Mangels Türen und festen Wänden gibt es im Ebercamp keine Privatsphäre für die Bewohner. Bei Minusgraden wird auch der Gang zur Toilette ungemütlich.

Ebersbach - Wie lange sollen die Flüchtlinge noch im Ebercamp in Ebersbach ausharren?, fragt die Ebersbacher SPD-Gemeinderätin Sonja Hollandt. Die Kommunalpolitikerin spricht von einer nicht menschenwürdigen Unterbringung, weil die Bewohner für jeden Toilettengang bei winterlichen Temperaturen über den Hof gehen müssten. Das Camp dient dem Kreis als so genannte Pufferunterkunft zur vorübergehenden Unterkunft für Flüchtlinge.

 

Mangels Türen und festen Wänden keine Privatsphäre

Angesichts des Wintereinbruchs fordert Sonja Hollandt eine schnelle Lösung, damit die Campbewohner in festen Unterkünften untergebracht werden können. Vor gut vier Monaten sind 50 Männer aus dem Nahen Osten in die Leichtbauhallen eingezogen, nachdem der Kreis die Notunterkunft in einer Sporthalle im Göppinger Berufsschulzentrum Öde geschlossen und für den Schul- und Vereinssport freigemacht hatte. Eingezogen waren die Campbewohner bei hochsommerlichen Temperaturen, die mangels Klimaanlage in den Zelten auf bis zu 40 Grad anstiegen. Inzwischen ist es draußen zwar kalt, aber in den Hallen sei es dank des Warmluftstroms der Heizgebläse „bollenwarm“, erklärte die städtische Flüchtlingsbeauftragte Andrea Schiller.

Als auf Dauer problematisch betrachtet Hollandt auch die mangelnde Privatsphäre in den beiden Hallen, in denen die Schlafboxen lediglich optisch voneinander abgetrennt seien, und es wegen der dünnen Wände und mangels Türen keine Schallisolierung gibt. Schiller weiß nicht, wie lange die Bewohner im Camp bleiben sollen. Sie habe von der Kreisverwaltung lediglich gehört, dass eine Verlegung geplant sei. Für eine Stellungnahme war die Kreisverwaltung bis zum Redaktionsschluss nicht zu erreichen. Im Sprachgebrauch der Kreisbehörde wird das Camp als Pufferunterkunft bezeichnet, es handle sich nicht um eine reguläre Gemeinschaftunterkunft. Angesichts der rückläufigen Zuzüge von Flüchtlingen konnte der Kreis immerhin alle Notunterkünfte schließen. Dazu zählen zwei Sporthallen, ein Zelt auf dem Parkplatz der Kreisverwaltung und der große Sitzungssaal des Kreises.

Nur vier Bewohner konnten seither ausziehen

Im kreiseigenen Ebercamp hat sich die Zahl der Bewohner in den vergangenen Monaten auf 46 verringert, da vier Männer in eine feste Unterkunft verlegt werden konnten, berichtet Schiller. Die erste Belegung des Camps, das Ende 2015 fertig gestellt worden war, endete Ende Juni. Damals zogen die Bewohner nach Uhingen in die Gemeinschaftsunterkunft an der Römerstraße, wo ein ehemaliges Bürogebäude mit Sechsbettzimmern für rund hundert Menschen umgebaut worden war in einen Neubau in Holzmodulbauweise, der rund 60 Menschen Unterkunft bietet.

Die Stadt Ebersbach betreibt in der Daimlerstraße eine Gemeinschaftsunterkunft und möchte dort in zwei Containergebäuden bis zu 40 Wohnplätze für die Anschlussunterbringung schaffen. Der Baubeginn war eigentlich für November terminiert, nun verzögert sich der Bau, weil eine unerwartete naturschutzrechtliche Voruntersuchung nötig ist.

Jeder Fünfte kommt aus Syrien

Laut der Zählung von Ende Oktober leben in den rund 81 Gemeinschaftsunterkünften im Kreis Göppingen momentan 2599 Flüchtlinge, etwa ein Drittel von ihnen sind Kinder. Den größten Anteil mit 20,5 Prozent stellen Menschen aus Syrien, gefolgt von afghanischen und irakischen Staatsangehörigen. Von Mai bis Oktober sind dem Kreis pro Monat im Schnitt 87 Menschen zugewiesen worden.

Die Abteilung Asyl- und Flüchtlingswesen des Göppinger Landratsamtes ist von Donnerstag an am neuen Standort am Schillerplatz zu erreichen. Im ersten Obergeschoss des Schillerplatzes 8/1 ist nun die Anlaufstelle für Flüchtlinge untergebracht, die von der Carl-Hermann-Gaiserstraße umgezogen ist. Demnächst sollen außerdem die Schuldnerberatung und der Sozialpsychiatrische Dienst des Kreises das Angebot dieses neuen sozialen Dienstleistungszentrums am Schillerplatz komplettieren.