Händler zwischen Hegelhaus und Breuninger klagen über zu wenig Frequenz. Geschäftsaufgaben sind die Folge gewesen. Allerdings füllen sich die aktuellen Leerstände an der Eberhardstraße bald wieder.

Stuttgart - Die Vielfalt des Stuttgarter Handels ist in Gefahr. Sie leidet unter dem Boom der Einkaufszentren, unter dem Internethandel und unter steigenden Mieten. Als eine Art Hoffnungsträger wird von der Wirtschaftsförderung der Stadt und Handelsexperten die Eberhardstraße genannt. Während sich an der Königstraße und in Gerber und Milaneo die immer gleichen Textilketten ansiedeln, soll die Straße zwischen Hegelhaus und Breuninger Zufluchtsort für individuelle Geschäfte sein. Unter anderem wird anstelle des Papiergeschäfts Flinders dort bald der Spielwarenladen „1000schön“ wieder eröffnen.

 

Im Moment bietet sich an der Ecke Eberhard- und Nadlerstraße jedoch ein eher trauriges Bild. Drei Geschäfte in Reihe stehen leer. Die Werbung der Makler ist alles, was in den Schaufenstern zu sehen ist. Neben Flinders haben der Schuhladen Mephisto und der Küchengerätehändler „Lifestyle & Services Shop“ die Eberhardstraße verlassen. „Alle Händler der Straße haben die Eröffnung des Milaneo und des Gerber extrem gespürt“, sagt Vanessa Rehder, die ehemalige Inhaberin des Papiergeschäfts Flinders. Sie hat ihren Laden Ende Januar an ihren Vermieter, die Immobilienabteilung der Landesbank Baden-Württemberg, übergeben. „Das Weihnachtsgeschäft vieler Händler der Eberhardstraße war, vorsichtig formuliert, ein Desaster“, sagt sie. Einige sprechen laut Rehder gar von Umsatzeinbrüchen.

Geringe Frequenz in der Straße

Auch der Grund für das Ende von Flinders sei die schlechte wirtschaftliche Bilanz des Ladens gewesen, sagt die ehemalige Inhaberin. „Die Makler haben von bis zu 1200 Passanten in der Stunde gesprochen, als ich den Laden gemietet habe“, sagt sie. An Weihnachten habe sie dann selbst einmal die Menschen gezählt, die tatsächlich an ihrem Schaufenster vorbeigekommen sind. „Das gab es Tage, an denen sind maximal zwölf Menschen in der Stunde durch die Eberhardstraße spaziert“, berichtet Rehder. Auch andere Geschäfte des Quartiers litten unter diesem Problem, erklärt sie. Weitere Geschäftsaufgaben stünden kurz bevor.

Obwohl die sogenannten 1-B-Lagen von Maklern, Stadtentwicklern und Handelsexperten immer als die neuen, angesagten Einkaufsmeilen angepriesen, sagt Rehder: „Bei City-Initiative und Stadt sind Calwer Straße, Kronprinzstraße und Eberhardstraße bloße Stiefkinder, um die man sich nicht kümmern will.“ Zusätzlich zur geringen Frequenz seien die ständigen Baustellen in der Innenstadt für Händler ein zunehmendes Problem, sagt die ehemalige Eigentümerin.

1000schön zieht an die Eberhardstraße

Anstelle des Papierladens Flinders wird nun der Spielwarenhändler „1000schön“ an der Eberhardstraße eröffnen. Das Geschäft war 16 Jahre lang an der Lautenschlagerstraße zu Hause – auch eine Immobilie der Landesbank. Dort will die Bank nun ein großes Büro- und Wohnquartier errichten, dem unter anderem auch der Club Rocker 33 und das Filmhaus weichen mussten (die StZ berichtete). Die Abbrucharbeiten dafür haben bereits begonnen. Als Alternative zum Spielwarenhändler soll ein Telekom-Shop im Gespräch gewesen sein.

Auch die weiteren Leerstände an der Eberhardstraße sollen sich wieder füllen. Nach StZ-Informationen wird der Trachtenhändler Angermaier, der früher im ehemaligen Gebäude der Teppichgalerie ansässig war, dort einziehen, wo vor Kurzem der Küchengerätehändler zu finden war. Das Schuhgeschäft Mephisto – früher zwischen den Küchengeräten und Flinders zu finden – wird im Laufe der nächsten Wochen durch einen Schuhhändler ersetzt. Mephisto zieht in die Büchsenstraße.

„Aus meiner Sicht ist die Eberhardstraße eine gute Gegend, auch wenn es dort einige Wechsel gibt“, sagt Sabine Hagmann, die Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg, und fügt an: „Mit 270 neuen Geschäften in den Centern ist es klar, dass es an einigen Stellen der Stadt im Handel eng wird.“ Die Konkurrenz ist größer geworden, daher sei viel in Bewegung. Trotz neuer Konkurrenz macht sich Hagmann um die Eberhardstraße keine Sorgen. „Die neuen Mieter und der Umbau des Schwabenzentrums ergeben eine tolle Mischung“, sagt sie. Die StZ berichtete.

Hohe Nachfrage nach Flächen an der Eberhardstraße

Die Einkaufsstraße zwischen Hegelhaus und Breuninger ist nach Meinung von City-Managerin Bettina Fuchs bei Händlern derzeit sogar eine der begehrtesten der Stadt. „Die Makler, mit denen ich spreche, sagen, dass sie für die Ecke mehr Anfragen haben, als freie Flächen verfügbar sind“, so Fuchs. Speziell modische Brillengeschäfte, kleine Boutiquen und Läden, die sich auf Geschenkartikel spezialisieren, seien unter den Interessenten, sagt die City-Managerin. Vanessa Rehder, der ehemaligen Besitzerin von Flinders, hilft das allerdings kaum mehr weiter. „Ich ziehe mich aus dem Einzelhandel komplett zurück“, sagt sie. Und: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass es in direkter Nachbarschaft meines ehemaligen Ladens zu weiteren Geschäftsaufgaben kommen wird.“