Geflüchtete können ihr Deutsch per E-Learning-Angebot der Ebersbacher Stadtbücherei eigenständig vertiefen. „Der Spracherwerb ist ein ganz wichtiger Baustein für die Integration“, sagt die Flüchtlingskoordinatorin Andrea Schiller.

Ebersbach - Aller Anfang ist schwer. Das gilt besonders, wenn Menschen im Erwachsenenalter eine Fremdsprache lernen müssen. In Ebersbach wird Geflüchteten aus Syrien, Afghanistan, Gambia und Tschetschenien in der Stadtbibliothek erklärt, wie sie ihre deutschen Sprachkenntnisse mit sogenannten E-Learning-Angeboten erweitern können.

 

„Die Bücherei ist auch ein Lernort“, sagt deren Leiterin Alexandra Schmid. An zwei Computern und zwei Tablets können Inhaber von Bibliotheksausweisen aus einer schier endlosen Zahl an Lernprogrammen wählen. Wer über einen eigenen Zugang zum Internet verfügt, beispielsweise mit einem Smartphone, kann das Angebot mit seinen Log-in-Daten über den Internetbrowser immer und überall nutzen.

In den Gemeinschaftsunterkünften gebe es freies W-Lan, erklärt die Ebersbacher Flüchtlingskoordinatorin Andrea Schiller. Derzeit besuchten rund zwanzig Personen den VHS-Sprachkurs, der über ein halbes Jahr geht. Er wird für Geflüchtete angeboten, die keinen der vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge angebotenen Integrationskurse besuchen können. „Es gibt immer noch zu wenig Plätze“, klagt Schiller. Besonders für Frauen mit kleinen Kindern sei es schwer, einen Kursplatz mit Kinderbetreuung zu bekommen. Insgesamt leben in Ebersbach 165 Asylsuchende. Die Fortschritte beim Spracherwerb seien sehr unterschiedlich, erläutert Schmid. Entscheidend sei meist die schulische Vorbildung. Menschen, die nur wenige Jahre eine Schule besucht hätten, täten sich in der Regel deutlich schwerer mit dem Lernen als Menschen, deren Hochschulstudium noch nicht lange zurückliege.

Der Medienbestand ist ergänzt worden

In der örtlichen Bücherei haben sich Alexandra Schmid und ihr Team auf die Geflüchteten eingestellt. Das Angebot unter den 24 000 Medien wurde um Wörterbücher mit Bildern, Bücher in einfachem Deutsch und weitere Kinderbücher ergänzt. Eine, die das Angebot gerne nutzt, ist die 28-jährige Esraa Ahmad. Sie sei vor eineinhalb Jahren mit ihrem Mann und zwei Kindern aus Syrien nach Deutschland gekommen, erzählt sie. „Am Anfang war es sehr schwer“, sagt sie über ihre ersten Deutschstunden.

Ihre Muttersprache sei arabisch. Zugute sei ihr gekommen, dass sie in Syrien Englisch gelernt habe. Sie versuche nun viel auf Deutsch zu sprechen, auch wenn sie wisse, dass es mit der Grammatik nicht immer klappe. Neben Esraa Ahmad arbeitet Arif Alisada am Computer mit dem E-Learning-Programm. Der 21-jährige Afghane ist ebenfalls seit 18 Monaten in Deutschland und besucht nun den VHS-Sprachkurs in Ebersbach. Seine Muttersprache ist Farsi. Inzwischen freut er sich über seine Fortschritte beim Deutschlernen.

80 Ehrenamtliche arbeiten im Flüchtlingshelfer-Netzwerk

Für den Einstig in ein Arbeitsverhältnis seien Deutschkenntnisse unbedingt notwendig. Und Arif Alisada habe nach einem Praktikum einen Arbeitsvertrag bei einer Schreinerei bis zum Beginn des nächsten Ausbildungsjahres abgeschlossen, ergänzt Andrea Schiller. „Wenn alles klappt, kann er dann in einem Jahr eine geregelte Ausbildung beginnen“, ergänzt sie .

Während im vergangenen Jahr vor allem die Unterbringung das große Thema gewesen sei, stehe nun mehr und mehr der Spracherwerb, die Integration und die Arbeitssuche im Fokus der Arbeit mit den Geflüchteten, erzählt Schiller. Ebersbach sei mit den rund achtzig Ehrenamtlichen des örtlichen Flüchtlingshelfer-Netzwerks gut aufgestellt. Es gebe den interkulturellen Treffpunkt Café Asyl und Teams, die die Flüchtlinge in verschiedenen Lebensbereichen unterstützen: Sprach- und Hausaufgabenhilfe, Bildung und Arbeit, Kinder- und Jugend sowie vieles mehr.