Im Schatten der Grundsteinlegung für Stuttgart 21 ist am Freitag der Tunneldurchschlag für das ebenfalls umstrittene Straßenbauprojekt zwischen Neckarknie und Löwentor erfolgt. Von 2020 an soll dann der Verkehr zwischen Stuttgart-Ost und Zuffenhausen großenteils unterirdisch verlaufen.

Stuttgart - In ungleich kleinerem Rahmen als bei der Grundsteinlegung für das Bahnprojekt Stuttgart 21 ist am Freitag der Tunneldurchstich für die beiden etwa 750 Meter langen und in bergmännischer Bauweise errichteten Röhren des Rosensteintunnels gefeiert worden. Auch die kommunalpolitische Prominenz – zuvor beim Festakt für S 21 noch durchaus zahlreich vertreten – glänzte durch Abwesenheit. Lediglich Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) sowie der CDU-Ratsfraktionschef Alexander Kotz zeigten Flagge, SPD- und Grünenstadträte sowie Vertreter von FDP und Freie Wählern, allesamt Anhänger der neuen umstrittenen Verkehrsverbindung zwischen Neckarknie und Löwentor, ließen sich nicht blicken.

 

Immerhin war mit Technikbürgermeister Dirk Thürnau wenigstens ein namhafter Sozialdemokrat als offizieller Repräsentant der Stadt anwesend. In seinem Grußwort dankte Thürnau den Mineuren, die den Tunnel seit April 2015 unterirdisch vorangetrieben hatten: „ Um dieses Ziel zu erreichen, ist in den vergangenen Monaten rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche gearbeitet worden“, so der Technikbürgermeister. Auch der Geschäftsführer der Marti GmbH, eine der in der Arbeitsgemeinschaft Rosensteintunnel zusammengeschlossenen Baufirmen, hob hervor, man habe den ehrgeizig gesteckten Zeitplan einhalten können.

Im Anschluss an den bei Tunnelfeiern obligatorischen ökumenischen Gottesdienst nahmen die beiden Tunnelpatinnen Karin Maag, Wahlkreisbundestagsabgeordnete der CDU, und Dorothée Kölpin, Gattin des Wilhelma-Chefs, den symbolischen Tunneldurchstich für jeweils jene Röhre vor, die nun ihren Namen trägt, vor. Der Durchbruch war bereits vorher erfolgt, die beiden Tunnelpatinnen mussten lediglich einen aus Plastikfolien errichteten Vorhang mit schwerem Gerät zur Seite schieben. Vor dem Baustelleneingang protestierte lediglich eine Handvoll Demonstranten gegen das Projekt, das ihrer Meinung nach mehr Verkehr anziehe und so auch die Luftbelastung erhöhe.

Bad Cannstatt und die Wilhelma sollen vom Durchgangsverkehr entlastet werden

Das Bauwerk soll Anfang 2020 in Betrieb gehen und ist der zentrale Ast der Umbauten rund um die Bundesstraßen B 10 und 14 und zugleich der insgesamt dritte Tunnelabschnitt zwischen S-Ost und Zuffenhausen. Mit der Inbetriebnahme des Rosensteintunnels werden die Prag- und Neckartalstraße, die entlang der Wilhelma führen, auf eine Fahrbahn mit jeweils einem Fahrstreifen in jede Richtung zurückgebaut. Durch die Verkehrsentlastung sollen nicht nur die Anwohner in Neckartal- und Pragstraße, sondern auch Fußgänger und Radfahrer profitieren. Das jedenfalls versprechen sich die Projektbefürworter aus CDU, großen Teilen der SPD, den Freien Wählern und der FDP im Gemeinderat. Auch der Tierpark Wilhelma, unter dem die Röhren verlaufen, soll dann wieder „durchatmen“ können, wie es Thürnau formulierte.

Die Projektgegner, darunter Grüne, SÖS-Linke-Plus und Teile der SPD-Basis, befürchten dagegen einen Stadtautobahn-Effekt, der zu mehr Verkehr führe. Inklusive des parallel laufenden Umbaus des Leuze-Knotens werden die Kosten des Projekts aktuell auf 274 Millionen Euro taxiert.