In seinem 26. Jahr stellt sich der Echo neu auf. Doch ist der deutsche Musikpreis noch zu retten? Vor der Gala in Berlin sorgt einer schon mal für Unruhe. Und ein Superstar fehlt.

Berlin - Eine steife Brise weht vor den Berliner Messehallen. Die Fahnen flattern am Donnerstagabend etwas aufgeregt, am roten Teppich kreischen die Teenies lange bevor die Sonne untergeht. Dort - auf dem Teppich - zeigt sich die deutsche Musikprominenz: Udo Lindenberg und BAP-Sänger Wolfgang Niedecken posieren zusammen. Rammstein-Frontmann Till Lindemann zeigt sich mit Model Leila Lowfire und Lena Meyer-Landrut macht Selfies mit Fans. Auf den ersten Blick hat sich bei der Echo-Gala auch in diesem Jahr nicht viel geändert. Auf den ersten Blick.

 

Der deutsche Musikpreis ist in die Jahre und ins Gerede gekommen. Enttäuschende TV-Quoten, Kritik an der Show und an den Nominierungen - nach einem Vierteljahrhundert sei die Leistungsschau der Pop- und Schlagerbranche „erschöpft“, hatte die ARD den Ausstieg aus der Live-Übertragung im vergangenen Jahr begründet. Nun wird die 26. Verleihung an diesem Freitag auf dem Privatsender Vox zeitversetzt um einen Tag um 20.15 Uhr ausgestrahlt - zusammengeschnitten auf zwei Stunden. Ob der Neustart gelingt? Vor der Gala zeigt sich Deutschlands Popbranche jedenfalls zuversichtlich.

Dabei sorgt Jan Böhmermann wenige Stunden vorher noch für schräge Töne und trübt die Vorfreude mächtig: In seiner Sendung „Neo Magazin Royale“ spricht der Satiriker von „seelenloser Kommerzkacke“, die der Echo immer wieder ehre. „Gefühle abklappern, Trost spenden, Tiefe vorgaukeln“, beschreibt das Lästermaul die deutsche Popmusik. Dabei nimmt Böhmermann den zweifach nominierten Sänger Max Giesinger heftig aufs Korn.

Und lässt danach ein Musikvideo laufen. „Menschen Leben Tanzen Welt“, heißt der Titel, den Böhmermann selber singt. Den Song haben angeblich fünf Schimpansen aus dem Zoo in Gelsenkirchen aus Schnipseln deutscher Poptexte zusammengestellt. Sein Kalkül, dass die Affen im kommenden Jahr für einen Echo nominiert werden, könnte aufgehen. Nach wenigen Stunden klettert der Böhmermann-Act in die Top 20 der iTunes-Charts, bei den Amazon-Downloads schafft er es an die Spitze.

Helene Fischer fehlt in diesem Jahr

„Klar, Preisverleihungen können langatmig sein, das ist bei Preisverleihungen so“, wiegelt Sänger und Produzent Adel Tawil ab. Zu Böhmermann will er sich nicht äußern. „Ich bin entspannt und guter Dinge.“ Also alles wieder gut?

Nicht ganz. Denn ein Echo-Stammgast fehlt dieses Mal: Helene Fischer, Deutschlands Schlagerkönigin („Atemlos durch die Nacht“) ist weder nominiert noch steht sie auf der Gästeliste. Mit 16 Trophäen ist sie vor den Kastelruther Spatzen (13) Echo-Rekordhalterin.

Neue Regeln, neuer Sender, stärkere Jury: Die Verleihung sollte straffer werden, die Juroren sollten mehr Stimmgewicht bekommen. Ein Preisregen wie für Fischer wird in diesem Jahr etwas schwieriger. Für den Echo 2017 wurde die Zahl der Kategorien von 31 auf 22 reduziert, auch die Auswertungsbasis ist eine andere. Zwar sind für die Nominierung die Verkaufszahlen entscheidend, die Jury bekommt bei der Preisvergabe aber mehr Gewicht, ihr Votum fließt neben dem kommerziellen Erfolg zu 50 Prozent in das Ergebnis ein.

Da können viele an dem Preis noch so rummäkeln - bei den zweifach nominierten YouTube-Stars Die Lochis prallt das alles ab. Kritik gebe es ja immer, sagt einer der beiden, Heiko Lochmann. Hier sei alles nur noch „wahnsinnig“ und „megakrass“.