Daimler und der chinesische Partner BYD wollen mit dem neuen E-Auto „Denza“ den Ton angeben. Daimlers China-Chef ist sich sicher, dass China der größte E-Automobilmarkt der Welt sein wird. Dabei hat das Land schon ohne Elektroauto nicht genug Strom.

Korrespondenten: Inna Hartwich

Peking - Die Show ist perfekt inszeniert. Alexander Graham Bell taucht auf der Leinwand auf, der Erfinder des Telefons, die Brüder Wright kommen vor, die Pioniere des Motorflugzeugs, natürlich auch Carl Benz, der Automobil-Tüftler. „Hätten wir jemals gedacht, dass wir heute nicht mehr ohne ihre Erfindungen leben können“, fragt die tiefe Stimme im Hintergrund. „Denken wir, dass wir in Zukunft ohne Elektrofahrzeuge leben können?“ Daimler denkt, es sei kein Leben mehr ohne E-Wagen möglich, schon gar nicht in China, wo vor allem die Megastädte an den meisten Tagen im Jahr unter einem grau-grünen, nach Kohle und Schwefel stinkenden Dunst verschwinden. „Wir haben keinen Zweifel, dass China der größte E-Automarkt der Welt sein wird“, sagte Daimlers China-Chef Hubertus Troska.

 

Da wollen die Stuttgarter tonangebend sein. Und so lässt der Konzern ab September seinen Denza über die breiten chinesischen Straßen rollen, ein Gemeinschaftsmodell mit dem chinesischen Partner BYD („Build your dreams“), früher ein Batterieunternehmen. Erst einmal aber rollt das Elektroauto – vier Jahre Entwicklung stecken in dem Fünfsitzer – auf die graue Bühne der Messehalle E4 im Pekinger Nordosten. Die Besucher der internationalen Automesse sind ganz entzückt. „Ein hübsches Ding, dieser tengshi.“ So nennen die Chinesen die Neuentwicklung, „wachsendes Potenzial“ bedeuten die beiden Zeichen des chinesischen Namens. Aber kaufen? „Nein, erst einmal nur schauen“, sagen viele. Dabei bringt der Denza einiges mit, was das umweltverschmutzte Land braucht. Das Auto ist geräumig, bis zu 300 Kilometer soll es fahren können, bis es wieder aufgeladen werden muss; 369 000 Yuan, 42 800 Euro, soll das Modell kosten.

Subventionen für E-Autos

Der Staat subventioniert die E-Automobilindustrie, so soll der Denza in Peking, Shanghai und Shenzhen, wo die Fahrzeuge zunächst vertrieben werden, lediglich 255 000 Yuan (29 600 Euro) kosten. „Es ist die fundamentale Lösung für unsere Umweltprobleme und die fundamentale Lösung gegen die Abhängigkeit vom Öl“, sagt BYD-Gründer Wang Chuanfu. 300 Millionen Euro haben Daimler und BYD in die Entwicklung gesteckt. Bei den Ladestationen, die nicht im Preis enthalten sind, kooperieren sie mit dem Schweizer ABB-Konzern.

Die Stationen könne man sich auch in die Garage liefern lassen, heißt es bei Daimler. Nur: gerade in dicht bebauten chinesischen Städten hat kaum jemand eine Garage. Die Anmeldung des Fahrzeugs soll allerdings problemlos ablaufen. Das ist in China ein wichtiger Punkt. Der Staat führt immer mehr Einschränkungen für Neuzulassungen herkömmlicher Autos in Großstädten ein – in Peking gab es im vergangenen Jahr 150 000 Registrierungen, 90 000 weniger als im Vorjahr. Manche Chinesen warten bis zu 1,5 Jahre auf ein Kennzeichen, oder sie bezahlen dafür bis zu 80 000 Yuan.

Für einen Denza gibt es das Kennzeichen gratis. Doch ein Problem bleibt. Der Denza braucht Strom, China aber hat wenig davon. Produziert wird er zudem in Kohlekraftwerken, den Fabriken, die neben den Millionen an Autos die Umweltverschmutzung im Land verursachen. Daimler aber ist überzeugt: „Der Markt braucht dieses Auto.“