Die Stuttgarter fahren als Tabellenführer der dritten Fußball-Liga zum MSV Duisburg. Der Erfolg der Blauen kommt nicht von ungefähr, denn es gibt einige Gründe für den Aufschwung.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Ein bisschen dauert es noch, dann kehren im Tross der Stuttgarter Kickers auch zwei altgediente Zebras zum Auswärtsspiel in der dritten Fußball-Liga an die Wedau zurück. Denn wie Horst Steffen, der beim MSV Duisburg einst nicht nur der Trainer der zweiten Mannschaft und der A-Junioren, sondern vor allem Spieler war, hat auch Michael Zeyer eine MSV-Vergangenheit. Im Mai 1998 verlor der Kickers-Sportdirektor etwa mit den Duisburgern das DFB-Pokalfinale im Berliner Olympiastadion gegen den FC Bayern München knapp mit 1:2.

 

Erstligafußball ist in Duisburg seit 2008 passé. Nach einem kleinen Höhepunkt, dem erneuten Einzug ins Pokalfinale 2011 (0:5 gegen den FC Schalke), drohte dem MSV sogar die Insolvenz. Nach dem Lizenzentzug in der zweiten Liga 2013 kämpft der Club nun als aktueller Drittliga-Vierter mit um den Aufstieg. Die Kickers sind als Tabellenführer am Samstag (14 Uhr) im 31 500 Fans fassenden Duisburger Stadion also leichter Favorit, auch wenn Steffen diese Rolle nur ungern annimmt. Dabei ist der Coach selbst einer der Gründe für den Aufschwung der Blauen:

Der Trainer

Ende des Monats arbeitet Horst Steffen seit einem Jahr in Degerloch – und hat das Spiel der Kickers in dieser Zeit kontinuierlich weiterentwickelt. Im Umgang mit den Medien, den Fans und meist auch mit seinen Spielern wirkt der stets gut gelaunte 45-Jährige dabei oft wie ein verständnisvoller Gymnasiallehrer, der zwar Leistung abverlangt, aber es gut mit seinen Schülern meint. Doch Steffen kann auch anders. „Wenn mir einer blöd kommt, dann kriegt er das zu spüren“, sagt der ehemalige Mittelfeldspieler, der als Sohn des Ex-Profis Bernhard Steffen reichlich Erfahrung in der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga (insgesamt 282 Spiele) gesammelt hat.

Die strenge Seite des Trainers bekam zuletzt etwa Gerrit Müller zu spüren („So etwas darf nicht noch einmal vorkommen“), der mit seiner Roten Karte nach einer Schubserei sein Team beim 2:4 in Bielefeld auf die Verliererstraße brachte. Mit dem Job als Kickers-Trainer ist Horst Steffen, der zuvor vor allem Juniorenteams in Duisburg und Gladbach trainierte, erstmals ein Wagnis eingegangen. Schließlich hatten die Kickers in kurzer Abfolge einige Trainer verschlissen – auf Dirk Schuster folgten Guido Buchwald, Gerd Dais, Massimo Morales und Jürgen Hartmann. Doch inzwischen hat sich Steffen in der Szene einen Namen gemacht – und gilt auch als Kandidat für höhere Aufgaben.

Der Sportdirektor

Seit er vor einem Jahr den Machtkampf mit dem ehemaligen Präsidiumsmitglied Guido Buchwald um die sportliche Leitung bei den Kickers gewonnen hat, konnte der Sportdirektor Michael Zeyer mit einigen klugen Transfers glänzen. Neben Gerrit Müller (aus Heidenheim) oder den Stürmern Lhadji Badiane (von Stade Laval) und Randy Edwini-Bonsu (aus Braunschweig) gilt vor allem der ehemalige Junioren-Nationalspieler Besar Halimi vom VfB (sieben Torvorlagen) als Beweis dafür, dass Zeyer ein gutes Auge für Verstärkungen und zudem gute Kontakte besitzt. Denn die Wechsel waren allesamt auch für einen eher klammen Drittligisten finanzierbar.

Wenn es seiner Meinung nach nötig ist, kann der eher kamerascheue Zeyer aber auch hart sein. Dass er den Stammtorhüter Markus Krauss aussortierte, während der sich von einer langwierigen Ellenbogenverletzung erholte, scheint im Profibusiness normal – für die Kickers ist es allerdings neu. Doch Zeyer blieb seiner Linie treu: Im Sommer musste daher auch der bei den Fans sehr beliebte Ex-Kapitän Julian Leist gehen, was sportlich durchaus zu vertreten war. Leist kam inzwischen beim Ligakonkurrenten Großaspach unter.

Kondition, Taktik und Fans

„Wenn ich so weiter mache, schaffen die nicht mal das Aufwärmprogramm“, dachte sich Horst Steffen zu Beginn seines ersten Trainings, als er nach dem Abgang seines Vorgängers Massimo Morales eine reichlich unfitte Kickers-Mannschaft vorfand. „Die Jungs haben damals ganz schön schnell gepumpt“, sagt Steffen, der mit seinem kurz darauf verpflichteten Co-Trainer, dem Ex-VfB-Stürmer Sreto Ristic, die konditionellen Defizite aufarbeitete.

Das war notwendig, lässt Steffen sein Team auch dank des nun breiter aufgestellten Kaders inzwischen im 4-4-3-System offensiver und laufintensiver spielen. Vor allem zuhause ist der Tabellenführer damit eine Macht: An der Reutlinger Kreuzeiche, die als Ausweichquartier bei Spielern und Fans gut ankommt, machen die Blauen besonders Spaß. Denn die Kickers haben bisher alle vier Heimpartien gewonnen.