Der Vorsitzende des Weilimdorfer Heimatkreises und des SPD-Ortsvereins, Eberhard Keller, wird seine Ämter abgeben und sich neuen Aufgaben widmen: Er wird Bürgermeister in Ebersbach an der Fils.

Weilimdorf/Ebersbach - Noch sitzt Eberhard Keller vor der wandhohen Karte, über die sich auf der ganzen linken Vertikalen der Rhein schlängelt und ganz oben dann gerade noch den Neckar aufnimmt. Hier, im Steinbeis-Haus im Zentrum Stuttgarts, leitet der Weilimdorfer das „Kontaktbüro der Stadt Mannheim zur Landesregierung“, ist also eine Art „Botschafter“ der Zwei-Flüsse-Stadt. Bald aber wird er an ein kleineres Gewässer wechseln, gleichwohl als eine Art Kapitän, also in einer herausgehobenen Position: Keller wurde eben im ersten Wahlgang zum neuen Bürgermeister von Ebersbach an der Fils gewählt. Damit verabschiedet sich der vielfach ehrenamtlich engagierte Kommunalpolitiker aus Weilimdorf.

 

Eine spannende Aufgabe in einer interessanten Kommune

„Auf zu neuen Ufern!“ Dieses Motto lässt der 45-Jährige im Gespräch gerne gelten: „Für mich war einfach die Frage, was ich die nächsten 20 Jahre machen soll. Da hat sich diese Chance aufgetan. Eine spannende Aufgabe in einer interessanten Kommune! Eine Herausforderung, die ich gesucht habe. Auch der Zeitpunkt passt“, betont Keller. Wenn so der Blick deutlich in Richtung Zukunft geht, bildet die „Leidenschaft fürs Kommunale“ zugleich die Brücke für einen Blick zurück: auf die drei Jahrzehnte, die der gebürtige Stuttgarter in Weilimdorf gelebt hat. Die Studienzeit in Halle an der Saale mal mitgerechnet, wo der Historiker auch Medien-, Kommunikationswissenschaften und Soziologie studiert hatte.

Und „das Kommunale“ zündet aus dem Stegreif: „Klar, da ist man mittendrin in den Themen. Da findet Politik nicht im luftleeren Raum statt, sondern im direkten Kontakt. Ich mag diesen direkten Zugriff auf all das, was die Leute bewegt. Auch die ganz verschiedenen Sichtweisen, denen man da begegnet. Dieses Wechselspiel kennzeichnet eine lebendige Demokratie, wie wir sie brauchen.“ Mit den Ergebnissen aber sei es „manchmal so eine Sache“, sagt Keller, von 2009 bis 2014 im Bezirksbeirat, seitdem stellvertretendes Mitglied. Zu den Positiva zählt Keller, der auch Vorsitzender des SPD-Ortsvereins ist, „dass wir die Chance für einen Stadtbahnanschluss von Hausen offen halten konnten“. Und „natürlich die erfolgreiche Auseinandersetzung um den Erhalt des Alten Rathauses“, zugleich „ein Musterbeispiel, wie der Rückhalt aus der Bevölkerung, hier speziell über Pro Alt-Weilimdorf, der Sache Rückenwind gegeben hat“. Und die Fahrrad-Offensive sei „ein Beispiel dafür, wie man im Kleinen was verbessern und das dann weitertreiben kann“.

Frage nach der Nachfolge

Tief sitzt aber die Enttäuschung beim „Gegenbeispiel Engelbergschule“, wie er es nennt: „Wegen mangelnder Kooperationsbereitschaft von Einzelpersonen es nicht gelungen ist, in Stuttgart die erste Gemeinschaftsschule zu schaffen, die von der ersten bis zur 13. Klasse geht. Diese Chance kommt nie wieder!“ Wobei Keller auch betont: „Im Kommunalen muss man besonders darauf achten, dass man keine Gräben aufreißt und sich hinterher wieder an einen Tisch setzen kann.“ Und fügt hinzu: „Man muss auch aufpassen, dass es einen nicht auffrisst.“ Frustration bekennt er auch darüber, „dass sich bei der Buslinie 90 nichts tut“, was zu einer allgemeinen Bemerkung führt: „Es gibt eine gesellschaftliche Tendenz, Einzelinteressen über das Gemeinwohl zu stellen und nicht ans Ganze zu denken. Manchmal fehlt der Weitblick.“

Reizvoll wäre für ihn gewesen, gerade als Historiker, das Alte Rathaus zu bespielen: „In Zusammenarbeit mit dem neuen Stadtmuseum.“ Die Frage nach der Nachfolge als Vorsitzender des Heimatkreises wird zum Plädoyer: „Das ist die Chance, vielleicht auch für jemand Jüngeren oder Zugezogenen, sich in die Ortsgeschichte reinzuarbeiten und sie lebendig zu halten.“ Die Nachfolge für den SPD-Vorsitz werde aber „vermutlich einfacher“.

Und was wird aus seinem „Wiesle“, wenn er jetzt hier die Zelte abbricht? „Das habe ich mit meinem Bruder zusammen. Und ganz aus der Welt bin ich ja auch nicht.“ Amtsantritt ist am 14. August. Davor gibt es sicher noch Urlaub: „Nein, den habe ich für den Wahlkampf geopfert.“ Er fügt hinzu: „Das Neue, das ich gesucht habe, das weckt genügend neue Kräfte. Das passt so.“