Die neue Staffel des Dschungelcamps startet am Freitag – und wird mit seinem Konzept aus Häme, Fremdschämen und Ekel erneut einen Tiefpunkt der deutschen TV-Kultur markieren.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Stuttgart - Jetzt also wieder Dschungelcamp: Für zwei Wochen werden sich Kollegen, Freunde und Verwandte nun wieder über verrutschte Brüste, Krokodilsperma, Kakerlaken und andere so genannte Dschungelprüfungen die Mäuler zerreißen – und ich werde nicht mitreden. Denn ich schaue das Dschungelcamp nicht. Diese krude Mischung aus Häme, Fremdschämen und Ekel hat mich von der ersten Staffel an abgestoßen und es ist über die Jahre eher schlimmer geworden.

 

Pünktlich zur elften Auflage dieses gruseligen Panoptikums der deutschen Pseudo-Promi-Welt warnen nun Medienpädagogen: Kindern im Grundschulalter sollten die Sendung nicht anschauen, zu fragwürdig sei das dort vermittelte Menschenbild. Nun könnte man gemeinerweise anmerken, dass nur Erwachsene mit einer Bildung auf Grundschulniveau freiwillig durch diese TV-Jauche waten, aber von wegen: Die Freunde des Dschungelcamps ziehen sich durch alle Bildungs- und Altersschichten. Das ist keine Überraschung: Niedere Instinkte stecken halt in jedem von uns.

Lesen Sie hier, warum das Dschungelcamp Spaß macht.

Aber muss man sie deshalb auch herauskitzeln? Nicht nur Grundschulkinder sollten das Dschungelcamp nicht schauen – niemand sollte das. Wobei in diesem Fall hier statt „Dschungelcamp“ auch „Deutschland sucht den Superstar“ stehen könnte, oder „Germany’s Next Top Model“ oder wie sonst diese Trashformate heißen, die davon leben, dass Menschen vermeintlich witzig abqualifiziert und ihrer Würde beraubt werden. Die grüne Geisterbahn mit Ekelfaktor 10 steht nur pars pro toto für alles, was im deutschen Show-Fernsehen schief läuft.

Kostproben gefällig? „Die rothaarige Bitch und das kleine Dummerle in einer Person“, hat Sonja Zietlow im vergangenen Jahr über Georgina Fleur gesagt. Daniel Hartwich über Larissa Marolt: „Larissa ist wie eine Sprechanlage, brüllt man lange genug rein, kommt was raus.“ Und Zietlow über Brigitte Nielsen: „Ich bin sicher, wenn Chuck Norris mal Probleme hat, ruft er Brigitte an – Omageddon!“ Mal abgesehen davon, das jeder, der sich sich außerhalb der kleinen Boulevard-Welt von RTL und Bild bewegt, die meisten Teilnehmer des Dschungelcamps gar nicht erst kennt, und die Sprüche der Dschungellästerer Zotig-Zietlow und Hämisch-Hartwich überdies vorproduziert sind: Was ist daran witzig?

Hier haben wir die aktuellen Kandidaten in einer Bildergalerie versammelt.

Es sei herrlich unterhaltsam zu beobachten, wie die Dschungelkandidaten am Anfang der Staffel noch auf nette Gruppe machten und dann beim Nervenstriptease mit jedem Tag ein bisschen mehr die Fassade bröckelt, sagte eine Kollegin zu mir auf die Frage, warum ihr das Dschungelcamp so gut gefalle. Ich frage mich, was daran toll sein soll, Menschen dabei zu beobachten, wie sie ihr letztes bisschen Würde verlieren.

Während das Dschungelcamp läuft, werde ich jedenfalls nicht einschalten. Stattdessen werde ich eine Rolle Klopapier in Fetzen reißen. Oder Bonbonpapier bügeln. Alles ist sinnvoller als diese Gruselshow.