Die mit dem Ebola-Virus infizierte spanische Krankenschwester kämpft ums Überleben. Wie sich die 44-Jährige angesteckt hat. ist noch immer nicht klar. Der Gesundheitsminister in Madrid sucht die Schuld auch beim Opfer.

Korrespondenten: Martin Dahms (mda)

Madrid - Teresa Romero liegt in einem Bett der Isolierstation des Madrider Krankenhauses Carlos III und kann sich nicht wehren. Die Krankenschwester ist die erste Patientin, die sich außerhalb Afrikas mit dem Ebola-Virus infiziert hat. Der Zustand der 44-Jährigen hat sich nach Auskunft der Klinik vom Donnerstag verschlechtert. So erfährt sie vermutlich nicht, wie ihr ein Politiker die Schuld an ihrem Unglück zuschiebt. „Sie kann gelogen haben“, sagte der Gesundheitsminister der Madrider Regionalregierung, Javier Rodríguez am Mittwoch im Parlament. Das Opfer soll zur Täterin gemacht werden.

 

  Anfang August beschloss die spanische Regierung, den spanischen Missionar Miguel Pajares aus der liberianischen Hauptstadt Monrovia nach Madrid fliegen zu lassen. Wenige Tage nach seiner Ankunft in Madrid starb der 75-Jährige. Gut einen Monat später wurde ein zweiter Ebola-infizierter Missionar, Manuel García Viejo, aus Sierra Leone nach Madrid gebracht. Auch er starb nach wenigen Tagen im Hospital Carlos III.   Eine der Schwestern, die sich freiwillig gemeldet hatten, war Teresa Romero. Sie soll nur zwei Mal mit dem Kranken in Berührung gekommen sein, einmal vor und einmal nach seinem Tod.

Die Klinkkameras liefern keine Aufzeichnungen

Irgendetwas muss in diesen Tagen schief gegangen sein. Bis heute gibt es keine offizielle Erklärung, wie sich Romero anstecken konnte. Das Pflegepersonal wurde von Kameras beobachtet, um mögliche Unvorsichtigkeiten zu entdecken, doch es gibt von den Bildern keine Aufzeichnungen. Romero selbst glaubt, dass ihr beim Ausziehen des Sicherheitsanzugs ein Fehler unterlaufen sein könnte.

   Vielleicht hat Teresa Romero nicht alles richtig gemacht. Sie kämpft ums Überleben, sie kann sich gegen die Vorwürfe nicht wehren. Doch sie hat sich ihr Schicksal nicht selbst zuzuschreiben, sondern einem Gesundheitssystem, das auf die Behandlung von Ebola-Patienten nicht vorbereitet war. Der größte Schwachpunkt: Das Personal war ungenügend geschult. In Halbstundenkursen sollten die Pfleger und Ärzte lernen, sich die Sicherheitsanzüge an- und auszuziehen. Das konnte nicht gut gehen.

Eine fatale Folge der Wirtschaftskrise

  Das spanische Gesundheitssystem sei eines der besten der Welt, sagt Premier Mariano Rajoy. Doch dieses System muss gerade die Folgen der schweren Wirtschaftskrise aushalten, die Spanien seit sechs Jahren durchmacht. Um Kosten zu sparen, beschloss die Madrider Regionalregierung vor einem Jahr, die Spezialabteilungen des Krankenhauses Carlos III aufzulösen, darunter die Abteilung für Infektionskrankheiten. Mitten in diesen Auflösungsprozess hinein fiel die Entscheidung, die Missionare aus Westafrika in dieser Klinik zu behandeln. Das war fatal.