Die SGS Großaspach kommt am Samstag als Überraschungs-Fünfter der dritten Liga zum Derby bei den Stuttgarter Kickers – und mit ihm Team sind auch vier ehemalige Kickers-Spieler.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Großaspach - Ich glaub, mich tritt ein Pferd. Auf diesen Gedanken könnte so mancher Kickers-Fan kommen, wenn er auf die Tabelle der dritten Liga blickt. Nicht weil die Degerlocher lediglich auf Rang acht liegen, sondern vielmehr weil die SGS Großaspach vor dem Derby am Samstag (14 Uhr) im Gazi-Stadion Fünfter ist. Der „Ponyhof“, wie die Fans der Blauen den kleinen Rivalen oft despektierlich nennen, hat sich jedenfalls zu einem beachtlichen Gestüt gemausert, auch wenn der Sportdirektor Ioannis Koukoutrigas sagt: „Unser Ziel ist nach wie vor der Klassenerhalt.“ Der Kickers-Coach wiederum meint: „Ich bin sicher, dass sie mit unten nichts zu tun haben werden“, sagt Horst Steffen. „Sie könnten vielleicht sogar die Überraschungsmannschaft der Saison werden.“

 

Wobei die letzten englischen Wochen nicht spurlos an der SG vorbei gingen. „Wir sind froh, dass wir etwas durchschnaufen konnten“, sagt Koukoutrigas, dessen Spieler nach wie vor weitestgehend ein duales System praktizieren: Sport und Beruf. „Das hat sich bewährt“, betont der Sportdirektor. „Die Spieler werden bodenständiger und auch ausgeglichener.“ Weil sie auch mal über den Tellerrand blicken. Und Zeit für eine Ausbildung ist normalerweise vorhanden, schließlich steht kein Fußballer 24 Stunden auf dem Platz. „Manche Spieler sind auch schon auf uns zugekommen, wenn sie von dem Modell erfahren haben“, spricht Koukoutrigas aus Erfahrung.

Modell Sport und Beruf funktioniert

Dieses Modell hat auch einige ehemalige Kickers-Spieler überzeugt. Michele Rizzi, der sein Studium abgeschlossen hat und jetzt halbtags in der Marketingagentur des SGS-Mäzens Uli Ferber arbeitet, oder Julian Leist, der ebenfalls im Marketing eine Teilzeitstelle hat, oder auch Tobias Rühle, der im letzten Lehrjahr zum Bürokaufmann steht. Sportlich geschadet hat es keinem: Rizzi ist seit Jahren ein Leistungsträger, Leist hat nach anfänglichen Problemen die Abwehr stabilisiert, und Rühle seine Torgefährlichkeit (drei Treffer) wieder gefunden. „Wir sind jedenfalls froh, dass wir hier solche Spieler aufbauen und noch weiterentwickeln können“, sagt Koukoutrigas. Zur ehemaligen Kickers-Fraktion zählt auch Josip Landeka, der nach Gastspielen in Jena und Chemnitz wieder im Schwabenland gelandet ist: Dazu kommen in Felice Vecchione und Pascal Breier zwei frühere Akteure des Lokalrivalen VfB II.

Im Dunstkreis der beiden Traditionsclubs lässt es sich also ganz gut leben, auch wenn sich die sportlichen Leistungen noch nicht überall herumgesprochen haben. „Ich hoffe, dass mal ein paar Leute mehr hierher pilgern, damit die Stimmung auf der Tribüne so gut ist wie auf dem Platz“, hatte der Trainer Rüdiger Rehm nach dem 3:3 zuletzt gegen Osnabrück angesichts der nur 1000 Zuschauer etwas kritisch angemerkt. „Man darf eben nicht vergessen, dass wir keine Großstadt sind, sondern eine Gemeinde mit 8000 Einwohnern“, relativiert Koukoutrigas und fügt hinzu: „Da müssen wir Schritt für Schritt wachsen.“

Rüdiger Rehms Vertrag läuft aus

Unter Rehm, der bereits im achten Jahr beim Sonnenhof ist – mit einer Unterbrechung der besonderen Art. Vor einem Jahr nahm er eine Auszeit, weil Familie und Beruf sowie die Ausbildung zum Fußballlehrer nicht mehr vernünftig unter einen Hut zu bringen waren. Koukoutrigas: „Da wollten wir ihn auch schützen, aber es war klar dass Rüdiger Rehm spätestens zum 1. Juli wieder bei uns tätig sein wird.“ Dass es dann ein paar Wochen früher war, lag an den sportlichen Umständen. Der Feuerwehrmann Uwe Rapolder hatte sich abgenutzt, deswegen die recht ungewöhnliche Rochade – letztendlich mit Erfolg.

Seit Rehm zurück ist, gab es saisonübergreifend nur fünf Niederlagen, klar, dass der Verein den auslaufenden Vertrag gerne verlängern würde. Wenn’s sein muss mit einer Ausstiegsklausel. „Ich denke schon, dass ein Angebot aus der zweiten Liga kommen kann“, sagt Koukoutrigas. Zumal die SGS als Sprungbrett prädestiniert ist. Beispiele gefällig: Markus Gisdol (Hoffenheim), Thomas Letsch (Liefering/Österreich), Alexander Zorniger (VfB) – sie alle haben es in den Profibereich geschafft. Rehm könnte der nächste sein – oder vielleicht sogar die ganze Mannschaft?