Eine Ludwigsburger Delegation will in Jevpatorija auf der Krim 25 Jahre Städtepartnerschaft feiern. Die Frage ist nur: mit wem?

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Jevpatorija - Der Montagvormittag endet mit einer glücklichen Fügung – oder einem vielleicht auch ganz bewussten Besuch Andrej Danilenkos im Hotel der Ludwigsburger Reisegruppe. Seit dem Umbruch, wie hier alle sagen, ist der ehemalige Bürgermeister Jevpatorijas nicht mehr im Amt. Der Ludwigsburger Ex-Oberbürgermeister Hans Jochen Henke umarmt seinen ehemaligen Amtskollegen spontan und herzlich. Die beiden haben vor 25 Jahren die Partnerschaft zwischen der Stadt auf der Krim und Ludwigsburg besiegelt. Das verbindet.

 

Diese Bindung an die neuen Amtsinhaber sucht die Ludwigsburger Reisegruppe im Moment noch vergeblich. Am Mittwochabend sind sie angereist, gesehen haben sie bisher noch keinen offiziellen Vertreter der Stadt – weder den amtierenden Chef der Verwaltung noch den Vorsitzenden des Gemeinderats. Aber, das wissen die Ludwigsburger, sie selbst sind ja auch nicht in offizieller Mission unterwegs. Der Ludwigsburger OB Werner Spec hat die Einladung ausgeschlagen. Das macht das Protokoll für ihre Gastgeber nicht eben leicht.

Alles wirkt wie ein Versteckspiel

Derzeit wirkt alles wie ein Versteckspiel, und keiner weiß, ob politisches Kalkül oder die schon aus vorigen Reisen bekannte Planungsflexibilität der Gastgeber dahintersteckt. Weil Danilenko und seine Frau keine Einladung zum Geburtstagskonzert der Partnerschaft am Montagabend bekommen haben, laden Henke und Ulrich Hebenstreit, der Vorsitzende des Freundeskreises Jevpatorija, das Ehepaar kurzerhand selbst ein. „Das ist doch das Wichtigste, dass die beiden ehemaligen Stadtoberhäupter von damals dabei sind“, sagt Henke.

Als die Ludwigsburger und Jevpatorier im Jahr 2000 den zehnten Geburtstag ihrer Partnerschaft feierten, war noch vieles anders. Das auf der Krim gelegene Jevpatorija lag politisch in der Ukraine – und die beiden Städte feierten am Schwarzen Meer ein richtig großes Fest. Mit 135 Frauen und Männern waren die Ludwigsburger angereist. Die Rathausspitze war durch den damaligen Oberbürgermeister Christoph Eichert vertreten. Der Stadtmusikdirektor Siegfried Bauer und Rainer Kittel führten in Jevpatorija mit vielen Musikern und Sängern den „Messias“ auf.

Die Zeit des unbeschwerten Feierns ist dahin

Auf vielen Ebenen wurde die Partnerschaft gelebt. Die Russisch-Schüler des Friedrich-Schiller-Gymnasiums und der Waldorfschule reisten auf die Krim. Die Frauen von Ariadna hatten einen regen Austausch mit dem Verein Frauen helfen Frauen.

Die Zeit des unbeschwerten Feierns ist dahin. Die Beziehung köchelt auf Sparflamme. Denn die Krim gehört nach dem völkerrechtlich nicht anerkannten Referendum seit März 2014 wieder zu Russland. Das heißt zum einen, dass die Jevpatorier keinen Ludwigsburgbesuch machen können, da sie kein Visum bekommen. Und für die Ludwigsburger ist die Reise sehr viel umständlicher geworden. Die Flüge auf die Krim gehen jetzt über Moskau.

Die Ludwigsburger Delegation ist übersichtlich klein

Die Delegation, die gerade auf der Krim versucht, die Ludwigsburg-Fahne hochzuhalten, ist mit 13 Teilnehmern übersichtlich klein. Wieder mit dabei sind Siegfried Bauer und eine Handvoll Musiker. Sie werden am Abend, an dem der 25. Geburtstag der Partnerschaft gefeiert wird, zusammen mit Musikern aus Jevpatorija spielen.

Aber statt selbst mitzufahren, hat OB Werner Spec Vertreter des Freundeskreises wie Ulrich Hebenstreit und Hans Jochen Henke geschickt. Weswegen Klaus Herrmann, der die CDU-Gemeinderatsfraktion vertritt, die Reisegruppe kurzerhand in Henke-Delegation umbenannt hat. Christine Süß, die bei der Stadt das Städtepartnerschaftsgeschäft macht, ist auch dabei. Aber als Privatfrau, wie sie betont. Die ehemalige grüne Fraktionsvorsitzende Anita Klett-Heuchert ergänzt die Runde der Gemeinderatsvertreter. Margit Liepins (SPD) hatte kurzfristig aus persönlichen Gründen absagen müssen.

„Diese inoffizielle Begegnung jetzt ist der ideale Weg auszuloten, wie der Modus vivendi der Städtepartnerschaft sein kann“, sagt Henke. Ginge es nach Danilenko, müsste sie unverändert weitergehen. Er zuckt zwar auf die Frage, was er erwarte, mit den Schultern. Daran, dass in dieser Partnerschaft großes Potenzial für seine Stadt liegt, glaubt er aber. Und dass er beim Festkonzert dabei sein wird, wo die Früchte seiner Arbeit gefeiert werden, darüber freut er sich sichtlich.