Molenbeek heißt ein Teil von Brüssel, der immer wieder im Zusammenhang mit Anschlägen genannt wird. Auch jetzt, nach den Terrorakten von Paris. In dieser Hochburg des Dschihadismus soll aufgeräumt werden, verspricht die Politik nun.

Brüssel - Die Eagles of Death Metal, deren Konzert im Pariser Club Bataclan am Freitagabend in einem Blutbad endete, wollten ursprünglich am Sonntag in Brüssel gastieren. Es sollte keinen Auftritt im Cirque Royal geben. Dies freilich erwies sich in Belgien lediglich als eine Randnotiz, weil nicht nur zwei Landsleute unter den Opfern von Paris sind, sondern mehrere Menschen des Elf-Millionen-Einwohner-Landes möglicherweise direkt in die Schreckenstat verwickelt sind.

 

„Die Anschläge sind im Ausland vorbereiten worden – in Belgien“, betonte der französische Innenminister Bernard Cazeneuve. „Sehr viele von denen, die in Belgien waren, und zur Organisation und Umsetzung dieser Attentate beigetragen haben, waren den französischen Diensten nicht bekannt.“ Fünf Festnahmen gab es am Samstagabend in der Brüsseler Teilgemeinde Molenbeek, wie deren Bürgermeisterin Françoise Schepmans bestätigte: „Man kann davon ausgehen, dass es sich um ein Netzwerk handelt.“ In Kreisen der Staatsanwaltschaft war am Sonntag von insgesamt sieben Verhafteten die Rede. Auf die Blutspur nach Brüssel waren die französischen Ermittler zunächst gekommen, da ein grauer VW Polo mit dem auffälligen roten belgischen Kennzeichen vor dem Konzertsaal Bataclan stand. Darin fanden sich Medienberichten zufolge Parktickets aus Molenbeek. Später berichteten Augenzeugen, die Attentäter seien mit dem Auto vorgefahren. Dem belgischen Justizminister Koen Geens zufolge handelt es sich um einen Mietwagen, wobei der Bruder des Mieters ein aus Belgien stammender Syrienkämpfer sein soll, wie der flämische Rundfunk erfahren haben will. Auch der am Sonntagmorgen östlich von Paris sichergestellte Seat, aus dem heraus die Attentäter Cafés und Restaurants beschossen hatten, ist in Belgien gemietet worden. Die Staatsanwaltschaft teilte mit, zwei der getöteten Attentäter seien als in Brüssel lebende Franzosen identifiziert worden.

Eine Hochburg des Dschihadismus

Innenpolitisch haben die neuen Erkenntnisse eine heftige Debatte darüber ausgelöst, was nun in Molenbeek zu tun ist, das sich zu einer Hochburg des Dschihadismus entwickelt hat. Auf die Einwohnerzahl gerechnet haben sich aus Belgien die meisten „foreign fighters“ auf den Weg nach Syrien und in den Irak gemacht – überproportional viele aus der Brüsseler Teilgemeinde im Westen der Stadt. So kam der französische Syrien-Rückkehrer Mehdi Nemmouche in Molenbeek unter, ehe er im Mai 2014 im Jüdischen Museum von Brüssel um sich schoss und vier Menschen tötete. Und der Marokkaner Ayoub al-Khazzani, der in Brüssel den Schnellzug von Amsterdam nach Paris bestieg, aber überwältigt werden konnte, ehe er mit der Maschinenpistole Unheil anrichten konnte, hatte bei seiner Schwester in Molenbeek gewohnt.

„Ich stelle fest, dass es beinahe immer eine Verbindung nach Molenbeek gibt“, sagte Premier Charles Michel am Sonntag: „Wir haben im Kampf gegen die Radikalisierung eine Präventionsstrategie, nun muss es mehr staatlichen Druck geben.“ Sein Innenminister Jan Jambon kündigte an, er werde „in Molenbeek aufräumen“.

Welche Rolle spielen die Imame?

In dem Stadtteil ist der Salafismus stark verankert. Zwei junge Männer, die im Januar in Verviers einen Anschlag planten und von der Polizei erschossen wurden, hatten Predigten eines radikalen Imams aus Saudi-Arabien in einer der zahlreichen Moscheen von Molenbeek gelauscht. „Der übergroße Teil der Imame ist sehr gemäßigt“, sagte der Staatssekretär Theo Francken damals. „Wenn sich herausstellt, dass sie eine sehr konservative salafistische Form des Islam predigen, müssen sie ihre Aufenthaltsgenehmigung abgeben.“