Bei den Atomgesprächen mit dem Iran ist ein Durchbruch erzielt worden. Gegen die Aufhebung eines Teils der Sanktionen gegen das Land, friert Teheran vorläufig einen Teil seines Atomprogramms ein.

Bei den Atomgesprächen mit dem Iran ist ein Durchbruch erzielt worden. Gegen die Aufhebung eines Teils der Sanktionen gegen das Land, friert Teheran vorläufig einen Teil seines Atomprogramms ein.

 

Genf/Washington - Nach jahrelangem Streit über das iranische Atomprogramm ist nach einem Verhandlungsmarathon in Genf ein Durchbruch erzielt worden. In einem Übergangsabkommen einigten sich der Iran und die Außenminister der UN-Vetomächte sowie Deutschlands in der Nacht zum Sonntag darauf, dass Teheran in den nächsten sechs Monaten Teile seines Atomprogramms einfriert. Dafür sollen die internationalen Sanktionen gegen den Iran teilweise gelockert werden. US-Präsident Barack Obama begrüßte die Einigung, die aber in den nächsten Monaten auf Haltbarkeit überprüft werden müsse. Die Übergangsvereinbarung sei ein „erster wichtiger Schritt“ hin zu einer Dauerlösung.

„Jetzt liegt die Last beim Iran, der Welt zu beweisen, dass sein Atomprogramm ausschließlich friedlichen Zwecken dient“, sagte Obama in Washington. In der Vergangenheit war stets vermutet worden, dass Teheran unter dem Deckmantel seines zivilen Atomprogramms am Bau von Nuklearwaffen gearbeitet hat. Obama betonte, dass die „Sanktionsarchitektur“ im Großen und Ganzen intakt bleibe. „Und wenn der Iran in dieser sechsmonatigen Phase seinen Verpflichtungen nicht voll nachkommt, werden wir die Erleichterungen zurücknehmen und den Druck erhöhen“, sagte Obama.

Nach Angaben des Weißen Hauses soll die Übergangsvereinbarung für sechs Monate gelten. In dieser Zeit solle eine umfassende Dauerlösung ausgehandelt werden. Demnach sieht die vorläufige Übereinkunft vor, dass der Iran die Anreicherung von Uran bei fünf Prozent deckelt. Uran, das bereits auf 20 Prozent angereichert worden ist, solle so verdünnt oder verändert werden, dass es nicht für militärische Zwecke eingesetzt werden könne.

Außerdem könnten keine neuen Zentrifugen eingerichtet werden. Bereits installierte Zentrifugen, die noch nicht in Betrieb genommen worden seien, müssten außer Betrieb bleiben. Es dürften auch keine neuen Anreicherungsanlagen eingerichtet werden. Die Anlagen würden von Inspekteuren der Atombehörde IAEA überwacht.

Westerwelle nennt Vereinbarung "Wendepunkt“

Im Gegenzug hätten sich die USA nach Angaben des Weißen Hauses zur Lockerung von Sanktionen im Umfang von sieben Milliarden Dollar (5,2 Milliarden Euro) bereiterklärt.

US-Außenminister John Kerry betonte in Genf, dass die Vereinbarung die gesamte Region in Nahost sicherer mache. „Sie wird auch unseren Verbündeten Israel sicherer machen“, sagte er mit Blick auf die Ängste Israels vor einer iranischen Atomwaffe.

Vertreter der fünf UN-Vetomächte USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich sowie Deutschlands (5+1) hatten seit Mittwoch mit der iranischen Delegation über eine Übergangslösung verhandelt, um den jahrelangen Streit um das iranische Atomprogramm beizulegen. Am Freitag und Samstag stießen die Außenminister zu den Gesprächen hinzu. „Wir haben in den 5+1-Gesprächen eine Einigung“, verkündete die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton schließlich am frühen Sonntagmorgen. Bei einem kurzen gemeinsamen Auftritt mit den übrigen Ministern, unter ihnen der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif, sprach sie von einem „bedeutenden Schritt“ zu einer neuen Qualität der Beziehungen zum Iran. Sarif äußerte die Hoffnung, dass die Vereinbarung nun zu besseren Beziehungen zum Westen führe.

Der amtierende Bundesaußenminister Guido Westerwelle begrüßte die Genfer Vereinbarung als „Wendepunkt“ und sah darin „erste substanzielle Schritte“. „Wir sind unserem Ziel, eine atomare Bewaffnung Irans zu verhindern, einen entscheidenden Schritt näher gekommen“, sagte er. Die nächsten Monate müssten genutzt werden, um gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. „Entscheidend sind eine transparente, überprüfbare Umsetzung der Vereinbarungen und eine zügige Fortsetzung der Verhandlungen mit Blick auf eine abschließende Lösung. Wir sind dazu bereit und erwarten das Gleiche von der iranischen Führung.“