Helen Pavels Gama Theater gastiert im Dreigroschentheater mit dem Stück „Der kleine Prinz“.

S-Süd - Das Mädchen zeigt auf die Bühne. „Was ist unter dem Tuch“, fragt es, während ein Junge wissen will, wo denn die Drachengeräusche herkommen. Helen Pavel, Geschäftsführerin des Dreigroschentheaters und Chefin des Gama-Theaters, das gerade in ersterem gastiert, schmunzelt. Sie holt ein buntes Papprohr hinter der schwarz bezogenen Kulisse hervor und zieht an der langen Feder, die daran baumelt. Ein tiefes „Roooaar“ tönt durch den gemütlichen wohnzimmerartigen Zuschauerraum des Dreigroschentheaters. Die Kindergartenkinder lachen.

 

Kindgerechte Umsetzung des „kleinen Prinzen“

„Es war eine ganz tolle Vorstellung“, sagt ein Junge, bevor er seine dicke Winterjacke anzieht. Andere nicken. Damit meint er das Stück „Der kleine Prinz“, das Pavel 45 Minuten lang gespielt hat. Die berühmte Erzählung des französischen Autors und Fliegers Antoine des Saint-Exupéry hat sie kindgerecht mit einer Mischung aus Körper und Stimme, Schatten- und Figurenspiel umgesetzt.

So lässt Pavel den kleinen Prinz am Ende nicht von der Schlangen beißen wie im Buch – das Gift soll ihn zurück von der Erde auf seinen Planeten der vielen Sonnenuntergänge, B 612, bringen. Die Schlange führt ihn zu einem Drachen, der mit ihm wegfliegt, bevor dann wieder Saint-Exupérys Worte auftauchen: „Ich bin sicher, dass er auf seinen Planeten zurückgekehrt ist.“ Ein gutes Ende, zu dem Pavel im Schattenwurf den Prinzen auf B 612 stehend zeigte. Diesen hatte er bekanntlich mit einem Schwarm Vögel verlassen, nachdem ihm seine Rose zu anstrengend und anspruchsvoll geworden war. Auf seiner Reise lernt er auf den Planeten sonderbare, große Leute kennen – in deren Rollen Pavel schlüpfte. In die herrschsüchtige Königin, die andauernd befiehlt. Den Trinker, der trinkt um zu vergessen, dass er trinkt. Den Eitlen, der ständig seinen Hut zieht, wenn ihn jemand beklatscht – wie die Kinder Pavel. Und schließlich die Geschäftsfrau, die nur „die leuchtenden Dinger am Himmel“ zusammenzählt, ihren „Besitz“, ohne den wahren Wert ihrer Schönheit zu erkennen.

Auf der Erde schließlich trifft er als erstes auf die Schlange, die gleich ihr Gift sät „Ich kann dir eines Tages helfen, wenn du dich nach deinem Planeten zurücksehnst.“ Pavel gab die Schlange zunächst als Schattenriss, dann per Handspiel – mit einem Schlangenstrumpf über ihrem Unterarm. Ein großer Kunststrauß wiederum symbolisierte den Rosengarten, in dem der Prinz zunächst enttäuscht bemerkt, dass die Blume auf seinem Planeten doch nicht einzigartig ist. Und in Pappmache kam der Fuchs daher, von dem er lernt, dass alles, was man sich vertraut gemacht hat und was man braucht, eben gerade dadurch einzigartig ist. Und freilich verriet „das Tier“ den kleinen Zuschauern das große Geheimnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Das Stück trifft auch in unruhigen Zeiten das Wesentliche

Dieser Mix aus Materialen und die gut ausgewählten Textpassagen macht denn auch den Charme von Pavels Inszenierung aus: Sie ist nicht nur für Kinder ab vier Jahren geeignet, sie kommt auch bei Erwachsenen an, weil sie in unruhigen Zeiten das Wesentliche treffen.