Die Bundesregierung wehrt sich gegen Kritik an den Ebola-Hilfsmaßnahmen. In den kommenden Tagen soll eine Luftbrücke starten. Merkel sorgt sich über den „dramatischen Verlauf“ der Epidemie.

Die Bundesregierung wehrt sich gegen Kritik an den Ebola-Hilfsmaßnahmen. In den kommenden Tagen soll eine Luftbrücke starten. Merkel sorgt sich über den „dramatischen Verlauf“ der Epidemie.

 

Berlin - Deutschland will vom Senegal aus eine Luftbrücke zum Kampf gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika aufbauen. Dazu will die Bundeswehr in den nächsten Tagen mit zwei Transall-Maschinen aus Dakar Versorgungsflüge in die drei besonders betroffenen Länder Liberia, Guinea und Sierra Leone starten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kündigte am Freitag zugleich weitere Hilfe an. Kritik am bisherigen deutschen Engagement wies die Bundesregierung zurück. Merkel äußerte sich nach einem Treffen mit dem philippinischen Präsidenten Benigno Aquino besorgt über die jüngste Entwicklung. Sie sprach von einem „dramatischen Verlauf“. Offensichtlich könnten die multilateralen Organisationen in ihrer Organisation und Schlagkraft der rasanten Entwicklung nicht mehr Herr werden. Deshalb sei jetzt bilaterale Hilfe gefragt. Augenblicklich gehe es nun vor allem um Behandlungsstationen.

"Keine Frage des Geldes"

Die Bundesregierung plant - zusammen mit Frankreich - eine Luftbrücke in die Krisenregionen. Dazu will die Bundeswehr nach Angaben des Verteidigungsministeriums mit bis zu vier Transall-Maschinen aus Dakar Versorgungsflüge in die drei besonders betroffenen Länder Liberia, Guinea und Sierra Leone starten. Merkel äußerte sich besorgt über die jüngste Entwicklung. Sie sprach von einem „dramatischen Verlauf“. Am Nachmittag begann in Berlin eine Krisensitzung der zuständigen Ministerien. „Es ist im Augenblick keine Frage des Geldes, sondern der Kapazitäten und Logistik“, sagte die Kanzlerin.

Einen konkreten Termin für den Beginn der Luftbrücke gibt es noch nicht. Es soll aber nächste Woche losgehen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums können pro Flug bis zu acht Tonnen Hilfsgüter in die Krisenländer gebracht werden. Geplant ist auch der Transport einer mobilen Krankenstation. Zusätzlich will Deutschland seine Finanzhilfe um mehr als 15 Millionen Euro aufstocken. Die Bundesregierung hatte bislang etwa 17 Millionen zur Verfügung gestellt.

Regierungssprecher Steffen Seibert wies Kritik wegen angeblich unzureichender deutscher Hilfe zurück. Deutschland sei bereits vor mehreren Monaten mit einem „breiten Angebot“ tätig geworden. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hatte zuvor kritisiert, dass Berlin offensichtlich immer noch nicht das Ausmaß der Epidemie begriffen habe. So sei zum Beispiel die mobile Krankenstation ohne zugehöriges Personal wirkungslos.

Aufgebrachte Dorfbewohner töten Regierungsvertreter

In Guinea wurden indes mindestens acht Regierungsvertreter und Journalisten Augenzeugen zufolge von aufgebrachten Dorfbewohnern getötet. Die Delegation war in der Region um Womey im Südosten des Landes unterwegs, um die Menschen über die Gefahren durch das Virus zu informieren. Sechs Tatverdächtige wurden festgenommen, wie die Behörden mitteilten.

Sicherheitsbeamte seien in das Dorf entsandt worden, um die Ermittlungen zu unterstützen, sagte Ministerpräsident Mohamed Said Fofana. „Wir werden alle, die an diesen Morden beteiligt waren, aufspüren und vor Gericht bringen, damit sie vom Gesetz mit der höchsten Strenge bestraft werden“, erklärte er. Zu der attackierten Gruppe gehörten ein örtlicher Gouverneur, Direktoren und Manager von Gesundheitszentren und Kliniken sowie drei Journalisten.

In vielen Teilen Westafrikas glaubt die Bevölkerung nicht an die Existenz der Seuche. Vor allem Ärzten und Gesundheitsbehörden stehen die Bürger skeptisch gegenüber, weil sie lieber traditionellen Heilern vertrauen. Auch durch die futuristisch anmutenden Schutzanzüge fühlen sich die Menschen verunsichert.

Ausgangsperre im Sierra Leone

In Guineas Nachbarland Sierra Leone begann am Freitag die dreitägige landesweite Ausgangssperre. Bis zum Sonntag sollen weit über 20.000 Gesundheitsarbeiter von Haus zu Haus gehen, um die Bevölkerung über das Virus aufzuklären, mögliche Ebola-Kranke ausfindig zu machen und 1,5 Millionen Stück Seife zu verteilen. Dies soll den Erreger eindämmen. „Wir müssen die Bewegungsfreiheit für alle Bürger einschränken, um direkten Körperkontakt zu vermeiden“, sagte Regierungssprecher Abdulai Baratay. Augenzeugen berichteten, dass die Straßen der Hauptstadt Freetown seit Freitagmorgen völlig leer seien.

Experten stehen dem Schritt kritisch gegenüber. Es bedürfe Helfer mit viel Erfahrung, um bei einem solchen Tür-zu-Tür-Screening Menschen mit Ebola-Symptomen auszumachen, hatte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen kürzlich mitgeteilt. Zudem gebe es nicht genug Ebola-Zentren, um neue Patienten aufzunehmen.