – und finanzielle, die sich später auszahlen könnten.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

lade Widget...

Tabelle

lade Widget...
Komplette Tabelle