Jetzt hat auch Ebersbach sein ökologisches Vorzeigeprojekt: Ein Solaraktivhaus im Ortsteil Roßwälden will beweisen, wie CO2 eingespart werden kann.

Ebersbach - Nun hat auch Roßwälden sein ökologisches Vorzeigeprojekt: Dieser Tage wurde in dem neuen Gewerbegebiet ein Solaraktivhaus aufgerichtet, das ein Architekturbüro und eine Restaurierungswerkstatt unter einem Dach vereint. Solaraktiv bedeutet, dass der Energiebedarf des Gebäudes größtenteils aus der Kraft der Sonne gewonnen wird. Das soll pro Jahr 20 000 Kilo CO2 einsparen. Für sonnenarme Zeiten wird die Wärme in einem riesigen Warmwasserbehälter gespeichert. Innovativ ist auch die Verwendung des Abwassers aus Waschbecken und Geschirrspüler: es landet auf dem begrünten Dach und senkt an den heißen Hundstagen gleich noch die Umgebungstemperatur ab. Dieses Verfahren wird von den ausführenden Firmen im Rahmen eines Forschungsprojektes ausgewertet.

 

Lob vom Städtischen Bauamt

„Die Bauherren gehen mit gutem Beispiel voran“, lobt der stellvertretende Leiter des Ebersbacher Bauamtes, Roland Albig, das Projekt, was der Verwaltung den Zuschlag für den Bauherrn, die Hochdorfer Gesellschaft R 892, deutlich erleichtert habe. Ganz nebenbei werden auch noch rund 20 Arbeitsplätze geschaffen, was gar nicht so wenig ist in einem Gebiet, in dem zwar große Hallen stehen, die Produktion darin aber häufig offenbar von eher kleinen Belegschaften bewältigt werde.

Wie Albig erläutert, hatte es für die lediglich 12 Grundstücke umfassende Erweiterung des bestehenden Gewerbegebiets Roßwälden zahlreiche Bewerber gegeben – und inzwischen seien auch alle Liegenschaften verkauft.

Das grüne Dach ist fast ein Politikum

Bei dem neuen Solaraktivhaus kann auch das Dach als innovativ gelten, das erste begrünte Dach in dem Gebiet überhaupt. Es wird mit Grauwasser versorgt und kann an heißen Tagen dank der Verdunstungskühlung die Umgebungstemperatur bis zu zwei Grad senken. Die Eckdaten aus dem Pilotprojekt sollen neue Berechnungsverfahren ermöglichen. Und dass die Grünfläche zudem der Luftreinigung sowie Insekten und Vögeln als Lebensraum dient, war ebenfalls ein Anliegen der Bauherren.

Bepflanzte Dächer hatte die Kommune zunächst verpflichtend in den Bebauungsplan geschrieben, musste aber wegen des Widerstands ansiedlungswilliger Unternehmer zurückrudern. „Sie haben uns den Verzicht abgetrotzt“, erinnert sich Albig bedauernd und führt die wirtschaftlichen Einwände der Ökodach-Gegner ins Feld.

50 000 Euro Mehrausgaben für die Ökologie

„Momentan dürfte eigentlich gar nicht mehr anders gebaut werden“, hält der Architekt Peter Reiner von dem bisher in Hochdorf ansässigen Planungsbüro Aedis, das das Gebäude anmieten wird, vor allem auch mit Blick auf das Solarkonzept dagegen. Der Mehraufwand für die ökologische Ausrichtung des Baus schlage zwar mit rund 50 000 Euro zu Buche, doch angesichts der günstigen Zinsen auf dem Kapitalmarkt und einer jährlichen Einsparung von 2500 Euro an Energiekosten, sei der Aufwand gut zu schultern, zumal der Energieträger Sonne kostenlos nutzbar sei.

Ein Vorteil, der sich unter Bauherren noch nicht recht herumgesprochen habe, bemängelt ein weiterer Solarenergiebefürworter. Thomas Hartmann, engagiert sich mit seinem Rottenburger Solartechnikbetrieb in dem in Straubing ansässigen Verein Sonnenhausinstitut, bei dem auch die Roßwäldener Bauherren auf der Mitgliederliste stehen. Das 300 Mitglieder starke Netzwerk treibt die Entwicklung und Verbreitung vorwiegend solar geheizter Gebäude voran und bildet Planer, Installateure und Bauträger weiter, heißt es auf der Internetseite des Vereins.

Entstanden ist ein regionales Kompetenznetzwerk

Auch für das in Roßwälden entstehende Gebäude in Brettsperrholzbauweise habe sich ein regionales Kompetenznetzwerk für Energiemanagement gebildet, berichtet Reiner, und ergänzt, genauso stelle er sich die Energiewende vor.

Das Herz des Hauses ist ein riesengroßer Wasserspeicher

Energielieferant ist hier vor allem die Sonne

Solaraktivhaus
: Dank einer thermischen Solaranlage mit 40 Quadratmetern und 120 Quadratmetern Photovoltaikkollektorfläche soll das Gebäude mehr Energie erzeugen als verbrauchen. Die Holzwände werden mit einem 28 Zentimeter dicken Vollwärmeschutz versehen. Der Primärenergiebedarf pro Jahr soll bei rund 77 Kilowattstunden je Quadratmeter liegen.

Solaranlage
: Die thermische Solaranlage ist darauf ausgelegt, 70 Prozent der Gesamtheizenergie und 100 Prozent des Warmwasserbedarfs zu erzeugen. Die Kollektoren erwärmen die 9400 Liter Wasser in einem zweigeschossigen, isolierten Speicher auf bis zu 85 Grad. Von hier aus gelangt das Wasser in den Heizkörperkreislauf und die Fußbodenheizung in der so genannten bauteilaktivierten 24 Zentimeter dicken Bodenplatte aus Beton. Diese gibt die Wärme stark verzögert ab. An sonnenarmen Wintertagen kann die Temperatur im Wasserspeicher mit einem elektrischen Heizstab konstant gehalten werden. Ergänzend soll eine Holzpelletheizanlage CO2-neutral den Spitzenbedarf an Wärme abdecken.

Unternehmen
: Der künftige Mieter Aedis ist ein Zusammenschluss aus Architekten, Restauratoren, einem Zimmermann und einem Steinmetz, die schwerpunktmäßig im Bereich Denkmalpflege arbeiten. com